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Merlsheim

Geschichte:

Die baulichen Anfänge des Wasserschlosses Merlsheim reichen bis in das beginnende 15. Jahrhundert zurück. Eine sich nach Merlsheim benennende niederadelige Familie ist in der urkundlichen Überlieferung bereits für 1292 nachweisbar. Ob sie bereits über einen Adelssitz an der Stelle des heutigen Schlosses verfügte, lässt sich nicht mit letzter Sicherheit sagen. Die Bischöfe von Paderborn verfügten 1331 über drei Meierhöfe zu Merlsheim. Seit dem ausgehenden 14. Jahrhundert befand sich einer dieser Höfe im Besitz der Familie von Oeynhausen. Im Zuge einer Erbteilung erhielt Sievert von Oeynhausen 1420 Merlsheim, wo er sich eine Burg errichtete, deren letzte baulichen Reste im Kellergewölbe des Südflügels des Schlosses erhalten geblieben sind. Ilse von Oeynhausen brachte den Adelssitz in ihre Ehe mit Heinrich von Rengershausen ein, der Merlsheim 1507 als Lehen des Hochstifts Paderborn empfing. 1548 fiel die Wasserburg an Burchhard von Oeynhausen, der mit Margarethe von Rengershausen vermählt war. Nach dem Erlöschen des Merlsheimer Zweiges der von Oeynhausen wurde der Besitz 1632 als erledigtes Lehen eingezogen und von einem Vogt verwaltet. 1652 überließ der Fürstbischof von Paderborn das Schloss samt Zubehör dem Domdekan Kaspar Philipp von Ketteler. Bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts verblieb das Anwesen im Besitz dieser Familie. 1813 erwarb Gerhard von Heymann Merlsheim. In rascher Folge wechselte das Rittergut erneut seine Besitzer und kam 1830 an Lambert von Bock, 1834 an Georg Frankenberg und 1845 schließlich an Joseph Freiherr von Hövel. Im Erbgang folgte 1920 die Familie von und zur Mühlen, die das sehr gepflegte Anwesen bis heute privat bewohnt und dort einen land- und forstwirtschaftlichen Betrieb unterhält. (Gabriele Rustemeyer)

Bauentwicklung:

Unklar ist, ob die 1420 neu errichtete Burg eine ältere Vorgängeranlage hatte, die auf die 1292 urkundlich erwähnten Herren von Merlsheim zurückzuführen ist. Teile der 1420 von Sievert von Oeynhausen erbauten Wasserburg haben sich im Kellergeschoss des Südflügels erhalten. Im 16. Jahrhundert wurde die Wasserburg erheblich erweitert. Diesem Ausbau gehört der Baubestand im südlichen, westlichen und östlichen Teil des Hauses an. Entscheidende bauliche Veränderungen nahm 1665-1667 der Paderborner Domherr Kaspar Philipp von Ketteler vor, der die Anlage um den Ostflügel erweitern ließ und auf dessen Bautätigkeit u. a. das mit der Jahreszahl 1667 versehene Wappen am barocken Portal des Hauptgebäudes verweist. Eine weitere Jahreszahl 1674 befindet sich an der Ostfassade. Der an der Westseite des Hofes gelegene Pferdestall wurde nach Ausweis der Jahreszahl 1791 aufgeführt. Im Bereich des Wirtschaftshofes entstand 1901 der so genannte Neubau. Weitere kleinere Veränderungen erfolgten um 1930. (Gabriele Rustemeyer)

Baubeschreibung:

Die imposante Schlossanlage liegt innerhalb einer quadratischen Gräfte und weist einen vorgelagerten Garten auf, dessen barocke Strukturen noch erkennbar sind. Ferner gehört ein ausgedehnter Wirtschaftshof sowie die ein wenig abseits gelegene Mühle zu dem Ensemble. Bei dem zweiflügeligen Herrenhaus handelt es sich um einen zweistöckigen verputzten Bruchsteinbau mit Eckquaderung, der sich insbesondere durch mehrgeschossige Ziergiebel auszeichnet. Wesentliche Bauteile des Schlosses entstanden 1610 bzw. 1665-67. Besondere Aufmerksamkeit verdient der nördliche Giebel des Ostflügels, der durch den Formenreichtum der Weserrenaissance beisticht. Die Tordurchfahrt mit rustiziertem Zugbrückenrahmen, Sprenggiebel und Wappen ist mit der Jahreszahl 1667 bezeichnet. Aus der Mauerflucht der Ostfassade springt eine Auslucht zum Garten vor, der altertümliche Radgiebel aufweist. An der Südseite bieben drei regelmäßig angeordnete Aborterker erhalten. Im Inneren befindet sich im südlichen Teil des Ostflügels ein gewölbtes Treppenhaus des frühen 17. Jahrhunderts. Mehrere Kaminfassungen aus Sandstein zeigen barocke Formen. Der barocke Garten blieb in seinen Grundzügen erhalten und wurde durch Gartenpavillons ergänzt. (Gabriele Rustemeyer)