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Friedelsheim

Geschichte:

Die Geschichte des ehemaligen Reichsbesitzes Friedelsheim ist vielschichtig. Eine Hälfte des Friedelsheimer Gerichtes gelangte 1310 an den Landvogt von Speyer, Graf Georg von Veldenz. Eine Burg wird aber erst 1418 (Huß) erwähnt, als Johann von Derne, seine beiden Söhne und sein Schwiegersohn Hans von Hohenburg ihr gesamtes Gut im Ort an den pfälzischen Kurfürsten Ludwig III. verkauften. Als Erbauer kommen neben dem Reich auch die Grafen von Veldenz-Zweibrücken sowie verschiedene Ortsherren, darunter die Herren von Hohenfels, die Herren von Bolanden oder ein sich seit dem 13. Jh. nach dem Ort benennendes Ministerialengeschlecht in Frage. 1433 dient die Burg als Sitz eines kurpfälzischen Amtmannes. 1462 verkaufte Pfalzgraf Friedrich I. das "Slosse" mit Vorhof und Graben an den Limburger Abt Heinrich, gen. Ullner von Dieburg, die Pfalzgrafschaft sicherte sich aber ein Öffnungsrecht. 1481 belehnte der Limburger Abt Bonifatius Graf Bernhard von Leiningen-Hardenburg mit der Anlage. 1485 verkaufte der Limburger Abt sie an Hans von Hirschhorn. Weitere Belehnungen erfolgten in der 1. Hälfte des 16. Jhs. 1547 verkaufte Hans von Hirschhorn die Burg mit Erlaubnis des Kurfürsten an seinen Vetter Sebastian Vogelsberger. Nach dessen Tod fiel sie 1548 an Kurpfalz heim. Ab 1550 wurde sie von den Kurfürsten an die Grafen von Leiningen-Dagsburg bzw. Leiningen verpfändet. 1575 endete das leiningische Zwischenspiel, als Pfalzgraf Friedrich III. seinem Sohn Johann Casimir die Wiedereinlösung erlaubte. Dieser ließ an Stelle der Burg ein neues Renaissanceschloss errichten. Das neue Schloss bestimmte 1612 Kurfürst Friedrich V. zum Witwensitz seiner Frau Elisabeth. Nachdem dieses im Pfälzischen Erbfolgekrieg 1689 zerstört worden war, errichtete Melchior Freiherr von Wieser, der 1696/99 in die ehemals Hirschhornschen Lehen eingewiesen worden war, an gleicher Stelle einen weiteren Schlossbau, der seinerseits 1794 durch französische Revolutionstruppen zerstört wurde. (R. Friedrich)

Bauentwicklung:

Über die Baugeschichte der Burg gibt es kaum Hinweise. Buckelquader könnten auf eine ältere Phase hindeuten, sie scheinen aber zweitverwendet zu sein.
1576 wurde die ehemalige Burg durch Pfalzgraf Johann Casimir aus- bzw. umgebaut ("Neues Schloss"). Die prächtig ausgebaute Anlage diente als Jagdschloss und Dienstsitz der Burgvogtei. Nach der fast vollständigen Zerstörung 1689 kam es ab 1702 auf den Fundamenten des Casimirbaues zu einem Neubau durch Melchior Freiherr von Wieser. Auch diese Anlage ist weitgehend abgegangen, da sie 1794 durch französische Revolutionstruppen niedergebrannt wurde. (R. Friedrich)

Baubeschreibung:

Das ehemalige Burggelände war rechteckig und zweigeteilt, die Gräben wurden vom Wachenheimer Bach gespeist. Heute ist nur noch der Nordteil des Grabensystems erkennbar. Von der ehemaligen Burg sind nur noch wenige Baureste erhalten, vor allem Reste der hohen Ringmauer - teilweise mit Buckelquadern - und des rechteckigen Bergfriedes. Dieser ist aus unregelmäßigen Bruchsteinen errichtet und mit Quadern mit Zangenlöchern (wohl in Zweitverwendung) durchsetzt. An den Ecken finden sich ebenfalls große Buckelquader mit Zangenlöchern. Wenn die Buckelquader nicht auch zweitverwendet sind, würden sie allerdings auf eine ältere Errichtung der Burganlage (13 Jh. ?) hindeuten, was nicht zur bisher bekannten Historie passt. Der zweigeschossige Bergfried ist entgegen dem sonstigen Brauch fugenlos in die Ringmauer eingebunden. Im seinem Obergeschoss befindet sich neben Lichtschlitzen eine Schlüssellochscharte, was auf ein jüngeres, zur Historie passendes Erbauungsdatum hinweist. Freie Rekonstruktionen sind die Turmbekrönung und das Dach.
Beim Neubau von 1578 wohl im Bereich der ehemaligen Vorburg kam es zur Errichtung eines zeittypischen, mehrflügeligen Schlossbaus, dessen Gebäudeteile um einen rechtwinkligen Hof gruppiert waren und der umlaufende Lauben und an den Ecken Treppentürmchen aufwies. Nach der Zerstörung des Schlosses wurde auf dessen Grundmauern Anfang des 18. Jhs. ein Nachfolgebau errichtet. Auch von diesem sind nur wenige Reste, insbesondere ein Teil der Nordwand und das Nordportal, erhalten. (Reinhard Friedrich)