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Balken

Geschichte:

Fährt man von Xanten kommend auf der B57 in Richtung Kleve-Kalkar, fährt man geradewegs auf Haus Balken zu. Der "hof ten Balke" wird schon im Klever Urbar (Einkünfteverzeichnis) von um 1319 erwähnt. Als zu Beginn des 15. Jh. sich Herzog Adolf dazu entschloss, sein Territorium an dieser Stelle mit einer Landwehr zu schützen, veranlasste er auch den Bau eines festen Hauses. So entstand mit der Vynenschen Landwehr (1417) die eigentliche Keimzelle des heutigen Hauses Balken. 1419 heißt es im klev. Lehnregister dazu: "onse huys alsoe as dat getymmert steet tussen den tween slachboemen". Hier, wo die Landstraße Kleve-Xanten die Landwehr kreuzte und eine Viehtrift über den Ley Graben führte, diente das wasserumwehrte Haus als Sicherungselement gegen das benachbarte Kurköln.
Ab 1447 wird nach Johan van der Maesen (1419) der Goldschmied Johann von den Hoevel als Lehnsmann auf der Burg geführt. Nach dem dessen Sohn Derick 1456 den Besitz übernommen hatte, nannte sich die Familie fortan anghen Balken. Von 1496 bis 1604 wurde die Familie Tack mit Balken belehnt, darunter auch Johann Tack, Richter zu Altkalkar. Als Peter Tack das im Verlauf des Achtzigjährigen Krieges "mit brandt und sunsten beschedigte" Haus nicht selber hatte wieder aufbauen können, verkaufte er die Ruine 1604 an seinen Schwager Adolff von Holt. Nach mehrfachen Besitzerwechseln erwarb 1657 Dietrich van der Brüggen Haus Balken von Judith von dem Birgel und baute es wieder auf. Erst 1776 musste die Familie van der Brüggen das Rittergut schuldenhalber wieder veräußern. Leutnant Wilhelm Heinrich van Essen ließ als neuer Besitzer den Gebäudekomplex grundlegend umgestalten. Da die Investitionen von über 10.000 Gulden die finanziellen Möglichkeiten van Essens erschöpft hatten, wurde der fertige Rohbau 1781 im Duisburger Intelligenzzettel (eine Zeitschrift) zum Kauf angeboten, als "an der Landstraße bey Marienbaum sehr plaisant gelegenes Landguth Balken, worauf ein neues, sehr massives ganz modernes Haus gebauet". Der Xantner Bürgermeister Schwarz, der es für 6.610 Gulden erstand, veräußerte es 1784 an die Freiherren von Hertefeld. 1822 ging Haus Balken in den Besitz der verschwägerten Familie von Bothmer aus Hannover, von der es 1872 schließlich der Firmengründer Hubert Underberg erwarb, dessen Familie bis heute hier wohnt und die Anlage beispielhaft pflegt. (Jens Wroblewski)

Bauentwicklung:

Das Hauptgebäude besteht heute aus zwei aneinander gebauten, in der Flucht verschobenen Hausteilen in W-O Ausrichtung. Der eigentliche, im Grundriss rechteckige Hauptbau im Osten zeigt sich im äußeren Erscheinungsbild geprägt durch die Umbauten der 1770er Jahre. Er ist dreigeschossig und zeigt an den Längsseiten je fünf Fensterachsen und über dem breiten, profilierten Gesims ein großes, mit Dachgauben und zwei Schornsteinen akzentuiertes Walmdach. Der nördliche Teil dieses Hauses stammt in seinem aufgehenden, bis zu 1m mächtigen Mauerwerk noch aus dem frühen 15. Jh.
Archäologische und baugeschichtliche Untersuchungen ergaben, dass es sich hierbei um den zweiteiligen Haupttrakt der ehem. Wasserburg handelt, der dem Typus des Burghauses folgt. Der westliche Teil mit dem tonnengewölbten Keller diente Wohnzwecken, während sich im Keller des östlichen Anbaues 1963 die Reste einer spätmittelalterlichen Küche mit Backofen fanden. In diesem Küchenraum blieben die auf einer Mittelsäule und Gurtbögen gestützten Kreuzgewölbe unversehrt erhalten. Die Befunde bestätigen auch die ältesten Darstellungen von Haus Balken auf Karten des 18. Jh., die neben dem zweiteiligen Hauptgebäude auch die spätmittelalterlich-frühneuzeitliche Gestaltung der Gesamtanlage wiedergeben. Den historischen Abbildungen zufolge gelangte man von der Vorburginsel, auf der sich nur ein kleines Wirtschaftsgebäude befand, über eine hölzerne Brücke auf die mauerumwehrte Hauptburginsel. Neben dem freistehenden Portal befanden sich ein kleinerer Rundturm und ein zweigeschossiges Wirtschaftsgebäude. Das Hauptgebäude grenzte im O direkt an den heute verfüllten Graben. Eine anschließende Ringmauer, die 1989 bei Ausgrabungen bis zu ihrer NO-Ecke nachgwiesen werden konnte, umschloss den etwa 10m breiten Hofraum.
Nach 1776 ließ W. H. van Essen die baufällige Ringmauer und die nutzlos gewordenen Gebäude der Hauptburg abreißen. Das Hauptgebäude wurde nach S beinahe auf die doppelte Nutzfläche erweitert und die verputzten Fassaden durch neue Fensteröffnungen regelmäßig gegliedert. Dabei verdeckte die ehemalige südliche Außenmauer das mittlere Erdgeschossfenster der nun dreiachsig unterteilten Ostfassade zur Hälfte. An der gartenseitigen Südfassade wurde eine hölzerne, vom Saal im EG zugängliche Veranda angebaut. Wohl in den 1890er Jahren wich die zierliche, streng klassizistische Empore einem von Ruinenromantik geprägten steinernen Terrassenbau. Um 1950 wurden umfangreiche Renovierungen durchgeführt, bei denen die Gartenterrasse ihre heutige Gestalt mit fünf schlichten Mauerbögen erhielt. Zum Abschluss der Arbeiten ersetzte man 1953 an der SO-Ecke auch die beiden, im Zuge eines kurzzeitigen Wintergartenanbaues (um 1890/1900) entfernten Ankersplinte, was zu der irreführenden Jahresangabe AO 1753 führte.
An der W-Seite des Hauptgebäudes schließt, wie eingangs schon beschrieben, ein nach Süden versetzter Seitenflügel an, in dem die einstige Hauskapelle untergebracht war. Um 1880 wurde dieser umgebaut und um ein weiteres Wohngeschoss erhöht. Ein belvedereartiger hölzerner Dachreiter ziert das Walmdach; 1953 wurde er erneuert und dient seit den 1980er Jahren auch als Glockentürmchen.
Als Ende des 18. Jh. ein englischer Landschaftspark angelegt wurde, schüttete man die Burggräben teils zu oder verbreiterte sie teichartig.
Im Bereich der ehemaligen Vorburg entstand 1813 ein neuer Wirtschaftstrakt mit Remise, wodurch das alte Vorburggebäude überflüssig und für eine neue Zufahrt abgebrochen wurde. (Jens Wroblewski)

Baubeschreibung:

Rechteckiger, W-O orientierter, dreigeschossiger Baukörper von fünf Fensterachsen an den Längsseiten, gelb verputzt. Hohes Walmdach mit Gaube und zwei Schornsteinen über einem breiten, profilierten Gesims. Entstehungszeit 1770er Jahre unter Verwendung des got. Burghauses im Norden mit Erweiterung nach S. In der Sockelzone im Altbauteil ein Tonnen- und Kreuzgewölbekeller mit Mittelstütze.
Nach W ein nach S leicht verschobener Anbau auf quadratischem Grundriss. Über Sockelgeschoss zwei Stockwerke, oberes Geschoss um 1880 aufgestockt. Ehem. Kapelle, Entstehungszeit vermutl. ebenfalls E. 18. Jh.
Wassergraben nur an der NO-Ecke noch intakt. Haus eingebettet in einen gepflegten engl. Landschaftspark. Im Bereich der ehem. Vorburg, nördl. dem Hauptgebäude, Wirtschaftsbauten des 19./20. Jh. (Jens Wroblewski)

Arch-Untersuchung/Funde:

1963 & 1989 archäolog. Befundaufnahme. 1963 durch die heutige Außenstelle der Bodendenkmalpflege in Xanten. Maßnahme 1989 unklar. (Jens Wroblewski)