EBIDAT - Die Burgendatenbank

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Nógrád

Geschichte:

Die aus der Name (Nógrád, Novi grad = neue Burg) abgeleitete, noch für die Zeit vor der ungarischen Landnahme vorausgesetzte (slawische) Befestigung sucht man auch auf dem im östlichen Vorfeld des Börzsöny-Gebirges frei stehenden, 286 M hohen Felsenhügel. Die Ausdehnung des Plateaus beträgt etwa 250 x 350 m. Die Burg kommt aber in den Schriftquellen - abgesehen von der umstrittenen Gesta von Anonymus - nicht vor. Die namengebende Befestigung des königlichen Komitates Nógrád lag wahrscheinlich hier. Ihr erster Gespan wird urkundlich 1108 erwähnt. Nach der Auflösung des königlichen Komitats-Systems kommt die Burg zwischen 1274 und 1284 in den Besitz des Bischofs von Vác. Die Anlage konnte eine militärische Rolle spielen, als die vom Norden eingedrungenen hussitistischen Brüder um Mitte des 15. Jhs. Viele Befestigungen der Umgebung erobern konnten. Eine direkte Bautätigkeit an der Burg ist aber nur während der Zeit des Bischofs Nikolaus Báthori (1475-1506) nachzuweisen. Die Osmanen haben die Befestigung 1544 erobert, die dann 50 Jahre lang unter türkischer Herrschaft blieb. Der Feldherr des 15jährigen Krieges, Miklós Pálffy konnte die Burg 1594 durch Belagerung erneut einnehmen. Schrift- und Bildquellen informieren über den darauf folgenden Ausbau der Anlage. Die Burg konnte während der osmanischen Belagerungen von 1598 und 1626 noch Wiederstand leisten, Großvezir Köprülü Ahmed nahm sie aber 1663 nach schweren Kämpfen ein. Den großen Turm hatte 1685 ein Blitzschlag zerstört so konnten die vereinigten christlichen Heere die Burg kampflos besetzen. Sie spielte noch während des Rákóczi-Aufstandes eine gewisse militärische Rolle, 1709 liessen die Kurutzen aber die wichtigsten Bauten sprengen (stvan Feld)

Bauentwicklung:

Weder die genauere Stelle, bzw. die Ausdehnung, noch die Details der vor der 2. Hälfte des 15. Jhs. Hier errichteten Befestigungen sind zur Zeit bekannt. Die vom Bischof Nikolaus Báthori völlig um- oder neugebaute, etwa 40x30 M große, einst mit einem eigenen Graben umwehrte ovale innere Burg mit einem großen Turm auf der höchsten Stelle des Plateaus bildete aber den Kern der späteren Erweiterungsarbeiten. Zuerst entstand vermutlich ein vorgelagertes Verteidigungswerk (Barbakane) vor der Brücke des westlichen Einganges neben dem Turm. Dies könnte noch zu Beginn des 16. Jahrhunderts erfolgt sein. Später, wahrscheinlich gleich nach der Rückeroberung von den Osmanen, um 1600, baute man einen groß angelegten Mauergürtel am Plateaurand. Diese Ringmauer erhielt zwei halbkreisförmigen Batterietürmen an der Nordseite und wurde mit einer neuen Toranlage direkt bei der erwähnten Barbakane versehen. Das heutige Tor datiert aber noch etwas später. Es stammt wahrscheinlich aus der letzten Bauphase, als vor 1639 (nach einem Stich von Le Dentu) auch die beiden Bastionen an der Westseite (Új bástya és Császárné-bástya, d. h. Neu- bzw. Kaiserin-Bastei) erbaut wurden. Eine Jahreszahl an der Új-Bástya kann als 1622“interpretiert werden. (Istvan Feld).

Baubeschreibung:

Das heutige Aussehen der am Westrand der Gemeinde befindlichen attraktiven Hügel erbauten relativ grossen Burganlage ist einerseits durch die besonders an der West- und Nordseite immer noch hoch stehenden, zum Teil schon sanierten äusseren Festungsmauern (zwei fünfeckige Bastionen bzw. zwei halbrunde Geschütztürme, wovon eins im NO in voller Höhe steht, heute mit einem Dach versehen), anderseits durch den Stumpf des einst qadratischen NW-(Wohn)turmes der inneren Burg bestimmt – der letztere hat viele Details (Kamine, Fenster) von wenigstens drei Geschosse aufbewahrt, seine Sanierung ist eine dringende Aufgabe. Auch die Doppeltoranlage der Festung im NO fast komplett erhalten, Schiessscharten- und Zinnenreste des äusseren Mauergürtels sind auch noch zu beobachten. Auf die ehemalige Ausdehnung der kleinen inneren Burg deuten niederigere Mauerzüge besonders auf der Nordseite hin. Relativ hoch stehen noch die Mauerteile des Torvorwerkes (Barbakane) westlich von dem hohen Turm, die genauere Form dieses Baus ist aber schon nicht eindeutig festzustellen. Das innere Gebiet der Festung ist im Süden nur mit Gras bewachsen, bewaldet ist nur der SO-Hang des Hügels, wo die Reste der zerstörten, nur aus Bildquellen des 17. Jhs. bekannten südlichen Verteidigungswerke zu suchen sind. (I.F.)

Arch-Untersuchung/Funde:

Die erste, aber sehr begrenzte wissenschafliche Grabung führte 1949 im westlichen Graben der inneren Burg M. Héjj durch. Er fand neben dem Brückenpfeiler die Wappentafel des Bischofs Báthori mit der Jahreszahl 1483. Anlässlich der Sanierungsarbeiten der äusseren Festungsmauern führte vor 2000 Z. Simon kleinere baubegleitende Forschungen durch. Seit 2000 gräbt hier G. Tomka, der nicht nur die Sanierung der nördlichen Mauerabschnitte begleitete, sondern mit kleineren Sondierungsschitten auch die Freilegung der inneren Burg bzw. der Barbakane vorbereitete. Zu den bisher hier geborgenen Funden existiert noch keine Publikation. (Istvan Feld).