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Kybfelsen

Geschichte:

Es liegen keine zeitgenössischen Nachrichten aus der Laufzeit der Burg oder ihre Besitzer vor. Die Nachrichten setzen ein, als die Burg längst wüstgefallen war. In der Chronik des Mathias von Neuenburg (Mitte 14. Jh.) und später wird das Schweizer Grafengeschlecht der Kyburger mit dem Kybfelsen in Verbindung gebracht. Ihre Stammburg habe im Breisgau gelegen; dort seien sie durch die Zähringer verdrängt worden. Der Zähringerherzog sei der Schwager des Kyburgers gewesen. Aus chronologischen Gründen ist eine solche Ereignisfolge nicht möglich. Außerdem steht die Stammburg der Kyburger südlich von Winterthur in der Schweiz (seit 1027 belegt). Vielleicht versuchte man im Spätmittelalter, die Burgreste und den Namen mit einer solchen Erzählung zu erklären. Außerdem könnten die Habsburger und ihre Anhänger ein Interesse gehabt haben, alte Bezüge in den Breisgau zu konstruieren. Eine so begründete Tradition könnte den Habsburgern bei ihrer spätmittelalterlichen Herrschaftsbildung im Breisgau geholfen haben. Eine Chronik von 1592 konstruiert andere Zusammenhänge und macht den Zähringer Bertold I. für die Vertreibung des Kyburgers verantwortlich. Die Kyburger lassen sich in jedem Fall im Breisgau urkundlich nicht belegen; Gründer und Besitzer der Burg bleiben unklar.
Die lokalen Urkunden geben wenig her: das Günterstaler Urbar von 1344 nennt "Holz...im oberen und nideren burggraben" und meint offenbar das heutige Gewann "Birkengraben", ein natürliches Tälchen unterhalb der Burg.
Im 18. Jh. wurde eine Tradition der Nonnen von Günterstal (unterhalb der Burg) aufgezeichnet. Ein Edler Günther von Burg Kibenfelsen habe 1221 das Kloster für seine beiden Töchter Berta und Adelheid gegründet. Eine Adelheid ist als Äbtissin bis 1281 belegt. 1224 wurde jedenfalls das Kloster geweiht, was den Nonnen immer bekannt war und wohl in die Geschichte verarbeitet wurde. Der Edle "Günther" dürfte dabei eine Konstruktion aufgrund des - älteren - Ortsnamens sein. Da der Wald des Klosters Günterstal bis zur Burg reicht, ist tatsächlich ein Bezug zur Burg zu vermuten. Vielleicht wurde das Kloster bei seiner Gründung tatsächlich mit einem Teil des Burggutes ausgestattet.
Der Name "Kyburg" wird erstmals 1484 im Weistum von Kappel genannt.
Aufgrund einer Idee des Burgenforschers Helmut Söllner wären die Herren von Thengen (Hegau) als Erbauer der Burg zu verdächtigen. Jedenfalls tritt ein Angehöriger der Familie als Zeuge bei der Klosterweihe von Güntherstal auf, und auch im Bereich Oberried /St. Wilhelm treten sie auf. Sie waren offenbar im Zusammenhang mit dem Kloster St. Gallen und auch als Gefolgsleute der Zähringer im Breisgau tätig. Insgesamt sind der Standort und die Funktion der Burg in jedem Fall schwer zu erklären. Der Standort der Burg wirkt eher hochadlig; vielleicht sind auch die Zähringer zu verdächtigen, was jedoch den Legendenbildungen widersprechen würde. (Heiko Wagner)

Bauentwicklung:

Die Burg ist vollständig abgegangen und chronikalische Nachrichten aus dem 14. Jahrhundert beziehen sich auf die bereits verschwundene Burg. Datierungshilfen bieten lediglich einige Keramikfunde, die eine Besiedlung der Burgstelle in das 12. Jahrhundert nahelegen. (Jens Friedhoff)

Baubeschreibung:

