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Altleiningen

Geschichte:

Ein genauer Zeitpunkt für die Erbauung der Burganlage, die der Stammsitz der Grafen von Leiningen war, lässt sich nicht bestimmen. Möglicherweise wurde sie um 1120 durch Emicho II. von Leiningen gegründet, wohl als Schutzbefestigung des zwischen 1119 und 1124 geweihten Augustiner-Chorherrenstiftes Höningen. Erstnennungen von Angehörigen eines Zweiges der Emichonen sind die Jahre 1128 (Emecho comes de Liningen) und 1135. Nach Meyer/Thon darf davon ausgegangen werden, dass die gleichnamige Talsiedlung wesentlich älter sein dürfte. Seit Mitte des 12. Jhs. sind Burgmannen belegt (Leitnamen Godebert und Helrich), die Burganlage selbst (in castro Lyningen) ist aber erst 1249 bezeugt.
Unter den ersten drei Grafen mit dem Leitnamen Emicho erlebt das Haus Leiningen im 12. Jh. einen raschen Aufstieg. Mit dem Tod des Grafen Friedrich II. 1237 und der Erbteilung unter den Söhnen setzen Erbstreitigkeiten ein. Da in der Teilungsurkunde von 1237 die Stammburg nicht aufgeführt wird, wird sie wohl weiterhin als Gemeinschaftsbesitz betrachtet worden sein. Eine Linie nennt sich nun nach der kurz zuvor erbauten Burg Landeck Leiningen-Landeck, während Friedrich III. vor dem 26. Juli 1242 den Beschluss zur Errichtung der nahegelegenen Burg Neu-Leiningen fasst. Zur Abgrenzung wird die bisherige Stammburg nun vereinzelt als Altleiningen bezeichnet (1292 Liningen vetus, 1297 alder Liningen, 1347 alten Lyningen).
Nach dem Erlöschen der Linie Leiningen-Landeck im Mannesstamme 1289/1290 fällt nach längeren Streitigkeiten dieser Besitz über die Schwestern Emichs V. an die Häuser Nassau und Sponheim-Kreuznach, so dass damit der gemeinsame Besitz Alt-Leiningen faktisch zur Ganerbenburg wird.
Der Leininger Anteil der Sponheim-Kreuznacher fiel 1317 innerfamiliär an die Linie Leiningen-Dagsburg. Durch Graf Friedrich den VI. von Leiningen-Dagsburg erhält der Trierer Erzbischof Balduin die Hälfte der Burg Altleiningen 1335 zu Lehen, was zu Konflikten führt. Überhaupt war Burg Altleiningen im 14. Jh. mehrfach in kriegerische Auseinandersetzungen insbesondere der Sponheimer Linie verwickelt, darunter mit den Pfalzgrafen. Erst der Burgfrieden von 1395, den die Grafen Simon von Sponheim-Vianden, Friedrich VII. von Leiningen-Dagsburg sowie Johann von Nassau beschworen hatten, brachte eine Entspannung, die auch im 15. Jh. Bestand hatte. Erneute Probleme bereitete das Ende des Sponheimer Grafenhauses 1437 und die daraus folgenden Erbstreitigkeiten, während derer die Grafen Friedrich III. von Veldenz, Jakob I. von Baden und das Haus Nassau auf ihre Altleininger Erbanteile bestanden und die erst mit dem Burgfrieden vom 27.9.1438 beigelegt wurden. Der originäre leiningische Anteil fiel 1467 an Leiningen-Westerburg. Im Bauernkrieg 1525 teilzerstört, wurde die erneuerte Burg Altleiningen endgültig 1690 im Zuge des Pfälzischen Erbfolgekrieges zerstört und anschließend als Steinbruch genutzt. Die Schlossruine fiel 1705 an die Linie Leiningen-Westerburg, in deren Besitz sie bis zu den Revolutionskriegen verblieb. (Reinhard Friedrich)

Bauentwicklung:

