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Wolkenburg an der Zwickauer Mulde

Geschichte:

Die geschichtlichen Anfänge der über dem Tal der Zwickauer Mulde gelegenen Wolkenburg reichen bis in die erste Hälfte des 13. Jahrhunderts zurück. Unklar ist, ob die Burggründung bereits in das ausgehende 12. Jahrhundert zu setzen, ist, wie in der älteren Literatur gelegentlich behauptet wird. Sicheren Boden betreten wir jedoch erst mit der urkundlichen Nennung des Hugo von Wolkenburg im Jahr 1241. Es handelte sich um einen sich nach der Burg benennenden Reichsministerialen. Burggründung, Herrschaftsbildung und Besiedlung des Raumes waren aufeinander bezogen. Einer näheren Untersuchung bedarf noch die Verbindung der Herrschaft Wolkenburg zu der größeren Herrschaft Drachenfels (wüste Burg bei Penig). Ab dem 13. Jahrhundert befand sich Wolkenberg für etwa einhundert Jahre im Besitz des gleichnamigen Reichsministerialengeschlechts bzw. der Herren von Colditz, von denen sich eine eigene Linie nach Wolkenburg benannte. Im 15. Jahrhundert wurde die Herrschaft Wolkenburg dem Territorium der Wettiner einverleibt. Seit 1409 verfügten die Markgrafen von Meißen über die Wolkenburg, die zuvor kurzzeitig den Herren von Einsiedel gehörte. Im zweiten Viertel des 15. Jahrhunderts gelangten Burg und Herrschaft Wolkenburg als Lehen an die Familie von Kaufungen.1455 fiel Wolkenburg an die sächsischen Landesherren zurück und wurde an die Familie von Ende als Lehen ausgegeben. Von 1635 bis 1945 befand sich Schloss Wolkenburg im Besitz der Herren bzw. seit 1745 Grafen von Einsiedel. Nach 1945 diente das Schloss zur Unterbringung schulischer Einrichtungen und Wohnungen. 2000 erwarb die Stadt Limbach-Oberfrohna Schloss Wolkenburg, die sich zur Erhaltung der Anlage sowie zu einer kulturellen Nutzung verpflichtete. Nach umfangreichen Sanierungsarbeiten 2006-2010 dient das Schloss u. a. als Museum und bildet den Rahmen für kulturelle Veranstaltungen. (Jens Friedhoff)

Bauentwicklung:

Das Erscheinungsbild des Schlosses Wolkenburg wird im Wesentlichen durch die nachmittelalterlichen Umbauten bestimmt. Informationen zur baulichen Entwicklung der hochmittelalterlichen Gründungsanlage des 13. Jahrhunderts fehlen bislang. Insbesondere die zum Muldetal hin orientierten drei- bis viergeschossigen Gebäude der Hauptburg weisen sehr wahrscheinlich noch bauliche Reste der mittelalterlichen Anlage auf. Der im Südosten gelegene Hauptbau zeigt zudem noch Porphyrfenstergewände, die aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts stammen. Grundsätzlich ist die mittelalterliche Situation der Burg insbesondere im Eingangsbereich kaum noch nachvollziehbar und wurde durch den Bau der Kirche und die Anlage eines frühneuzeitlichen Rittergutes verwischt. Zahlreiche Umbauten erfolgten vom 16. bis zum 18. Jahrhundert. Maßgeblichen Einfluss auf die bauliche Entwicklung des Schlosses hatten der Konferenzminister Detlev Carl von Einsiedel (1737-1810) und Detlev von Einsiedel (1773-1861). Im Westen der Hauptburg entstand 1873 in Formen der Neorenaissance das so genannte Witwenhaus. In die Wirtschaftsgebäude im Norden und Nordosten der Ringmauer wurde ein Turm mit quadratischem Grundriss eingebunden, der in das Jahr 1795 datiert. (Jens Friedhoff)

Baubeschreibung:

Die Gebäude des auf einem Bergsporn über dem Tal der Zwickauer Mulde gelegenen Schlosses, gruppieren sich um einen länglich-ovalen Hof. Nach Norden schließt sich das ehemalige Vorburgareal an. An der Südseite liegt der drei- bis viergeschossige Haupttrakt des Schlosses, der z.T. profilierte Porphyrfenstergewände aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts aufweist. Die dem Muldetal zugewandte Fassade wird lediglich durch die Eckquaderung sowie einen halbrund vorspringenden Erker akzentuiert. Bekrönt wird der Bau durch ein Mansarddach. Hofseitig befindet sich ein runder Treppenturm im Gebäudewinkel des Hauses. Die Westseite des Hofareals begrenzt das 1873 in Formen der Neorenaissance aufgeführte Witwenhaus, ein zweigeschossiger Bau mit steilem Mansarddach und einem risalitartigen Mittelteil, in dem sich das rundbogige Eingangsportal befindet. Nördlich befinden sich eingeschossige Wirtschaftsgebäude mit Pultdächern sowie ein Turm über quadratischem Grundriss, der die Durchfahrt in den Burghof aufnimmt. Das runde Turmobergeschoss wird durch Lisenen gegliedert und den Abschluss bildet eine welsche Haube mit Laterne. Die orginale Ausstattung des Schlosses ging zum Teil verloren. Besondere Beachtung verdient der Festsaal mit aufwendiger Stuckdekoration im Stil des frühen Klassizismus 1790. Der Raum erhielt um 1850/60 eine neue Ausmalung. Bei dem Schlosspark handelt es sich um eine ursprünglich terrassierte Gartenanlage im Süden und Osten des Schlosses, die 1694 angelegt wurde. In der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts barock überformt wurde die Anlage zwischen 1795 und 1805 unter Detlev Carl Graf Einsiedel erweitert und in einen englischen Landschaftsgarten umgewandelt. (Jens Friedhoff)