Aufstieg über Wanderwege von Günterstal, Kappel oder auch Littenweiler aus. Sehr entlegen, etwa 500 Höhenmeter über dem Bohrertal (Güntherstal), jedoch mit weitem Rundblick. Neben dem Repräsentationsbedürfnis mögen Besitzrechte in den beiden flankierenden Tälern und ein großes Rodungs- oder Weidegebiet - heute wieder bewaldet? - eine Rolle gespielt haben. Der Bergbau am Schauinsland und in der Region scheint jünger zu sein (13.Jh., meist 14. Jh.) und spielte zur Laufzeit der Burg offenbar noch keine Rolle.
Der alte Zugang erreichte die Burg vom "Sohlacker" aus über einen ansteigenden Bergrücken, der im letzten Teil sehr steil ist (Wegetrasse teilweise direkt oberhalb des heutigen Wanderweges).
Ein natürlicher, zu einem etwa 12 m breiten Halsgraben ausgearbeiteter Felsspalt grenzt die Burgstelle zum Berggrat nach Norden hin ab. Die Burg gliedert sich in den höheren nördlichen und den tieferen südlichen Felsen, außerdem eine recht ausgedehnte ebene Fläche östlich des Südfelsens. Denkbar ist, dass der Südteil als Vorburg vom Nordfelsen abgetrennt war, das ist jedoch nicht beweisbar.
Die Burg wurde 1926 und 1927 von Otto Kantorowicz ausgegraben und 1929 veröffentlicht. Nach heutigen Gesichtspunkten wurde vieles nicht dokumentiert. Auf dem entstandenen Plan sind die aufgefundenen Mauerteile dicht schraffiert, Ergänzungen zeigen weitere Schraffur und gestrichelte Linien. Die sog. Ostmauer ist völlig hypothetisch; sie wäre im Hangschutt schwer zu fundamentieren und hat vielleicht nie existiert.
Auf dem nördlichen Felsen befand sich offenbar ein Turm von etwa 8 m Seitenlänge. Der massive Mauerklotz der Nordwand ist am besten zu sehen. Offenbar war es ein frontständiger Bergfried oder Wohnturm. Nach Süden muss ein massives Wohngebäude gestanden sein. Im unteren Teil war es offenbar nur ein schmaler Keller oder aber ein Durchgang.
Die Bebauung auf der Fläche im Süden und auf dem Ostfelsen lässt sich nicht weiter beschreiben, war möglicherweise in leichterer Bauweise ausgeführt. Auf dem Südfelsen bestand offenbar ein etwa rechteckiger Wohnturm (geringe Reste von Mauerwerk); von hier hat man heute die beste Aussicht nach Westen. Eine einst massive Südmauer begrenzte die Burg nach Süden, dort wurde auch ein schmaler Tordurchgang festgestellt. Ob es das einzige Tor war oder ob im Nordwesten noch ein weiteres bestand, ist unklar. (Heiko Wagner)


Einige kürzlich bekannt gewordene spätmittelalterliche Keramikfunde (u.a. Ofenkachel) stellen ein Rätsel dar. Zu erwägen ist, ob die Habsburger im 14./15. Jh. im Rahmen der Traditionsbildung die Burg teilweise reaktivierten und beispielsweise als Jagdschloss nutzten. Die Nutzung der Burgen für Jagden scheint in dieser Zeit allgemein stärker thematisiert zu werden; der Terminus taucht auch in einer der Legenden auf.
Im 18. Jh. war der Felsen sicher in das System der Sperranlagen gegen die Franzosen einbezogen (Schanzlinie Rosskopf-Hirzberg-Glümerhöhe). Der Felsen eignete sich gut als Beobachtungs- und Signalpunkt. Nördlich des Felsens lag auf einem etwas höheren Gipfel (837,5 m ü.NN) eine Schanze. Südlich unterhalb des Felsens befand sich auf dem "Sohlacker" ein Blockhaus (auf historischer Karte belegt).

Arch-Untersuchung/Funde:

Grabung in den 1920er Jahren mit Planaufnahme (Grundriss). - Zahlreiche Begehungen. Zahlreiche Oberflächenfunde, vor allem nachgedrehte Ware (12. Jh.). Aufgrund der Laufzeiten der Warenart ist unklar, ob die Burg in der 2. Hälfte des 11. Jhs. oder im frühen 12. Jh. gegründet wurde. Die Burg endet offenbar im 13. Jh. Neuerdings ist etwas Fundmaterial etwa des 15. Jhs. bekannt. (Heiko Wagner)