Über die frühe Baugeschichte ist - auch aufgrund der späteren Ausbauten und Zerstörungen - wenig Sicheres bekannt. Mehr Informationen geben offenbar die frühneuzeitlichen Quellen. Nach Meyer/Thon wurde Burg Altleiningen nach den Teilzerstörungen im Bauernkrieg 1525 durch Graf Kuno von Leiningen-Westerburg allmählich wiederhergestellt und unter Philipp I erweitert. Bis zu seinem Tod 1622 führte Graf Ludwig die Erneuerungen fort, wozu auch die Anlage einer Röhrenwasserleitung und eines Portals gehörten. Unter seinem Nachfolger Casimir wurde bis 1626 die Kapelle vollendet, bevor finanzielle Schwierigkeiten letztlich zur Einstellung der Baumaßnahmen führten (nach Thon/Meyer). Unter Graf Ludwig Eberhardt wurden nach 1670 nur noch Ausbesserungsarbeiten durchgeführt, bis die Burganlage 1690 endgültig zerstört wurde.
Mitte des 18. Jhs. entstand außerhalb der Vorburg der Ruine anstelle des ehemaligen Tiergartens der Neubau der gräflichen Meierei. In den 60er Jahren des 20. Jhs. wurde die Ruine zum Schullandheim um- bzw. ausgebaut, was zu erheblichen baulichen Veränderungen der noch originalen Baureste führte. (Reinhard Friedrich)

Baubeschreibung:

Burg Alt-Leiningen ist durch die baulichen Maßnahmen beim Ausbau zum Schullandheim erheblich verändert worden, wobei die bis dahin erhaltene originale Bausubstanz so stark verunklart wurde, dass eine Bauforschung kaum noch möglich ist. U. a. wurden noch erhaltene bauliche Reste der Hauptburg teilweise begradigt oder abgerissen und neu aufgebaut (Thon/Meyer) sowie in den ehemaligen Halsgraben ein Freibad eingefügt.
Bei Burg Alt-Leiningen handelt es sich um eine am Ende eines spornartig vorgeschobenen Bergrückens gelegene, ausgedehnte, zweiteilige Anlage von inges. ca. 170 m Länge. Sie ist gegliedert in eine viereckig-trapezoide Vorburg mit 2-3 m hoher (spätmittelalterlicher ?) Umfassungsmauer und eine durch Graben abgetrennte, dreieckige Kernburg (ca. 100 x 70 m an der breitesten Stelle). Letztere wird dominiert von den zwei gegenüberstehenden, spitzwinklig nach Osten zulaufenden Wohnflügeln des Schlossbaus aus der Zeit um 1600 mit östlichem Verbindungstrakt, die 1963/64 unter Beibehaltung der Außenmauern zum Schullandheim ausgebaut wurden. Der dreigeschossige Nordflügel und der östl. Verbindungstrakt mit vorgelagerter Wendeltreppe stammen in ihren Außenmauern noch aus der Bauzeit wie auch deren quadratische, mehrfach gestufte Kellerfenster. Die hofseitigen Mauerpartien des Südflügels, in dessen westl. Teil sich vermutlich die Burgkapelle befand, sind weitgehend Neubauten (Thon/Meyer). An das Ostende des Nordtraktes schließt sich ein nach N vorspringender, winkliger Mauerrest eines weiteren (späteren?) Baukörpers unbekannter Ausdehnung an. Der westliche Querabschluss der Kernburg wurde bei den Umbauten der 1960er Jahre völlig verändert, die ehem. Ring- oder Schildmauer begradigt. Die heutige, fast 5 m hohe Westmauer mit dem Burgtor stammt aus den 1960er Jahren.
Die ältesten erhaltenen Teile befinden sich in der Südwestecke der Kernburg. Dabei handelt es sich nach Meyer/Thon wohl um die noch fast 10 m hohen Reste eines polygonalen Bergfrieds mit Buckelquaderverblendung aus dem frühen 13. Jh. An seiner Südseite setzt eine ebenfalls mit Buckelquadern verblendete Ringmauer an, die im späten 13. Jh. in mehreren Phasen erhöht und in einen Wohnbau, den alten Südbau, einbezogen wurde. Die vier dreigliedrigen, historisierenden Fenster sind frei erfundene Zutaten, original sind nur zwei gefasste Gewändesteine des (fortgeschrittenen) 13. Jhs. Der östlich anschließende, frühneuzeitliche Südflügel ragt einige Meter nach Süden vor. Ein dazwischen liegender, halbrund vortretender Geschützturm dürfte wohl dem späten 14. oder frühen 15. Jh. zuzuweisen sein. An der Nordwestecke der Kernanlage befindet sich ein Rundturm mit (später eingefügter ?) Wendeltreppe. (Reinhard Friedrich)