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Rheydt

Geschichte:

Eine Urkunde des Jahres 1190 überliefert, dass der damalige Kölner Erzbischof Philipp von Heinsberg Burg Rheydt für das Kölner Erzstift erwarb. Das kölnische Lehen wurde vermutlich an die Herren von Heppendorf vergeben, die sich darauf von Rheydt nannten. Bis 1312 bildete sich um Burg Rheydt eine umfangreiche Herrschaft mit eigener Gerichtsbarkeit aus. 1345 erfolgte die Anbindung an die Grafschaft Jülich, in dem die Burg dem Grafen von Jülich als Offenhaus angetragen wurde. Ab 1437 kam es wiederholt zu Übergriffen und Plünderungen von vorbeiziehenden Kaufleuten auf der nahegelegenen Handesstraße, so dass Truppen der Stadt Lüttich 1464 die Burg Rheydt belagerten und brandschatzten. Zu dieser Zeit übte Johann von Arendael, der die Erbtochter Beatrix von Rheydt geheiratet hatte, die Herrschaft über die Besitztümer aus. Dieser verzichtete jedoch 1468 zugunsten seines Schwiegersohns Wilhelm von Nesselrode auf das Lehen. Da dieser kinderlos starb, ging die Burg an die zweite Tochter des Johann von Arendael, Johanna, die mit Heinrich von Bylandt verheiratet war, der im Jahre 1500 mit der Herrschaft belehnt wurde. Obwohl es im 18. Jahrhundert wiederholt zu Erbauseinandersetzungen kam, verfügten die Nachkommen Heinrichs von Bylandts bis zum Einmarsch der französischen Revolutionstruppen 1794 über das Schloss. Nach mehreren Besitzerwechseln während des 19. Jahrhunderts, erwarb 1917 die Stadt Rheydt das Schloss, in dem 1922 das städtische Museum einzog. Seit der kommunalen Neugliederung 1975 ist die Stadt Mönchengladbach Eigentümerin von Schloss Rheydt. (Hans-Jürgen Greggersen)

Bauentwicklung:

Die Baugeschichte Schloss Rheydts konnte vor allem aus den Grabungen und Bauuntersuchungen des Rheinischen Amtes für Denkmalpflege zwischen 1988 und 1995 geklärt werden. Dabei stellte man fest, dass das Haupthaus auf einem angeschütteten Hügel errichtet ist. Ob die Aufschüttungen von einer vormaligen Motte stammen, konnte nicht eindeutig geklärt werden. Der erste nachweisbare Steinbau wurde in der Zeit um 1300 errichtet. Die ergrabenen Backsteinfundamente besitzen eine Dicke von rund 2 m. Zumindest im Süden verfügte der Bau über einen Rundturm, der vermutlich eine Wendeltreppe aufnahm. In einer zweiten Bauphase um die Mitte des 14. Jahrhunderts fand eine erste Erweiterung nach Nordwesten statt. Die Ecken des Anbaues verfügten über zwei ausbuchtende Rundtürme. Wohl nach den feindlichen Zerstörungen von 1464 versah man die Hauptburg mit einer Wehrmauer mit halbrunden Türmen, die die Funktion eines Zwingers einnahm. Beginnend mit dem Nordflügel, den Heinrich von Bylandt um 1525 als freistehenden Palas vorsah, wurde das Herrenhaus im 16. Jahrhundert abschnittweise neu errichtet und zu einem zweiflügeligen Winkelbau erweitert. In der Zeit um 1559/60 begann schließlich unter Otto von Bylandt der Ausbau des mittelalterlichen Burghauses zum heute überlieferten Renaissanceschloss. Die Pläne dazu lieferte der italienische Architekt Alessandro Pasqualini. Zugleich mit dem Ausbau der Hauptburg umgab man die Anlage mit einem Ring von Bastionen, die mit entsprechenden Kasematten und Geschützkammern ausgestattet waren. Im Anschluss, etwa um 1590, fand die Erneuerung der beiden Vorburgen sowie des Torhauses statt. Zwischen 1644 und 1646 schleiften hessische Truppen die Bastionen und Verteidigungsanlagen, 1648 wurde der Nordflügel der äußeren Vorburg zerstört, wobei auch das Herrenhaus Schäden erlitt, die man bis 1686 wieder behob. Nachdem die Stadt Rheydt 1917 das Schloss übernommen hatte, fanden in den 20er Jahren erste Sanierungsmaßnahmen statt. 1940 plante die NS Gauleitung ein Gästehaus in Schloss Rheydt einzurichten, wobei vor allem das Innere im Neorenaissancestil hergerichtet wurde. In den Jahren 1952/53 wurde zunächst das Herrenhaus und zwischen 1969 und 1977 die Vorburg zu Museumszwecken umgestaltet. Von 1986 bis 1995 musste die Anlage umfassend saniert und statisch gesichert werden. (Hans-Jürgen Greggersen)

