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Driesberg

Geschichte:

Mit dem Erwerb von Grundbesitz im Gericht Asperden nahe der Stadt Goch im Jahr 1377 scheint der aus der Dorfschaft Zelder bei Gennep (NL) stammende Johan Kodken von Zelder den "Grundstein" für das 1395 dann erstmals genannte Haus Driesberg gelegt zu haben. Der in den Urkunden als Knappe betitelte Johan bekleidete einflussreiche Ämter im Herzogtum Geldern. So war er 1383 Hofmarschall sowie herzoglicher Siegelbewahrer und ab 1385 sogar Kanzler. Mit Haus Driesberg sollte die soziale Stellung wie der politische Einfluss Johans für jeden sichtbar gemacht werden. Noch heute ist das Familienwappen, drei schwarze Vögel auf silbernen Grund, auf einem Schlussstein im nördlichen Kreuzgang des Klosters Graefenthal (Anfang 15. Jh.) zu finden, möglicherweise noch von Johann selbst gestiftet.
Das Fehlen jeglicher schriftlicher Überlieferung zu Haus Driesberg für über einhundert Jahre lässt darauf schließen, dass das Haus bis ins 16. Jh. hinein seine unabhängige Stellung gegenüber den benachbarten Territorialherren wie Geldern und Kleve behaupten konnte. Wer zu jener Zeit aus der Familie von Zelder auf Driesberg wohnte, ist unklar. 1436 sind die Brüder Reinald und Arnold von Zelder als Mitglieder der geldrischen Ritterschaft nachweisbar. Eine 1495 genannte Walburga von Zelder, die nach dem Tod ihres Mannes, Heinrich Collart, das Gebrauchsrecht für das Haus Poelwijc bei Nimwegen (NL) bekam, entstammt nachweislich dem Driesberger Familienzweig. 1496 erhielt ihre Tochter Elisabeth, verheiratet mit Helmich von Schewick, das Haus zu Lehen. 1516 ist das "huys geheiten Driesberge" im geldrischen Lehnsregister verzeichnet, womit die unabhängige bzw. allodiale Stellung des Besitztums endete. Man muss wissen, dass Haus Driesberg im Gericht Asperden mitten im Amt Goch lag, das 1473 an das Klever Herzoghaus gefallen war.
Elisabeths Sohn Wilhelm erhielt 1516 zusammen mit seinen Schwestern und Brüdern das Driesberger Lehen. 1540 und 1544 ist Wilhelm als alleiniger Inhaber des Lehens nachweisbar. Im zuletzt genannten Jahr erhielt seine Frau Margriet von Steenhuys Driesberg für den Witwenfall zugesprochen. 1594 taucht ein Dietrich von Schewick zu Driesberg auf. Ob er der Vater des Heinrich von Driesberg war oder aber dieser noch ein Sohn der o. g. Margriet von Steenhuys gewesen ist, bleibt unklar. Heinrich war verheiratet mit Katharina von Hertefeld zu Kolk (s. Haus Kolk). Beide hatten eine Tochter, Dorothea, die 1626 Arnold Hendrik von Neukirchen genannt Nievenheim heiratete und Driesberg mit in die Ehe brachte. Am 9. November 1647 wurde Driesberg zur Herrlichkeit erhoben, wozu u. a. auch das Dorf Kessel gehörte. Arnold Hendriks Sohn, Johann Gisbert, war Drost bzw. Amtmann zu Goch und Gennep. Weiter klevischer Oberjägermeister. Er verstarb ein Jahr vor seinem Vater im Jahr 1666. Sein Sohn Wolter Godefried erhielt 1686, dem Jahr seiner Volljährigkeit, das Driesberger Lehen. Ihm folgte sein Sohn Johan Gisbert, der das Haus samt Herrlichkeit 1753 an Giesbert Wilhelm von Dedem verkaufte, einem Mitglied der Ritterschaft von Overijssel. 1754 empfing er die Belehnung seiner Neuerwerbung. Nach Giesberts Tod 1763 folgte dessen Sohn Wilhelm Jan von Dedem, der achtzigjährig 1806 verstarb. Im Jahr 1831 war die Familie derer von Dedem auf Driesberg erloschen. Der Gocher Notar Jakob Ingenmay erwarb Haus Driesberg. Wahrscheinlich ließ er das Haupthaus abreißen. Die Vorburg diente nur noch landwirtschaftlichen Zwecken und wurde an den Freiherrn von Romberg aus Buldern nahe Münster veräußert. (Jens Wroblewski)

Bauentwicklung:

