EBIDAT - Die Burgendatenbank

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Lippspringe

Geschichte:

Die Burg Lippspringe wird erstmals im Jahr 1312 im Besitz des Paderborner Domkapitels erwähnt und ist offensichtlich erst kurz vorher erbaut worden. Ob sie an dem Ort einer vorangegangenen Burg der 1235 erstmals erwähnten Edelherren von Lippspringe errichtet wurde, ist unbekannt. Allerdings wird deren ansonsten unbekannter Stammsitz in der entsprechenden Urkunde "an den Quellen der Lippe" verortet. Zweck der Burg war die Schaffung einer Ausweichmöglichkeit des Domkapitels gegenüber der zunehmend selbstbewussten Stadt Paderborn und der Schutz seines in der Gegend von Lippspringe konzentrierten Grundbesitzes. Das Burglehen wurde an wechselnde Adelsfamilien vergeben, bevorzugt aber an die Herren von Westphalen. 1350 wurde sie von Graf Otto von Waldeck erobert und gebrandschatzt. Infolge ihrer strategischen Bedeutung wird sie in den Fehden zu Beginn des 15. Jhs. mehrmals angegriffen und 1414 fast vollständig zerstört. Erneute Kriegsschäden erlitt sie 1434. Im 30jährigen Krieg wird sie erneut stark in Mitleidenschaft gezogen, am Ende ist die Burgkapelle zerstört und die Burg in einem sehr schlechtem Zustand. Nach 1660 wird sie nicht mehr als Lehen vergeben. Nach dem Siebenjährigen Krieg ist die Burg nur noch eine Ruine. Bis 1785 residierte im Amtshaus ein Amtmann, dann wird das Dach abgerissen und die Inneneinrichtung zerstört. Nach der Säkularisation geht die Burg 1803 in den Besitz der preußischen Domänenverwaltung über. 1816 wird die Ruine öffentlich versteigert und durch ihren neuen Besitzer mit Ausnahme des Amtshauses abgerissen. 1906/07 wurde auf den Grundmauern des Haupthauses der Kursaal errichtet, dieser wurde 1955/56 zum heute noch bestehenden Kongresshaus umgebaut. Seit 1946 ist die Burg im Besitz der Stadt Bad Lippspringe. (Stefan Eismann)

Bauentwicklung:

Diie Burg ist nach ihren Beschädigungen und Zerstörungen im Spätmittelalter jedesmal wieder neu aufgebaut und befestigt worden. Nach 1350 entstand im Zuge dessen das heute als Ruine erhaltene Amtshaus. Gegen Ende des 15. Jhs. wird die Burg nochmals neu befestigt. In den 1760ern wird die Vorburg neu errichtet. Die Kapelle wurde 1339 erstmals genannt. (Stefan Eismann)

Baubeschreibung:

Die Burganlage ist zweigeteilt und erstreckte sich östlich des Lippequellbeckens. Vorburg und Hauptburg waren beide jeweils von einem ringförmigen Graben umgeben, der von der Lippe gespeist wurde. Die Größe der Hauptburg dürfte ungefähr 40 x 24 m betragen haben. Das Amtshaus als einzig erhaltenes Bauteil lag ursprünglich an der Südseite der Burg. An dessen Südwestecke wurde bei der Grabung 1986 eine Pfahlgründung gefunden, die einen Turm an dieser Stelle möglich erscheinen lässt. Das weitere Aussehen der Burg lässt sich so rekonstruieren, dass sich im Norden - unter der heutigen Kongresshalle - das Herrenhaus mit zwei Ecktürmen an der Nordfassade befand. Im Osten schloss sich im rechten Winkel die Burgkapelle an. Zwischen ihr und dem Amtshaus befand sich vermutlich der Eingang. Die verschiedenen frühen bildlichen Darstellungen widersprechen sich zum Teil, so dass aus ihnen kein klares Bild vom Aussehen der Burg gewonnen werden kann. Möglicherweise stand auch im Westen der Burg oberhalb des Lippequellteichs ein Gebäudekomplex. Ein Bergfried lässt sich aus Schriftquellen der Jahre 1351 und 1550 erschließen, sein Standort ist aber unsicher.

Arch-Untersuchung/Funde:

Grabung 1817, 1909, 1986. Bei den frühen Grabungen wurden ein vollständiges Grab und verstreute Schädel und Beinknochen gefunden. (Stefan Eismann)