Baubeschreibung:

Die aus zentralem Herrenhaus, zwei Vorburgen und einem Ring von Bastionen bestehende Anlage ist von einem System aus doppelten Wassergräben umgeben. Über eine Brücke gelangt man von Westen zum langgestreckten Torhaus aus dem 16. Jahrhundert. Die Toreinfahrt, die ehemals eine Zugbrücke aufnahm, wird von einer Gliederung aus Pilastern eingefasst. Während die Fenster auf der Grabenseite des zweigeschossigen Gebäudes nachträglich eingebrochen wurden, gehören die zahlreichen Schießscharten der ursprünglichen Bauzeit an. Das den ersten Vorhof nach Süden eingrenzende Restaurantgebäude ist modernen Ursprungs, orientiert sich in seinem Verlauf aber an dem historischen Vorgänger. Ein langer zweigeschossiger Bautrakt bildet im Nordosten die Grenze zwischen den beiden Vorburgen. Zwei quadratische Türme betonen seine äußeren Ecken und durch eine rundbogige Tordurchfahrt erreicht man den Hof der inneren Vorburg. Ein im Südosten anschließender Flügel erweitert die innere Vorburg zu einem Winkelbau. Die noch im 16. Jahrhundert entstandene Vorburg wurde im 20. Jahrhundert den modernen Bedürfnissen eines Museumsbetriebs angepasst. Eine weitere Brücke über den inneren Wassergraben führt zum Tor des Haupthauses. Die beiden Flügel des zweigeschossigen Backsteinbaues erheben sich über einem hohen Sockel. Der wehrhafte Charakter des Herrenhauses macht sich noch in den Schießscharten des Sockelgeschosses bemerkbar. Der reiche, in Sandstein ausgeführte Schmuck des Renaissancebaues hebt sich mit seinen architektonischen Gliederungen wie Pilastern, Säulen, Gesimsen und Skulpturen von der farbig gefassten Fassade deutlich ab. An den beiden Außenseiten des L-förmigen Herrenhauses buchten zwei niedrige Rundtürme aus, die im Kern noch große Bereiche der mittelalterlichen Bausubstanz bewahren. Die Hofseite des Herrenhauses ist vor allem durch die Arkaden der langgezogenen Loggia neben dem Tordurchgang gekennzeichnet. Eine Fülle von Ornamenten der Renaissancezeit überzieht die Fassade darüber. Der Übergang zum kürzeren Flügel wird von einem quadratischen, dreigeschossigen Treppenturm gebildet. Der angrenzende Trakt zeigt in seiner wesentlich bescheideneren formalen Gestaltung noch mittelalterliche Züge. Ein modernes, gläsernes Treppenhaus mit Aufzug bildet den neuen Abschluss des Gebäudes.
Hinter einem trennenden Wassergraben erstreckt sich ein Ring von Bastionen, die die Kernanlage in einem ungleichmäßigen Fünfeck umschießen. Die tonnengewölbten Kasematten und Schießkammern von drei der ursprünglich fünf Bastionen sind weitgehend erhalten, bzw. wurden wieder hergestellt. Ein breiter, um den Kranz der Bastionen gelegter Wassergraben, bildet den Abschluss der Verteidigungsanlagen. (Hans-Jürgen Greggersen)

Arch-Untersuchung/Funde:

Umfangreiche Ausgrabungen und Bauuntersuchungen des LVR-Amtes für Denkmalpflege zwischen 1988 und 1995.