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Oldenburg bei Münsterbrock

Geschichte:

Die auf einem Bergsporn nahe Münsterbrock gelegene Oldenburg zählt zu den ältesten Dynastenburgen der Region. Ihre Anfänge reichen sehr wahrscheinlich bis in das erste Viertel des 12. Jahrhunderts zurück. Es handelt sich um die Stammburg einer hochadeligen Familie, die erstmals 1116 mit Graf Widukind I., der als Vizevogt der Abtei Corvey amtierte, in Erscheinung tritt. 1123 wird die Burg (Sualenberg) erwähnt, die Widukind auf eigenem Grund und Boden errichten lässt. Von dort aus gründeten Widukind und seine Gattin Luthrut von Itter das Benediktinerkloster Marienmünster, dessen Kirche 1128 geweiht wurde. Die Beteiligung der ostwestfälischen Grafen von Schwalenberg an dem Attentat des Grafen Friedrich von Isenberg auf seinen Verwandten, dem Kölner Erzbischof Engelbert I. von Berg 1225, zieht 1227 die Eroberung der Burg Schwalenberg durch den Bischof von Paderborn nach sich. Die Grafen von Schwalenberg erhalten ihre Burg als Paderborner Lehen zurück, verlassen jedoch ihren Stammsitz und gründen um 1230 eine neue Burg, die lippische Burg Schwalenberg über der gleichnamigen Stadt. Der ältere Stammsitz bei Marienmünster wird als "Olden-Sualenberg" (Alt-Schwalenberg) und später lediglich als "Oldenburg" bezeichnet. Diese Anlage gelangte je zur Hälfte in paderbornischen und lippischen Besitz. Im Spätmittelalter war die Oldenburg Mittelpunkt des zweiherrischen Amtes.
1372 versetzte das Hochstift Paderborn seinen Anteil an der Oldenburg an Johann von Oeynhausen, der die Erlaubnis erhielt, dort ein "Stenhus" (Steinhaus) zu errichten. Es handelt sich mit ziemlicher Sicherheit um den noch erhaltenen spätmittelalterlichen Wohnturm der Burg.
Die Edelherren von der Lippe verpfändeten ihre Anteil ebenalls an die von Oeynhausen, die im 16. Jahrhundert die Oldenburg als Wohnsitz zugunsten des neu erbauten Schlosses Grevenburg aufgaben. Nach 1803 war die Burg preußisch und 1845 erwarben die Familie von Oeynhausen das Objekt. Die Anlage befindet sich Privatbesitz und ist daher nicht zu besichtigen. (Gabriele Rustemeyer)

Bauentwicklung:

Während der noch gut erhaltene spätmittelalterliche Wohnturm inmitten des Burgareals der in Spornlage errichteten Oldenburg erst 1372 aufgeführt wurde, datieren die Anfänge der Gesamtanlage bis in die erste Hälfte des 12. Jahrhunderts. Es handelt sich um eine als Allodialbesitz gegründete Dynastenburg der Grafen von Schwalenberg, die 1227 erobert wurde und sich seit 1230 in gemeinsamem Besitz des Hochstifts Paderborn und der Edelherren von der Lippe befand. Der Wohnturm wurde von den Pfandherren des Paderborner Anteils, den Herren Oeynhausen erbaut. Nach der Errichtung des Schlosses Grevenburg siedelten die von Oeynhausen auf diese Anlage um, während die Oldenburg weiterhin als Amtssitz der gleichnamigen Samtherrschaft diente. Der Turm diente in nachmittelalterlicher Zeit u. a. als Kornspeicher und wurde im Inneren z. T. umgestaltet. Das rundbogige Sandsteinportal weist Inschriften und einen Wappenstein mit der Jahreszahl 1687 auf. Balkenlager der bestehenden Decken datieren ins 17. Jahrhundert. Bislang sind nur vereinzelte Baunachrichten bekannt geworden, so z.B. aus dem Jahr 1507, als ein Vorwerk und eine Scheune im Bereich der Vorburg errichtet wurden. (Gabriele Rustemeyer)

Baubeschreibung:

Bei der Oldenburg unweit von Münsterbrock handelt es sich um eine Höhenburg in Spornlage, deren Anfänge bis ins Hochmittelalter zurückreichen. Von der einst mächtigen Dynastenburg der Grafen von Schwalenberg blieben lediglich Reste des Wall- und Grabensystems erhalten.
Auf dem Paderborner Teil des Burgareals entstand nach 1372 der noch gut erhaltene, das Bild der Gesamtanlage bestimmende Wohnturm. Über rechteckigem Grundriss erheben sich vier Geschosse. Der Turm verfügt über Eckquaderung und Giebelwände aus Fachwerk. Das rundbogige Eingangsportal mit abgefasstem Gewände zeigt Inschriften sowie die Jahreszahl 1687. Die starre Umfassungsmauer zwischen Unter- und Erdgeschoss bietet ausreichend Platz für eine Treppe in der Mauerstärke. Die Südwand weist einen breiten Kamineinzug auf. Die Mauerstärke springt von Geschoss zu Geschoss zurück um die Balkenlager der Decken des 17. Jahrhunderts aufzunehmen. Im ersten Obergeschoss verdient ein steinerner Rauchzug Beachtung.
Nordöstlich des Wohnturms blieben die ergrabenen Reste des lippischen Amtshauses erhalten. (Gabriele Rustemeyer)