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Dringenberg

Geschichte:

Bei der weithin sichtbar auf einem Berggipfel gelegenen Burg Dringenberg handelt es sich um eine bedeutende spätmittelalterliche Gründung der Bischöfe von Paderborn. Vor der Entstehung der Burg waren es die Edelherren von Everstein, die sich im Umfeld der "villae" Dringen(berg) und Löwen um die Ausbildung einer Herrschaft bemühten, die - sofern das Vorhaben realisiert worden wäre - zur Bildung eines weitgehend geschlossenen Territoriums der Bischöfe von Paderborn östlich der Egge vereitelt hätte. 1316 erwarb der Paderborner Dompropst Bernhard zur Lippe Dringenberg und überließ 1318 den Ort dem Bistum. Auf dem Hochplateau wurde die Burg Dringenberg errichtet, in deren Vorfeld eine Burgmannensiedlung entstand. 1323 scheint der Burgbau weitgehend vollendet worden zu sein, da in den Schriftquellen von einem Amtmann auf der Burg die Rede ist. Im diesem Jahr erhielt der Ort vor der Burg Stadtrechte. Eine Ummauerung Dringenbergs erfolgte offenbar Mitte des 14. Jahrhunderts. 1390 wurden Burg und Stadt an Friedrich von Padberg versetzt. 1389 wurde Dringenberg Sitz einer paderbornischen Oberamtes, das die Besitzungen des Hochstifts östlich der Egge umfasste. Von 1463 bis zum Dreißigjährigen Krieg diente die im 15. und 16. Jahrhundert um- und ausgebaute Burg den Bischöfen von Paderborn zeitweise als Nebenresidenz. 1471 schlossen in Dringenberg Paderborn und Hessen einen Frieden, der vorausgehende Fehden beendete. 1568 starb auf der Burg der Paderborner Bischof Rembert von Kressenbrock. Nach Beschädigungen im Dreißigjährigen Krieg wiederhergestellt, diente die Burg in der Folgezeit weiter als Sitz eines Amtmanns. Infolge des Reichsdeputationshauptschlusses 1803 wurde die Anlage zu einer Staatsdomäne. 1825 erwarb die Stadt Dringenberg die Burg. 1840 beherbergte Burg Dringenberg ein Mädchenpensionat. Heute dient die umfassend sanierte Burg als Museum. (Gabriele Rustemeyer)

Bauentwicklung:

Die Gründung der Burg Dringenberg erfolgte um 1318. Sehr wahrscheinlich kamen die Bauarbeiten fünf Jahre später, 1323, zu einem Abschluss. Wesentliche Anhaltspunkte zur Datierung einzelner Gebäudeteile bieten zahlreiche an den Außenfassaden befindliche Wappen. Eine durchgreifende Erneuerung der Ringmauer, des runden Wehrturms, des Torhauses und der Kapelle erfolgte 1488 durch den Paderborner Bischof Simon III. zur Lippe. Auf die Ausbauphase verweist u. a. das über dem Spitzbogenportal erkennbare Wappen mit der Jahreszahl 1489. Unter Rembert von Kerssenbrock erfolgte 1547/48 der Ausbau des Süd- und des Westflügels. Während des Dreißigjährigen Krieges wurde die Anlage in Brand gesteckt und erlitt erhebliche Schäden, die 1651 bis 1655 durch den Jesuitenlaienbruder Paul Bock wieder behoben wurden. Im Zuge dieser Baumaßnahme wurde die Binnenstruktur des nördlichen Teils des Westflügels verändert. An Stelle der bisher zwei- entstand eine dreigeschossige Gliederung des Gebäudetrakts. Die Zwischenbalkendecke datiert dendrochronologisch in das Jahr 1655. Fürstbischof Franz Arnold von Paderborn ließ 1711/12 weitere Umbaumaßnahmen vornehmen, die sich auf den nördlichen Westflügel sowie die neue Ökonomie im Osten der Anlage erstreckten. Weitere Eingriffe in die Bausubstanz bedingte 1840 die Einrichtung eines Mädchenpensionats und des Gerichts. Die gut erhaltene Anlage wurde 1983-1987 umfassend saniert. (Gabriele Rustemeyer)

Baubeschreibung:

Die sich exponiert auf einem Höhenzug mit der gleichnamigen Stadt erhebende Burg Dringenberg bestimmt das Landschaftsbild der Umgebung. Zu Beginn des 14. Jahrhunderts wurde die Anlage am Rande der mit Stadtrechten begabten Siedlung Dringenberg errichtet. Über einem unregelmäßigem Grundriss entstand eine langgestreckte Anlage, deren Hauptburg durch einen Graben von der ehemaligen Burgmannensiedlung abgetrennt wurde. Heute liegt vor der Burg eine unbebaute Rasenfläche. Im Wesentlichen besteht Burg Dringenberg aus einem von einer starken Ringmauer umschlossenen, unregelmäßig rechteckigen Burgplatz mit großem Hof, zwei Flügelbauten und Ökonomietrakt. Es handelt sich um Bruchsteinbauten, deren Dächer mit Sollingplatten gedeckt sind. Bis auf den Osttrakt werden die Fassaden durch Gesimsbänder des 15. und 16. Jahrhunderts horizontal gegliedert. An der Südseite der Hauptburg erheben sich der ehemalige herrschaftliche Wohnbau sowie das zur Stadt ausgerichtete Torhaus (Torturm). Das spitzbogige Tor ist von einer Zugbrückenblende eingefasst und zeigt den Wappenstein Bischofs Simon III. zur Lippe. Die Fassade des Torhauses wird insbesondere durch einen dreiviertelrunden Eckerker akzentuiert, der die Apsis der Burgkapelle aufnimmt. Der westlich anschließende Südflügel wird durch einen Treppenturm erschlossen. An der Außenseite trägt insbesondere der mehrgeschossige Standerker mit Halbkreisgiebel, Fischblasenmaßwerk und dem Wappen des Bischofs Rembert von Kressenbrock zur repräsentativen Gesamterscheinung des Gebäudetrakts bei. In der Ringmauer verweisen zwei Konsolsteine auf Abortanlagen hin. Besondere Beachtung verdienen große zusammenhängende Putzflächen des 16. Jahrhunderts, die sich in der Fassade des Südflügels erhalten haben. Es handelt sich um Ritzungen für diagonale Streifen und kleine Darstellungen wie z. B. stilisierte Rosen. Vergleichbare Befunde bietet u. a. Schloss Varenholz. In die Schmuckfläche integriert ist das zugesetzte Spitzbogenportal mit dem Wappen aus dem Jahr 1489. An der Nordseite blieb die Ringmauer mit großen hofseitigen Blendbögen erhalten. Im Südflügel blieb das hohe, spitzbogige, zweischiffige Kreuzgratgewölbe des mittelalterlichen Vorgängerbaus erhalten. Im Wandputz findet sich eine Inschrift mit gotischen Minuskeln, die wohl aus dem beginnenden 15. Jh. stammt. Das Obergeschoss des Westflügels bietet Platz für zwei Säle mit zwei Kaminstellen. (Gabriele Rustemeyer)

Merheim