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Kapuvár-kastély

Geschichte:

Nach der sog. Bilderchronik aus dem 14. Jh. sollte 1074 ein "Castrum Portae" (das ungarische Wort "kapu" ist identisch mit dem lateinischen „porta) in NW-Ungarn existiert haben. Vermutlich spielte die Anlage eine Rolle für die Grenzverteidigung des Königreiches. In einer Urkunde aus dem Jahre 1162 wird ein "castrum, quod vulgariter Capuu dicitur" erwähnt. 1291 kommt der Kastellan "de Kapu" vor. Die Befestigung blieb bis 1387 im königlichen Besitz. König Sigismund von Luxemburg schenkte die Anlage in diesem Jahr der bedeutenden Adelsfamilie Kanizsai. Durch Heirat erhielt die Burg 1536 Tamás Nádasdy. Nachdem die Osmanen die mittleren Teile des Königreiches erobert hatten, gehörte die Anlage zu den Grenzbefestigungen, an denen umfangreiche Bauarbeiten durchgeführt wurden. Nachdem 1594 die Osmanen die nahe Haupfestung Gyor erobert hatten, kam auch Kapu für 4 Jahre unter türkische Oberhoheit. Nach der Enthauptung von Ferenc Nádasdy gelangte das Objekt 1681 an die Familie Esterházy, die deren Besitz sie bis zum Zweiten Weltkrieg verblieb. Danach erfuhr das Schloss zahlreiche Umnutzungen. Seit 1960 sind hier die Büroräume, die Bücherei und das Museum der Stadt untergebracht (Istvan Feld)

Bauentwicklung:

In Ermangelung umfangreicher Forschungen geht man bis heute davon aus, dass die Befestigung des 11-13. Jhs. An der Stelle des heutigen Schlosses stand. Auch die spätmittelalterlichen bzw. frühneuzeitlichen Bauten sind nicht näher bekannt. Mitte des 16. Jhs. Ist die Anwesenheit italienischer Bauleute bezeugt. Nach einer Feuersbrunst liess Ferenc Nádasdy um 1688 die Burg umbauen. Die barocke Anlage des ausgehenden 17. Jahrhunderts ist auf einem Stich von Matthias Greischer abgebildet. Danach stand hier eine dreigeschossige Vierflügelanlage mit Eckbastionen. Die Befestigungen liess Antal Esterháy 1709 niederreissen. Die heutigen Bauten entstanden um Mitte des 18. Jhs. 1843 brannte das Gebäude ab. Die letzten größeren denkmalpflgerischen Arbeiten wurden 1958-1960 durchgeführt. (Istvan Feld)

Baubeschreibung:

Im Stadtzentrum von Kapuvár,direkt an der südlich vorbeiführenden Hauptstraße steht heute nur ein N-S-gerichteter, langer, zweigeschoßiger Gebäudeflügel, mit Eckrisaliten. In der Mitte eine - im Osten auch mit einem Risalit versehene - Tordurchfahrt Eine barocke Brücke über den Westgraben trennt das Schloss vom Hauptplatz der Stadt. Die Ausbildung der durch Lisenen gegliederten Fassaden weist auf das 18. Jh., sowie auf einen späteren Umbau hin. Die äußeren Befestigungen – vor allem die Gräben – wurden in der Neuzeit noch nicht vollkommen beseitigt. In das 18. Jh. datiert ein noch existierender Brückenbau. Weitere Teile der Anlage fielen im Süden erst Mitte des 20. Jhs. Dem Straßenbau zum Opfer. Die Reste der ehemaligen Gartenanlage – heute eine öffentliche Parkanlage der Stadt – weist noch Spuren der früheren Befestigung auf. (Istvan Feld)

Arch-Untersuchung/Funde:

Eine systematische archäologische Untersuchung fand bisher auf dem Areal des Burgschlosses nicht statt. 1960-1961 stieß man bei den Sanierungsarbeiten bzw. während der Bauarbeiten eines Kulturhauses im Burghof auf die Holzpfosten der Grundmauern. Bei Kanalisationsarbeiten fand man 1961 im einstigen Nordgraben ein für das 10. Jh. typisches Gefäss mit sog. Rippenhals. Aus dem Gebäude sind gestemplete Ziegelsteine (CFDNIC 1668) bekannt. Anlässlich der Gasleitungsbauarbeiten sondierte 1998 J. Gömöri die nördlichen Mauerzüge und die NW-Bastei (Istvan Feld)