EBIDAT - Die Burgendatenbank

Eine Initiative der Deutschen Burgenvereinigung Menu

Eichstetten

Geschichte:

Eine um 1100 entstandene Notiz listete verschiedene ältere Rechtshandlungen eines Hesso auf, die zwischen 1052 und 1072 vorgenommen wurden. Sie betreffen vor allem die Stiftung einer Kirche und einer Kapelle in Eichstetten zum familiären Gedenken (und als Grablege) sowie die Ausstattung mit Gütern und Leuten. Hesso gehörte zu altem, vorzähringischem Adel; die weitverzweigte Sippe der Hessonen ist in Südwestdeutschland häufig fassbar und begütert. Um etwa 1100 verfügte ein Eberhard von Eichstetten zusammen mit einer Erbengemeinschaft über Besitz im oberen Wiesental. Wesentliche Geschlechter wie etwa die Hachberger, die Üsenberger und Nimburger stammen von ihnen ab. Die Hessonen waren im 11. Jh. Vögte des Klosters Einsiedeln in Riegel. Ihre Position in Eichstetten war offenbar bereits gefestigt, als die Tradition begründet wird. Etwa um 1100 scheinen sich die Üsenberger abgetrennt und nach ihrer Burg bei Breisach benannt zu haben; sie behielten jedoch ihre umfangreichen Rechte und Besitzungen im Dorf. Um 1150 hatte ein Adalbert von Schwerzen (an der Wutach) bzw. von Eichstetten - "Adalbertus de Swerzin sive de Eistat" Besitz im südl. Markgräflerland.
Zuletzt wird 1185 "Eberhardus de Eistede" zusammen mit weiteren als Zeuge zweier Urkunden Kaiser Friedrich Barbarossas in Italien aufgeführt.
Zwischen 1239 und etwa 1300 treten weitere nobiles von Eichstetten auf. Ihr Prestige, ihr Vorrang in den Zeugenreihen, die Nähe zu den Üsenbergern und der Besitz der Burg könnten auf eine Verwandtschaft oder Herkunft von den Hessonen des 11./12. Jhs. deuten. Allerdings wechseln die Leitnamen völlig.
Ein Ritter von Eichstetten hatte im frühen 14. Jh. als Lehen des Bischofs von Straßburg das Geleitrecht zwischen Rheinau (Ortenaukreis) und Weisweil und verschiedene andere Lehen, außerdem verschiedene Herrschaftsrechte und die Burg in Eichstetten. Offenbar hatten jedoch die einflussreicheren Üsenberger schon Ende des 13. Jhs. den faktischen Vorrang in Eichstetten. Als ihre Vasallen treten zwischen 1276 und der Mitte des 14. Jhs. Schenken von Eichstetten auf. Vielleicht ist ihnen als ihr Sitz ein abgegangener Adelshof ("Schlössle") am nördlichen Ortsrand zuzuweisen.
Um 1314 gibt es Hinweise auf eine Auseinandersetzung der Üsenberger mit der Stadt Freiburg. Die Üsenberger versprechen, keinen wehrhaften Bau in Eichstetten zu errichten. Ob die Burg zerstört war oder ob man nun vorbeugen wollte (z.B. einer Befestigung des Ortes), ist unklar.
Die Burg wird am 13. Nov. 1315 von Ulrich von Eichstetten und seinem Sohn Rüdin zusammen mit Schutz und Bann an Burkart III. von Üsenberg und seinen Sohn Gebhart verkauft. Ulrich von Eichstetten behält sich auf Lebenszeit die Burgkapelle vor. Die Herren von Eichstetten besaßen noch bis um 1340 Güter am Ort, jedoch keine Herrschaftsrechte mehr. Die Familie starb wohl um die Mitte oder in der 2. Hälfte des 14. Jhs. aus.
Da die Burg im Tennenbacher Güterbuch um 1320 als "castrum" erscheint, könnte sie damals noch bestanden haben. Möglicherweise wurde sie dann 1321/22 im Krieg der Üsenberger gegen Graf Konrad II. und die Stadt Freiburg zerstört. Die Burg ist jedenfalls bei einer Verpfändung 1339 nicht enthalten. 1356 wird sie ausdrücklich als "Burgstal" bezeichnet.
Nach der Niederlage 1322 mussten die Üsenberger die Grafen von Freiburg als Lehensherren des Dorfes Eichstetten akzeptieren. In der Folgezeit wurde das Dorf an die Familie Malterer in Freiburg verpfändet. Nach dem Aussterben der Üsenberger kam Markgraf Hesso von Hachberg an Eichstetten, das 1415/16 vom Markgrafen Bernhard von Baden gekauft wurde. (Heiko Wagner)

Bauentwicklung:

Die auf der Grundlage der Schriftquellen wohl ins 11. Jahrhundert zu setzende Burg Eichstätten ist vollständig abgegangen, so dass keine gsicherten Aussagen zur baulichen Entwicklung möglich sind. Die Keramikfunde legen eine Datierung in das 12. und 13. Jahrhundert nahe. Spätestens im 15. Jahrhundert hat man die Burg aufgegeben. Gestützt wird diese These sowohl durch die wenigen erhaltenen Schriftquellen als auch die auf dem Burgareal gefundene Keramik. (Jens Friedhoff)

Baubeschreibung:

Heute weisen noch die Flurnamen "Burg" und das "Burgtal" westlich der Burg sowie die Burgtalstraße im Dorf hin.
1856 werden Mauerreste "des Stalles sowie des Bergfriedes" beschrieben. U.a. waren noch Balkenlager sichtbar. Bei der Sprengung sei ein Verließ mit kopfüber darin liegenden Skeletten gefunden worden, außerdem eine starke Ascheschicht. Es fanden sich außerdem ein gepflasterter Burghof und eine Treppe, daneben ein Behälter mit verkohltem Korn. Insgesamt deutet der Befund tatsächlich auf eine gewaltsame Zerstörung hin. Dafür sprechen auch die geborgenen Waffen- und sonstigen Eisenfunde. Eine Beschreibung eines Friedhofs angeblicher Gewaltopfer lässt sich nicht genauer deuten. Vielleicht wurden die Opfer eines Kampfes um die Burg bei der Burgkapelle beerdigt.
Die heutige Form der Burg ist grob rechteckig, etwas abgeknickt und abgerundet. Die westliche Kante wurde versteilt, im Osten wurde eine breite Terrasse geschaffen. Das höchste Burgplateau im Westen ist grob langrechteckig. Der Burggraben im Süden ist heute teilweise verfüllt; er zog sich nach Osten noch den Hang hinunter. An einem Lössprofil auf der Ostseite der Kernburg zeichnen sich Mauerschutt, in anderen Höhen Fundamente und eine Brandschicht ab. Im Süden dürfte sich nach älteren Karten wohl eine Vorburg befunden haben, die inzwischen planiert und dadurch verbreitert ist.
Die Keramikfunde gehören in das 12. und 13. Jh.; spätestens im 14. Jh. wurde die Burg aufgegeben, was mit den historischen Daten gut korrespondiert.
Das Plateau wurde vor wenigen Jahren durch einen Weg, ein umlaufendes Geländer und Informationstafeln als Aussichtspunkt erschlossen. (Heiko Wagner)

Arch-Untersuchung/Funde:

Mehrere Begehungen. Zahlreiche Keramik des 12. (u.a. Lippenränder) und 13. Jhs. (Rollrädchenverzierung), auch Becherkachelfragmente. Vor allem Mörtelstücke weisen noch auf die Burgbauten hin, außerdem Fundamentreste in einem Lössprofil. (H.W.)