Da das Haupthaus im 19. Jh. abgerissen wurde und archäologische Untersuchungen fehlen, ist die Bauentwicklung von Haus Driesberg nur über historische Abbildungen nachvollziehbar.
Typologisch zeigt das Haupthaus deutliche Parallelen zu den Anlagen Kranenburg, Sonsfeld und Walbeck. Auf einem offenbar quadratischen Grundriss wurde eine Vierflügelanlage errichtet, mit einem umlaufenden Wehrgang entlang der Dachtraufe sowie runden Eckwarten auf den Außenecken. Ob alle Grundrissseiten von Anfang an mit Flügeln besetzt waren, ist unklar. Doch legen Analogiebeispiele als auch eine Ansicht von um 1660 das Gegenteil nahe. Offenbar waren zuerst nur die West- und Südseite mit Gebäudeflügeln (über Sockelgeschoss, EG und OG) besetzt, wohingegen die Nord- und Ostseite mit Ringmauer und Wehrgang abschlossen. Der Südflügel nahm das aus der Flucht leicht vortretende Torgebäude mit Wurferker auf, das über eine Brücke mit einem zweiten, hölzernen Torhaus verbunden war, welches über eine weitere Brücke den Zugang zur Vorburg erlaubte.
Der Westflügel verfügte gem. Ansicht von um 1660 über einen mittig an der Fassade platzierten, fensterlosen Turm, der vielleicht geschossübergreifend Abortschächte aufnahm.
Im Sockelgeschoss waren Schlitzscharten mit Rundloch in der Mitte eingebaut die auf Feuerwaffen ausgelegt waren.
Zwischen Haupt- und Vorburg befand sich nach Süden, Westen und Osten ein breiter Erdwall, ähnlich einer kleinen Vorburg, welcher im Süden, zur Vorburg hin, mit einer Scharten bewehrten Mauer verstärkt war, die einen Tordurchlass mit Zugbrückenblende aufnahm. Auf der Mauerinnenseite war nach Osten ein Gebäude mit Satteldach angefügt. Gegenüber im Westen stand eine kleine Hütte für einen Wachhund.
Die eigentliche Vorburg begegnet in der Ansicht von um 1660 relativ dünn bebaut. Nach Westen und Süden schützte eine einfache, mit Scharten bewehrte Mauer die Seiten; die übrigen Flanken lagen zum Wassergraben hin offen. In der Südmauer war ein schlichtes, vortretendes Zugangstor integriert. Auf der Innenseite der Westmauer stand ein rechteckiges Gebäude, vermutlich ein Wirtschaftsbau.
Diese um 1660 noch mittelalterlich wirkende Wasserburg wurde im 18. Jh. im Stil des Barock modernisiert, wie eine Ansicht aus der Hand Jan de Beijers von 1744 beweist: Am Haupthaus legte man den Abortturm (?) am Westflügel im oberen Drittel nieder. Die einfachen Kegeldächer der Eckwarten wurden durch neue mit Barockzwiebel ersetzt. Auch die übrigen Herrenhausseiten erscheinen nun mit Gebäudeflügeln besetzt, die die Ringmauer mit Wehrgang als Außenwand nutzen. Der Flügel auf der Nordseite erhielt einen repräsentativen Erker angebaut, der auf einer Ansicht aus dem Jahr 1776 bereits wieder verschwunden ist
Auch die Bebauung in der Vorburg wurde im 18. Jh. weiter verdichtet. Aus dieser Zeit haben sich zwei quadratische Ecktürme auf der SW und SO Ecke der Vorburg erhalten, die vielleicht noch ins 17. Jh. datieren.
Das Haupthaus ist auf einer Katasterkarte aus dem Jahr 1831 noch existent. Die preußische Aufnahme von 1843 kennt es schon nicht mehr; es wird um 1840 abgerissen worden sein.
Zu dem Haus Driesberg gehörte auch eine barock gestaltete Gartenanlage, die nach Westen und Osten Haupt- und Vorburginsel einrahmte und deren Außengräben ebenfalls von der Niers gespeist wurden (Karte Tranchot/Müffling, Aufnahmejahr 1804/05, Blatt Nr. 8, Gennep). Hiervon ist eine Kastanienallee erhalten, die von Süden her auf den Vorburgeingang zuläuft. (Jens Wroblewski)

Baubeschreibung:

Die Hauptburg wurde um 1840 abgerissen. Nur noch Bodensenken künden vom Bauplatz direkt am südlichen Niersufer; jetzt Wiesengrund. Erhalten hat sich lediglich die insgesamt W-O langrechteckige Vorburg. Die östliche Hälfte wird von zwei quadratischen Backsteintürmen mit Zeltdächern auf der SW und SO Ecke beherrscht. Die Türme verfügen über große Rechteckfenster, was auf eine reine Wohnfunktion hinweist. Exakt mittig zwischen den Türmen in einer Backsteinmauer die Vorburgzufahrt mit schmiedeeisernem Gitter (19. Jh.). An die beiden Türme anschließend zwei langgestreckte, N-S orientierte Ökonomiegebäude. Der Ostflügel dürfte noch dem 17. Jh. angehören; im Dach der südlichen Schmalseite ein Zwerggiebel mit Ovalfenster. Der Westflügel erscheint jünger, ebenso die übrigen hier um einen Hof gruppierten Bauten; allgem. 18./19. Jh.; zum Teil auf älteren Grundmauern.
Über den Toreinfahrten eines Wirtschaftsgebäudes Spolien; zwei ehem. Schlusssteine als Maskenköpfe, stilistisch 16. Jh.
Von den neuzeitlichen Gartenanlagen im W und O nur noch schwache Senken des Außengrabens sichtbar. Letztes Relikt die von der Driesbergstr. her kommende Kastanienallee. (Jens Wroblewski)