Geschichte:
Die durch die Schriftquellen gesicherten Anfänge der Burg Veynau, die zu den bedeutendsten Wasserburg des Rheinlandes zählt, reichen bis in das zweite Viertel des 14. Jahrhunderts zurück. 1340 trug der Ritter Dietrich Schinnemann von Aldenhoven gen. Ouwe (=Aue) die Burg den Markgrafen von Jülich zu Lehen auf und machte sie zum Offenhaus seines Landesherrn. Vier Jahre zuvor, 1336, ist der Burgherr erstmals als Inhaber des jülichschen Truchsessenamtes und als Erbdrost nachweisbar. Burg Veynau gehörte zu einer Gruppe von Burgen, die das Vorfeld der aufstrebenden Stadt Euskirchen schützten. Zeitweise bedienten sich auch die Erzbischöfe von Köln (1351) sowie die Stadt Köln der Burg Veynau als Offenhaus. Im Zuge einer Fehde konnte Herzog Adolf von Jülich-Berg 1422 Burg Veynau einnehmen. Ob die weitläufige äußere Vorburg tatsächlich zur Aufnahme einer Talsiedlung bestimmt war, wie in der Literatur gelegentlich vermutet wurde, lässt sich nach bisherigem Kenntnisstand nicht sicher belegen. 1429 finden wir Johann Roilmann von Huysen und Hugo von Gren als Inhaber des Lehens Veynau. Nach 1451 gelangte Veynau an die Herren von Bourscheidt. Im 16. Jahrhundert finden wir zeitweise die Familien Harff und Quad als Herren der Burg. Nach mehrfachem Besitzerwechsel gelangte Veynau 1722 an Maximilian Karl von Martial (gest. 1743), dem die Freiherren Beissel von Gymnich folgen. Charakteristisch für das 19. und 20. Jahrhundert ist erneut ein häufiger Wechsel der Besitzer (u.a. ab 1843 Herzog Prosper Ludwig von Arenberg). Heute beherbergt das in Privatbesitz befindliche und aufwändig sanierte Anwesen u. a. Wohn- und Geschäftsräume. (Jens Friedhoff)
Bauentwicklung:
Die baulichen Anfänge der Burg Veynau reichen bis in die erste Hälfte des 14. Jahrhunderts zurück. Große Teile der Burg gehören dem spätmittelalterlichen Gründungsbau der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts an und wurden in der Folgezeit baulich verändert bzw. überformt. Hierzu gehören u. a. das querrechteckige Herrenhaus an der Südseite mit den beiden feldseitig die Fassade flankierenden Türmen sowie Teile der Ringmauer der Kernburg und die innere Vorburg. Die größere, zweite Vorburg datiert vornehmlich in die Mitte des 15. Jahrhunderts. Vor die hofseitige Fassade des Herrenhauses trat im 16. Jahrhundert ein polygonaler Torturm sowie ein eingeschossiger Standerker. Weitere bauliche Veränderungen erfolgten nach Ausweis von Jahreszahlen an der Außenfassade 1664. 1708 wurde Burg Veynau auf Befehl des französischen Generals Lacroy entfestigt, jedoch in der Folgezeit wiederhergestellt. Das Raumpgrogramm des Hauptgebäudes erfuhr nach 1722 erhebliche Veränderungen im Zusammenhang eines geplanten Ausbaues, den der jülich-bergische "Generallandmesser Johann Georg Frick" im Auftrag des Maximilian Karl von Martial (gest. 1743) durchführte. Ein von Frick gezeichneter Lageplan lässt noch deutlich den linken Seitenflügel des Herrenhauses erkennen, während sich der in der Südwestecke befindliche quadratische Flankenturm offenbar nach der Zerstörung von 1708 noch in ruinösem Zustand befand. Die von Laternen bekrönten geschweiften Hauben der beiden feldseitigen Türme sind barocke Zutaten. Wie die teilweise Überbauung von Zinnen und Schießscharten im obersten Geschoss an der nördlichen Schmalseite des Herrenhauses durch einen Staffelgiebel erkennen lässt, verfügte das Gebäude ursprünglich wohl über ein Walmdach.
