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Bürgel

Geschichte:

In der Burgenlandschaft des Bergischen Landes kommt Haus Bürgel, unweit der Stadtgrenze von Düsseldorf gelegen, eine Sonderstellung zu. Die im Kern hochmittelalterliche Anlage entstand unter Verwendung der Ruinen des spätrömischen Kastells des 4. nachchristlichen Jahrhunderts. In fränkischer Zeit gehörte Bürgel zu den Königsgütern. 1019 wird Bürgel als "Castrum in Burgela" erwähnt. Der Kölner Erzbischof Heribert überließ den Besitz der Abtei Deutz. Im Hochmittelalter hatte zu Bürgel eine Ministerialenfamilie der Abtei ihren Sitz. Noch 1326 trägt Winrich von Bürgel die Burg der Abtei Deutz zu Lehen auf. Als Nachfolger der von Bürgel treten die von Zobbe in Erscheinung und 1359 fällt das Lehen an Reinhard Besendriesch. Es folgen 1378 die von Kniprode, dann die von Daem zu Broich. Mitte des 17. Jahrhunderts ging Bürgel an die von Nesselrode über, die das Anwesen noch bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts als Pachthof bewirtschaften ließen. Heute beherbergt der 1989 von der NRW-Stiftung erworbene umfassend sanierte Adelssitz eine Biologische Station sowie seit 2009 ein Museum zur römischen Geschichte des Ortes. (Gabriele Rustemeyer)

Bauentwicklung:

Weit besser als die bauliche Entwicklung des Adelssitzes ist die römische Kastellanlage Bürgel erforscht worden. Teile der Umfassungsmauer des spätrömischen Kastells mit Ecktürmen wurden im Hochmittelalter in den Ministerialensitz mit einbezogen. Das Kastell bestand bis zur zweiten Hälfte des 5. nachchristlichen Jahrhunderts, geriet in Verfall und wurde erst in karolingischer Zeit wieder genutzt. Inmitten des Kastells bzw. der späteren Burg befand sich die Kirche St. Maternus, die ursprünglich als Pfarrkirche für das nahe gelegene Zons diente. Das an einer Ecke gelegene Herrenhaus des Rittersitzes erfuhr mehrfach bauliche Veränderungen und verdankt sein heutiges Erscheinungsbild einem 1837 durchgeführten Um- und Ausbau. Initiatoren der baulichen Maßnahmen des 19. Jahrhunderts waren die Grafen von Nesselrode. Nach umfassender Sanierung präsentiert sich die Anlage heute in sehr gepflegtem Zustand. (Gabriel Rustemeyer)

Baubeschreibung:

Der Adelssitz Bürgel lag bis zum Durchbruch des Rheins auf der linken Rheinseite und beherbergte mit der St. Maternus die Pfarrkirche der kurkölnischen Stadt Zons. In seinen Ursprüngen geht Bürgel auf ein spätrömisches Kastell zurück. Das dem Quadriburgium-Typ (Mauerinnenbebauung mit offenem Innenhof) angehörige Kastell wurde über einem annähernd quadratischen Grundriss von 64,5 x 65,5 m errichtet. An der Ost- und Westmauer befanden sich rechteckige Tortürme und in der Mitte der Südmauer eine Schlupfpforte. Die vier Ecken wurden von Rundtürmen flankiert. Der Flankensicherung der zwischen den Ecktürmen gelegenen Mauerzüge dienten an jeder Seite zwei weitere halbrunde Schalentürme. An die bis zu zwei Meter starken Mauern lehnten sich die Kasernenbauten an. Im Süd- und im Nordtrakt stieß man bei archäologischen Untersuchungen auf zwei Räume mit Fußbodenheizung. Das Kommandantenhaus mit einer Badeeinrichtung lag an der Südseite des Kastells. Gut erhalten hat sich vor allem die aus Tuffstein mit Ziegelbändern aufgeführte Südmauer, die noch auf einer Länge von 40 m bis zu einer Höhe von 3 m nachvollziehbar ist. Vor dem Osttor befand sich eine spätantike Getreidedarre. Gesichert wurde die Anlage durch Gräben. Über den mittelalterlichen Adelssitz ist wenig bekannt. Das an der Südostecke gelegene Herrenhaus entstand in seiner jetzigen Form im Jahr 1837. Es handelt sich um einen über einem Keller errichteten zweigeschossigen Bau aus Backstein mit Krüppelwalmdach und einem feldseitigen quadratischen Eckturm mit flacher Haube. Der mittelalterliche Viereckturm am Herrenhaus und ein schräges Mauerstück an der Südwestecke ummanteln einen römischen Rundturm. Den Binnenhof begrenzen z.T. moderne Wirtschaftsgebäude des 19. Jahrhunderts. Zu den ältesten bislang bekannten Ansichten des Hauses Bürgel zählt eine um 1735 entstandene Zeichnung des wallonischen Malers Renier Roidkin. Sie zeigt das schlichte fünfachsige Herrenhaus mit dem Turm, umgeben von niedrigen Wirtschaftsgebäuden. (Gabriele Rustemeyer).

Arch-Untersuchung/Funde:

Archäologische Untersuchungen des Hauses Bürgel wurden 2002 publiziert.