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Wickrath

Geschichte:

Eine erste Erwähnung der Burg Wickrath findet sich in der 1104/1105 verfassten Vita Annonis, der Lebensbeschreibung des 1075 verstorbenen Kölner Erzbischofs Anno II. Der 1118 erwähnte "Gerardus de Wyckerade" gehörte dem Adelsgeschlecht Hochstaden an, das bis zu Beginn des 14. Jahrhunderts über die Burg verfügte. 1311 ist der Ritter "Willem von Millen" als Eigentümer der Burg Wickrath überliefert. Er war ein Gefolgsmann des Grafen von Geldern. Spätestens ab 1338 befand sich die Familie von Broekhuysen im Besitz des Anwesens. Die Grafen von Geldern behielten das Recht bei, die Burg als Offenhaus zu nutzen. Die Burg diente zugleich als Verwaltungssitz des geldrischen Amtes Krickenbeck. Nachdem die Habsburger Fürsten 1482 die Herrschaft über Wickrath eroberten, wurde Heinrich von Hompesch 1488 durch den Kaiser mit der Burg belehnt, wodurch die geldrische Herrschaft in ein Reichslehen umgewandelt wurde. Nach dem Tode Heinrichs von Hompesch 1502 erbte sein Stiefsohn Dietrich von Quadt die Herrschaft über Wickrath. Seine Nachfolger blieben bis zum Einmarsch der französischen Revolutionstruppen im Besitz der inzwischen zum Schloss umgebauten Burg Wickrath. Die Franzosen nutzten das Anwesen ab 1803 als Gestüt. In dieser Funktion übernahmen es auch die darauffolgenden Preußen. Noch heute dient das im Besitz der nordrhein-westfälischen Landesregierung befindliche Schloss der Pferdeaufzucht. (Hans-Jürgen Greggersen)

Bauentwicklung:

Die Baugeschichte der mittelalterlichen Burganlage ist weitgehend ungeklärt. Eine Abbildung des 17. Jahrhunderts lässt einen zweigeschossigen Winkelbau und einen freistehenden Turm von vermutlich spätmittelalterlicher Entstehungszeit erkennen. Spätestens beim Neubau der gesamten Anlage ab dem Jahre 1746 unter Wilhelm Otto Friedrich von Quadt wurden alle mittelalterlichen Reste der Burg beseitigt. Das Herrenhaus der barocken Schlossanlage musste 1859 wegen Baufälligkeit abgetragen werden. An seiner Stelle entstand 1875 der Neubau eines Wohnhauses für den Gestütsdirektor. Der östliche Gebäudekomplex der Vorburg wurde 1883 in seinen alten Formen erneuert. (Hans-Jürgen Greggersen)

Baubeschreibung:

Über das mittelalterliche Aussehen von Burg Wickrath ist kaum etwas bekannt. Einen vagen Eindruck überliefert ein Porträt Wilhelm Thomas von Quadts aus der Mitte des 17. Jahrhunderts, in dessen Hintergrund ein zweigeschossiger Winkelbau und ein freistehender Turm zu erkennen sind. Von den Barockbauten des 18. Jahrhunderts hat sich der Westflügel der Vorburg weitgehend erhalten. Der freistehende Baukörper erstreckt sich über einem H-förmigen Grundriss. Ein pavillonartiger Mittelbau betont mit seinen zwei Geschossen die Achse des eingeschossigen Traktes. Aufwändig gestaltete Ornamente und Skulpturenschmuck zieren sein Äußeres. Die Gebäude sind durch Mansarddächer gedeckt. Der symmetrisch angelegte Flügel der Ostseite wurde Ende des 19. Jahrhunderts von einem Brand heimgesucht. Bei seiner Erneuerung nahm man auf seine frühere Gestaltung Rücksicht. Das ursprünglich eindrucksvolle barocke Herrenhaus wich einem eher schlichten Wohnbau in neubarocken Formen. Die Gebäude befinden sich in einer weitläufigen Parkanlage, die in ihren Grundzügen noch den barocken Ursprung erkennen lässt. (Hans-Jürgen Greggersen)