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Thüle

Geschichte:

Die durch die urkundliche Überlieferung gesicherten Anfänge des Adelssitzes Thüle reichen bis in das ausgehende 13. Jahrhundert zurück. Sehr wahrscheinlich befand sich an der Stelle des barocken Adelssitzes der Stammsitz der Paderborner Ministerialen von Tule. 1437 veräußerten Johann und Peter von Thule den wenige Jahre zuvor, 1410, erstmals in den Schriftquellen explizit erwähnten Rittersitz an Bernd von Hörde zu Boke. Auf Haus Thüle war ein eigener Zweig der von Hörde ansässig, der 1578 mit Philipp von Hörde erlosch. Als erbberechtigte Familien meldeten die von Adelebsen, von Hörde und von Rheder Ansprüche auf das Gut an. 1612 erklärten der Paderborner Fürstbischof Dietrich von Fürstenberg und das Domkapitel die Herrschaft Boke, zu der auch Thüle gehörte, zum Eigentum des Hochstifts und bestätigten als Inhaber des Lehens die Familien von Adelebsen und Hörde. Von 1613 bis 1626 befand sich Thüle in der Hand des Hermann von Rheder (gest. 1626), der den Adelssitz seiner Schwester, Gertrud von Rheder vererbte, die ihn an ihren Taggen Eberhard von Alten brachte. 1671 übertrug Gottfried von Heiden seinen Erbteil an die von Fürstenberg zu Herdringen. Die Familie von Alten lässt sich bis 1871 auf Haus Thüle nachweisen. 1841 erfolgte der Verkauf an den Lippstädter Makler Wilhelm Arntzen, der das Rittgergut 1848 samt 300 Morgen landwirtschaftlicher Fläche parzellenweise an die Bewohner des Ortes Thülen verkaufte. Das Restgut erwarb der Landwirt Freiherr Wilderich von Ketteler, der 1849 mit seiner Gattin Pauline von Nagel zu Itlingen Haus Thüle bezieht. In der Folgezeit verblieb Thüle im Besitz der von Kettler. 1965 veräußerte Josef von Ketteler Thüle an Georg Freiherr von und zu Brenken. (Gabriele Rustemeyer)

Bauentwicklung:

Die bauliche Entwicklung der Anlage im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit bis zum Neubau Ende des 17. Jh. konnte bislang noch nicht geklärt werden. Mittelalterliche Baureste haben sich offensichtlich nicht erhalten. Ein grundlegender Um- bzw. Neubau der Wasserburg erfolgte 1662 unter Gottfreid von Heiden und seiner Gattin Ottilie von Kettler. Eine Wetterfahne auf dem Torhaus trägt die Jahreszahl 1712, die wohl als Hinweis auf die Vollendung des Gebäudes gibt. Zu den jüngeren Bauten des Anwesens gehört die neugotische Kapelle. (Gabriele Rustemeyer)

Baubeschreibung:

Am Rande des Ortes Thüle liegt die gleichnamige Wasserburg, deren Anfänge wohl bis ins ausgehende 13. Jahrhundert zurückreichen. Ob sich der befestigte Wohnsitz des 1283 erwähnten Ministerialen Nikolaus von Thüle an der Stelle des heutigen Schlosses befunden hat, lässt sich zwar nicht mit letzter Sicherheit sagen, ist jedoch aufgrund zahlreicher gut belegter Beispiele westfälischer Adelssitze anzunehmen. Der noch gut erhaltene und gepflegte Baubestand des Rittersitzes reicht nicht vor das beginnende 18. Jahrhundert zurück. Die 1410 erstmals erwähnte Anlage liegt auf einer von Wassergräben umgebenen Insel und besteht aus einem in Fachwerk aufgeführten Torhaus, zwei Scheunen und dem Herrenhaus. Das schlichte Herrenhaus mit Mansarddach ist auf zwei Seiten verschiefert. Der westliche Teil wird von einem fünfachsigen Risalit betont und enthält einen neugotischen Kapellenanbau des 19. Jahrhunderts. Der Torbau wird durch einen Dachreiter akzentuiert, dessen Wetterfahne die Jahreszahl 1712 trägt. (Gabriele Rustemeyer)