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Neuleiningen

Geschichte:

Das genaue Gründungsjahr der 1253 erstmals genannten, neuen leiningischen Burg ist nicht bekannt, lässt sich aber eingrenzen. Da sie im Teilungsvertrag von 1237, in dem alle neu erworbenen leiningischen Güter verzeichnet sind, noch nicht genannt ist, 1242 aber bereits die bisherige Stammburg als Altleiningen bezeichnet wird, dürfte Neuleiningen zu dieser Zeit in Bau gewesen und somit im vierten Jahrzehnt des 13. Jhs. entstanden sein. Bauherr war Friedrich III. von Leiningen, der zudem auch über den Stammsitz Altleiningen verfügte. 1251/52 erbte sein Sohn Friedrich IV. Neuleiningen. Unter dessen Sohn Friedrich V. kam es 1317/18 zu einer Teilung des leiningischen Besitzes. Friedrich V. begründete die Altleininger Linie (Leiningen-Dagsburg), während sein Stiefbruder Jofried zum Gründer der Linie Leiningen-Hardenburg wurde. Zwischen 1308 und 1372 wurden Burg und Stadt Neuleiningen vom leiningischen Allod zum Lehen des Wormser Bischofs, der 1372 als Lehensherr von Neuleiningen genannt wird.
1434 erbte Hesso, der zweitälteste Sohn von Friedrich VIII., die Grafschaft Altleiningen mit der Burg Neuleiningen. Er, dem 1444 die Landgrafenwürde verliehen wurde, ließ erhebliche bauliche Veränderungen an Burg und Stadt durchführen. Mit dem Tode Hessos 1467 setzten Erbstreitigkeiten ein. Nachdem Emich VII. von Leiningen-Hardenburg Burg Neuleiningen besetzt hatte, bat Margaretha, Hessos Schwester und verwitwete Gräfin von Westerburg, Pfalzgraf Friedrich unter Abtretung der Hälfte ihrer Lehensgüter um Hilfe, dessen Truppen 1468 die Burg rückeroberten. Anschließend wurden Burg und Stadt zu gleichen Teilen zwischen Pfalzgraf Friedrich und Bischof Reinhard von Worms geteilt, wobei Friedrich ein Viertel als Lehen an Margaretha weiter reichte. Ihr Enkel Reinhard vereinigte nach ihrem Tod 1470 die ererbten Besitzungen und begründete die Linie Leiningen-Westerburg. 1505 verlieh ihm der pfälzische Kurfürst wegen treuer Dienste die Hälfte von Stadt und Burg Neuleiningen zu ewigem Lehen, während die andere Hälfte beim Wormser Bischof verblieb, wie im Teilungsvertrag 1508 festgehalten.
Nach dem Tod Graf Reinhards kam die Anlage an seinen Sohn Kuno II., der sie aber wegen finanzieller Schwierigkeiten zeitweilig an seine Stiefschwester Gräfin Eva abtreten musste, bis sie nach deren Tod 1543 wieder an ihn zurückfiel. Kuno, der 1547 verstarb, hatte 6 Söhne, so dass es erneut zu Aufteilungen kam. Über seinen Sohn Philipp I. kam der leiningische Stammbesitz an dessen Sohn Ludwig, der 1597 auf Altleiningen residierte, während Neuleiningen als Witwensitz diente. Mit dem Tod seines Sohnes Johann Casimir 1635 erlosch die Linie, nachdem kurz zuvor der Ort Neuleiningen im Dreißigjährigen Krieg geplündert, das Schloss aber verschont worden war. Das Erbe fiel an seinen Bruder Philipp II., dem noch einmal eine Sicherung des Besitzes gelang. Unter seinem Sohn Ludwig Eberhard kam es jedoch zu Verkauf und Verpfändung leiningischer Besitzungen. 1690 wurde Neuleiningen im Pfälzischen Erbfolgekrieg zerstört, anschließend aber wieder in Teilen hergerichtet. Nach vergeblichen Versuchen, die gesamte Ruine wiederherstellen zu lassen, veräußerten die leiningischen Erben ihren Anteil an Schloss und Stadt 1767 an den Wormser Bischof. Unter französischer Herrschaft konnte 1804/05 die Gemeinde Neuleiningen die Ruine erwerben. Bald wieder in Privatbesitz geraten, wurde sie 1874 an Graf Karl Emich zu Leiningen-Westerburg verkauft. 1941 kam sie schließlich endgültig in den Besitz der Gemeinde Neuleiningen. 1989-92 wurden Sicherungsmaßnahmen durchgeführt. (Reinhard Friedrich)

Bauentwicklung:

Über die Baugeschichte der Burg Neuleiningen liegen gute Erkenntnisse vor (Stefan Ulrich 2005). Sie wurde in den vierziger Jahren des 13. Jhs. durch Graf Friedrich III. von Leiningen errichtet. Zu dieser Gründungsanlage gehört die markante Befestigung als Kastelltyp wohl nach französischem Vorbild. Nur über Sondagen nachgewiesen, gehörte zu dieser Erstanlage auch ein großer Baukörper, der sich an der Nordostecke innen an die Ringmauer anlehnte, und der möglicherweise als Palas anzusprechen ist. Ein deutlich kleinerer Bau befand sich an der Südseite. Im 14. Jh. kam es zur ersten großen baulichen Veränderung, als an der Westseite zwei voneinander unabhängige Gebäude errichtet wurden, deren Grundmauern noch vorhanden sind. Der gut erforschte nordwestliche Bau wies über viereckigem Grundriss einen halb eingetieften Keller sowie zwei Geschosse auf und übernahm wohl die Funktion als Palas. Er wurde im 15. Jh., vermutlich unter Graf Hesso, ausgebaut, in dem man ihn um ein Stockwerk erhöhte, wobei der bisherige Dreiecksgiebel zum Staffelgiebel erweitert wurde.
1508 wurde in der Südostecke dann von Graf Richard I. der Wohnbau der Leiningen-Westerburger Familie errichtet. Der längsrechteckige Bau wurde vermutlich durch einen über Eck gestellten Treppenturm erschlossen. Sein Erdgeschoss über halb eingetieftem Keller besaß einen kreuzgewölbten Saal, darüber folgten zwei Wohngeschosse für die gräfliche Familie bzw. den Verwalter. Die östliche Giebelseite schmückte ebenfalls ein Staffelgiebel. Der angrenzende Südostturm erhielt offenbar einen butterfassartigen Aufsatz. Der ursprüngliche große Bau an der Nordseite war wohl schon im Spätmittelalter abgerissen und zwischen 1597 und 1611 durch einen kleineren, zweistöckigen Bau ersetzt worden, in dem offenbar die archivalisch genannte Badestube sowie zeitweilig die Kanzlei untergebracht waren.
Nach der Zerstörung 1690 fand eine notdürftige Instandsetzung einzelner Gebäude statt. 1806 wurden die letzten Wohnbauten in der Südhälfte niedergelegt. (Reinhard Friedrich)

Baubeschreibung:

Die Burganlage erhebt sich auf einem Spornausläufer im Norden der Stadt. Sie wird umfasst von ihrer charakteristischen Ringmauer über unregelmäßig viereckigem, leicht trapezförmigem Grundriss. Die Nord- und Ostmauer sind leicht gewinkelt. An den vier Ecken erheben sich kräftige, vorspringende Rundtürme, deren Hoffassaden abgeflacht sind. Burg Neuleiningen gehört somit zum Typ der Kastellburg. Ihre Nord- und Westmauer liegen unmittelbar am Geländeabfall, während die Südmauer Richtung Stadt weist. Vor der Ostmauer, in deren Mitte sich auch der Zugang befindet, erstreckt sich ein vorburgartiges Gelände, das durch einen Graben abgetrennt war. In dieser befand sich wohl eine Kapelle. Am Nordost- und am Südwestturm setzt die Umfassungsmauer des Ortes an.
Die Außenseiten der Mauern und Türme sind teilweise durch Gesimse gegliedert. Die im regelmäßigen Kleinquaderverband aus Bruchstein errichteten Mauern waren ursprünglich mit Wehrgängen ausgestattet, wie Kragsteine an der Innenseite belegen. Sie verfügen über zahlreiche, regelmäßig angeordnete Schlitzscharten aus Bundsandsteinquadern, die zur Innenseite als Schartenfenster erweitert sind. Auch die Türme waren mit Schartenkammern ausgestattet sowie mit kleinen Rechteck- oder Spitzbogenfenstern versehen. Im Südwestturm weisen zwei Kaminsäulen im Obergeschoss auf eine Beheizung hin, hier findet sich auch eine Fensternische mit Bänken. Die noch ca. 12 m hoch erhaltene Westmauer ist ohne jede Öffnung und wirkt durch ihr wuchtige Geschlossenheit.
Der Nordwestturm weist dickeres und höheres Mauerwerk auf als die übrigen und hatte wohl eine bergfriedartige Funktion. In seinem Untergeschoss findet sich ein durch ein Loch im Kuppelgewölbe zugänglicher, verliesartiger Raum. An seiner Nordostseite erhebt sich über der Ringmauer der mächtige Stufen- oder Treppengiebel eines im 14. Jh. errichteten und im 15. Jh. erhöhten Wohnbaus (jüngerer Palas), der sich an die Westseite anlehnte. Er zeigt innen zahlreiche Strukturen wie Deckenkonsolen, Kamine und zwei spitzbogige Einfach- sowie ein Doppelfenster. In seiner Nähe befand sich in der Nordmauer eine später vermauerte Schlupfpforte. Am Nordostturm, der dem südöstlichen sehr ähnlich ist, finden sich Reste von Verputz. Konsolsteine neben der nördlichen Ringmauer belegen das Vorhandensein eines Aborterkers im Obergeschoss. Der ehemalige Torbau mittig in der Ostseite weist noch die Führung des Fallgatters auf.
In der Südostecke der Innenanlage befindet sich unter dem mit Sitzstufen eingefassten Hügel der Rest des ehem. Leiningen-Westerburgischen Wohnbaus des frühen 16. Jhs. mit tonnengewölbtem Keller. Hier ist heute ein Restaurant untergebracht, im südöstlichen Turm befindet sich ein Burg- und Heimatmuseum. (Reinhard Friedrich)

Arch-Untersuchung/Funde:

2001