EBIDAT - Die Burgendatenbank

Eine Initiative der Deutschen Burgenvereinigung Menu

Blegge

Geschichte:

Die Wasserburg weist im Mittelalter verschiedene Schreibweisen auf und ist daher auch bekannt unter dem Namen Haus Blech, Blechge, Bleghe oder Blecche. Erst im 19. Jahrhundert setzt sich die Schreibung Blegge durch. Das gleichnamige bergische Ministerialengeschlecht ist 1262 mit Sibodo von Blegge erstmalig urkundlich belegt, jedoch führt Vinzenz von Zuccalmaglio ohne Quellenbeleg bereits für das Jahr 1183 einen Sigwin von Blech auf. Unklar ist, ob die Familie bereits auf Burg Blegge wohnt, da sie ihren Namen von Blee bei Monheim ableitet. In der 1. Hälfte des 15. Jahrhunderts ist Haus Blegge allerdings sicher im Besitz von Ulrich von Menzingen belegt. 1463 verkauft Konrad von Menzingen Haus Blegge zusammen mit einem Turm in Paffrath an den Kölner Domprobst Pfalzgraf Stephan bei Rhein, der den Besitz dem Kölner Domstift übereignet. Das Domstift wiederum belehnt 1485 Wilhelm von der Reven mit der Burg. In der Folge erscheinen unter anderem die Familien von Kalkum gen. Lohausen und Bottlenberg gen. Kessel als Besitzer von Haus Blegge. Im Dreißigjährigen Krieg wird Haus Blegge mehrfach überfallen und steht ab 1643 aufgrund der Kriegsgefahr zwischenzeitlich leer. 1695 kommt es aufgrund von Erbstreitigkeiten zu einer Teilung des Besitzes zwischen den Familien Reven und Kalkum gen Lohausen.
Eine Besitzaufstellung aus dem Jahr 1745 nennt zahlreiche Ländereien, die insgesamt 80 Morgen Land, 10 Morgen Garten, 12 Morgen Wiesen, 10 Morgen Weiher und 300 Morgen Busch umfassen. Hinzu kommen die Paffrather Mühle mit Nebengebäuden und weiterem Land sowie zwei Höfe.
In bürgerlichen Besitz kommt Haus Blegge 1752 mit dem Kölner Kalkfabrikanten Johann Jakob Bützler. Er zeichnet für den barocken Ausbau der Burg verantwortlich. Durch die Heirat seiner Tochter fällt das Gut an den flämischen Kaufmann Johann Baptist de Caluwé. Sein Sohn Franz Wilhelm de Caluwé erwarb den Rittersitz nach den napoleonischen Bestimmungen schließlich zweckgebunden, d. h. ohne Lehnsverpflichtungen. Zwischen 1835 und 1848 war Haus Blegge auch Besitz des bekannten Historikers Vincenz Joseph von Zuccalmaglio, der mit einer Tochter Caluwés verheiratet war. Nach mehreren weiteren Besitzerwechseln wurde Haus Blegge 1951 von den Hiltruper Missionsschwestern vom Heiligsten Herzen Jesu erworben, die dort heute ein Altenheim betreiben. (Tanja Potthoff)

Bauentwicklung:

Über die frühe bauliche Entwicklung von Haus Blegge ist nichts bekannt. Vermutlich ist jedoch der Wassergraben als ein Relikt der mittelalterlichen Anlage zu betrachten. Einen Hinweis auf das Aussehen der mittelalterlichen oder frühneuzeitlichen Burg liefert der Teilungsvertrag von 1695, der die Raumaufteilung beschreibt. Sowohl der Hauptbau als auch ein Wirtschaftstrakt im Norden der Anlage gehen in ihrem barocken Ausbauzustand auf den Kalkfabrikanten Johann Jacob Bützler zurück. Es gibt jedoch Indizien, dass der barocke Bau ältere Teile des Hauses einbezog. So nennt der Teilungsvertrag von 1695 eine kleine Pforte neben dem Turm, die heute noch als Notausgang genutzt wird. Um jedoch in vollem Umfang zu klären, welche mittelalterlichen Bauteile sich in dem barocken Gebäude verbergen, wären eine dezidierte Bauuntersuchung und Archivalienforschung notwendig. Im weitläufigen Park der Anlage ließen die Hiltruper Missionsschwestern ein großes Seniorenwohnheim sowie ein Altenpflegeheim errichten. Weitere Aussagen zur baulichen Entwicklung sind ohne eingehende baugeschichtliche und archäologische Untersuchung nicht möglich. (Tanja Potthoff)

Baubeschreibung:

Haus Blegge präsentiert sich dem Besucher heute in seinem spätbarocken Ausbauzustand, während von der mittelalterlichen Burganlage keine offensichtlichen Spuren mehr vorhanden sind, wenn man von dem Wassergraben, der die Hauptburg umgibt, einmal absieht. Jedoch scheinen zumindest Teile des mittelalterlichen Burghauses für den barocken Umbau verwendet worden zu sein. So blieb der Eckturm erhalten und wurde spiegelbildlich durch einen Eckrisaliten ersetzt. Auch das Kellergeschoss wurde wohl in den jüngeren Bau integriert.
Ein Teilungsvertrag aus dem Jahr 1695 liefert jedoch wichtige Hinweise über das Aussehen der Burg vor ihrem Umbau. Demnach besaß das zweigeschossige Herrenhaus einen Turm an der linken Seite. Über einem Kellergeschoss erhoben sich ein Erdgeschoss und ein Obergeschoss mit jeweils einem "20 Fueß lang[en] und 13 1/2 Fueß breit[en]" Saal mit Kamin, der von mehreren Kammern flankiert wurde. Im Dachgeschoss gab es noch einen "Speicher-Saal" und mehrere Söller. Daneben sind ein Räucherhaus, die "Halfmanns Küchen" und eine "Brawhaus-küch" sowie ein Wirtschaftsbereich mit Ställen, Schuppen, einem Garten und Weihern aufgeführt.
Heute gliedert sich die Burg in eine rechteckige, von einem etwa 20-30 m breiten Wassergraben umgebene Hauptburg und eine nördlich davon gelegene Vorburg, deren erhaltener Nordflügel parallel zur Paffrather Straße verläuft. Betrachtet man die Form des Wassergrabens, ist zu überlegen, ob nicht möglicherweise eine zweite oder ältere Vorburg im Süden der Hauptburginsel gelegen haben könnte, da hier eine annähernd rechteckige halbinselartige Ausbuchtung zu beobachten ist.
Der Zugang zur Burg erfolgt von der Straße aus durch die Vorburg, einem langestreckten Remisentrakt. Die Insel mit dem Hauptbau ist über eine gemauerte Brücke im Westen des Grabens zu erreichen.
Bei dem Hauptbau handelt es sich um einen rechteckigen, zweigeschossigen Bau mit zwei hervorstehenden, quadratischen Ecktürmen an der Westfront. Bemerkenswert sind eine geschnitzte Rokokotür und eine schmiedeeiserne Vorhofeinfassung. An der ostwärts gelegenen Rückseite des Hauses schloss sich ein Landschaftspark an, der heute teilweise durch eine Seniorenwohnanlage überbaut ist. (Tanja Potthoff)

Arch-Untersuchung/Funde:

Eine archäologische Untersuchung hat auf dem Areal von Haus Blegge bislang nicht stattgefunden. Lesefunde sind nicht bekannt. (Tanja Potthoff).