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Lichtenau

Geschichte:

In der Umgebung von Lichtenau verfügte die Paderborner Kirche bereits im Hochmittelalter über Besitzungen. Den Mittelpunkt bildete der Kirchspielort Kerkthorp mit der Pfarrkirche St. Kilian sowie ein fränkischer Königshof. Der Paderborner Bischof Bernhard V. legte um 1321 die Stadt Lichtenau an, die erstmals 1326 zusammen mit der Burg erwähnt wird. Die kleineren Orte in der Umgebung fielen nach 1350 fast alle wüst. Am Südrand der Stadt wurde die bischöfliche Landesburg erbaut. Burg und Stadt dienten vornehmlich der Sicherung des bischöflichen Territoriums gegen Vorstöße der Grafen von Waldeck, die über die Burg Rhoden verfügten. In Lichtenau verfügten die Bischöfe über eine starke Burgmannschaft. In der Fehde des Bischofs mit dem Benglerbund 1391 wurde Lichtenau erfolglos von den Herren von Padberg belagert. Während der Paderborner Stiftsfehde (1411-1415) musste die bischöfliche Besatzung jedoch kapitulieren. 1474 gelag den Grafen von Waldeck die Einnahme von Stadt und Burg. Bischof Simon III. versetzte Burg und Stadt Lichtenau 1492 an die Familie von Westphalen (vgl. Fürstenberg), die die Pfandherrschaft bis zur Mitte des 17. Jh. behaupten konnten. (Gabriele Rustemeyer)

Bauentwicklung:

Bei der Burg Lichtenau handelt es sich um eine spätmittelalterliche Burggründung der Bischöfe von Paderborn. Der einzig noch erhaltene Wohnturm der Burg wurde im 14. Jahrhundert errichtete. Folgt man den Schriftquellen, so ist die Burg wohl gleichzeitig mit der Stadt 1321 entstanden und wurde 1326 erwähnt. Teile der Anlage wurden 1854 abgetragen. Der Wohnturm wurde 1658 und 1710 erneuert, wobei insbesondere Fenster und Portale verändert wurden. Weitere Umgestaltungen, die vornehmlich das Innere des Turmes betrafen, erfolgten im 19. und 20. Jahrhundert. (Gabriele Rustemeyer)

Baubeschreibung:

Im Süden der spätmittelalterlichen Stadtgründung Lichtenau wurde - wohl gleichzeitig mit der Befestigung - die landesherrliche Burg errichtet, über deren Grundrissgestalt bislang keine zuverlässigen Aussagen möglich sind, da Teile der Anlage 1854 niedergelegt worden sind. Erhalten hat sich der mächtige, über rechteckigem Grundriss von 10,75 x 17,70 m Seitenlänge aufgeführte viergeschossige Wohnturm mit einem Satteldach. Typologisch ist der Wohnturm zu Lichtenau der Gruppe der Türme von Beverungen und Oldenburg zuzuordnen. Der Keller des Turmes verfügt über ein Tonnengewölbe. An der Ostseite befindet sich der spitzbogige Eingang mit zwei im darüber liegenden Geschoss plazierten kleinen spitzbogigen Fenstern mit Maßwerknasen. Die hohen rechteckigen Fenster, die die Fassade des Turmes beleben, wurden erst in nachmittelalterlicher Zeit eingebaut bzw. verändert. Über dem Eingang verweist eine Wappentafel aus Sandstein mit der Jahreszahl 1658 auf die baulichen Veränderungen unter dem Paderborner Bischof Dietrich Adolf von der Recke (reg. 1650-1661). (Gabriele Rustemeyer)