Recht problematisch ist die Datierung baulicher Einzelheiten der beiden Vorburgen. Die runden mit Schießscharten und Zinnen versehenen runden Flankierungstürme dürften teilweise erst im 15. Jahrhundert entstanden sein. Das Torhaus der äußeren Vorburg weist über dem spitzbogigen Tor das Allianzwappen Bourscheid/Cruwel von Gimborn auf und datiert ins 15. Jahrhundert. Zu den spätesten Bauten im Bereich der weitläufigen Anlage gehört das um 1900 im Auftrag der Herzöge von Arenberg entstandene Pächterhaus in unmittelbarer Nachbarschaft des äußeren Torhauses gelegen. In den 1990er Jahren wurde die burgenkundlich herausragende Wasserburg grundlegend saniert. (Jens Friedhoff)
Baubeschreibung:
Die im Veybachtal bei Wißkichen gelegene Wasserburg Veynau zählt zu den bedeutendsten Anlagen des Rheinlandes und beeindruckt vor allem durch ihre Ausdehnung von 75 x 130 Metern. Ungeachtet zahlreicher baulicher Veränderungen hat die Anlage einen großen Teil ihrer Originalsubstanz aus dem späten Mittelalter bewahren können. Burg Veynau zählt zu den wenigen Wasserburgen, die zwei Vorburgen aufweisen. Ob die weitläufige äußere Vorburg des 15. Jahrhunderts ursprünglich eine kleine Talsiedlung aufnehmen sollte, lässt sich nicht mit letzter Sicherheit sagen. Der Besucher betritt die durch mehrere halbrunde Flankentürme gesicherte Vorburg durch einen quadratischen Torturm mit spitzbogiger Durchfahrt, rechteckiger Zugbrückenblende und einem Wurferker. An der gegenüber gelegenen Südseite befand sich offenbar im Spätmittelalter ein weiterer durch einen Schalenturm gesicherter Zugang zur Burg, der später zu einer Mühle umgebaut wurde. Eine Brücke gewährt Zugang zur inneren Vorburg, die durch ihre mit Schießscharten versehene Ringmauer und mehrere ebenfalls mit Schießscharten und Zinnen ausgestatteten runden Ecktürme beeindruckt. Das etwa in der Mitte der Nordseite gelegene rundbogige Tor ist Resultat einer baulichen Veränderung des 16. Jahrhunderts. Rechts und links lehnten sich an die Ringmauer Wirtschaftsgebäude an. Die oben erwähnten Flankentürme waren teilweise mit Abortanlagen und Kaminen ausgestattet. Nordwestlich schließt sich an die Ringmauer der Kernburg eine schmale Zwingeranlage an, die einen weiteren imposanten Flankenturm und zwei schmale Rundtürmchen besitzt. Besondere Beachtung verdient das querrechteckige Herrenhaus, ein über einem Keller errichteter zweigeschossiger Bau, der an der Feldseite einen quadratischen und einen runden Flankenturm aufweist. Die fünf- bzw. sechsgeschossigen Türme werden von barocken Hauben mit Laternen bekrönt. Der an der Südwestseite gelegene Viereckturm weist fünf Geschosse auf, während der Rundturm über sechs Stockwerke verfügt. Steinerne Konsolen im obersten Geschoss des Rundturms sprechen für die Existenz eines vorkragenden Wehrgangs. Bauliche Reste des Wehrgangs mit vermauerten Zinnen und breiten Scharten sind im oberen Bereich des Herrenhauses unterhalb der Dachtraufe erkennbar. Der Treppengiebel an der Nordwestseite bezieht die älteren Wehrelemente mit ein. An der Hofseite befindet sich ein polygonaler Treppenturm des 16. Jahrhunderts. Als Baumaterial diente Schieferbruchstein. Die Mauern der Hauptburg und der inneren Vorburg wurden über einem Quadersockel errichtet und der Viereckturm des Herrenhauses zeichnet sich durch eine sorgfältig bearbeitete Eckquaderung mit Randschlag aus. (Jens Friedhoff)