EBIDAT - Die Burgendatenbank

Eine Initiative der Deutschen Burgenvereinigung Menu

Kenzingen

Geschichte:

Die Erstnennung als "castrum Cancingen" liegt im Jahre 1094. Bereits 1092 wird ein "Arnold de Cancingen" genannt. Kenzingen gehört damit zur Schicht der ältesten Burgen im Breisgau, die meist auf Randhöhen der fruchtbaren, lössbedeckten Vorbergzone entstanden sind.
Die Burg verlor wohl mit der Gründung der Stadt Kenzingen 1249 durch die Üsenberger an Bedeutung und wurde aufgegeben. Wieweit sich die Laufzeiten von Burg und Stadt noch überlagern, ist unklar. Die Zubenennung als "capitaneus" deutet auf Funktionen als Vogt, etwa über Kenzingen oder sogar über die gesamten Besitzungen des Klosters Andlau im Breisgau. Die geographisch weit gespannten Schenkungen und Beziehungen in Richtung Ortenau und östlich des Schwarzwalds deuten auf eine alte, hochrangige, edelfreie Familie. Zusammen mit Graf Erlewin von Nimburg nimmt Arnold eine Schenkung an das Kloster St. Peter vor. Weitere Herren von Kenzingen bewegten sich im Umfeld der Herzöge von Zähringen, so als Zeugen und Schenker an das Kloster St. Peter. Ein Erkenbold taucht unter den "nobiles viri atque liberi" auf. Erkenbold gehörte in den Jahren um 1113 zum engsten Gefolge des Zähringerherzogs Bertold III. Seit dem Amtsantritt von Herzog Konrad scheint sich etwas zu ändern: die Kenzinger treten nun (z.B. 1139) im Umfeld der Grafen von Nimburg (vgl. separate Datei) auf.
Die Quellen schweigen für längere Zeit. 1219 tritt ein Johannes als "scultetus de Kencingen" auf. Er war Eigenmann des Rudolf von Üsenberg. Ob er mit den älteren Kenzingern verwandt war und diese in die Ministerialität übergewechselt (oder abgestiegen) waren, ist unklar. Vielleicht ist er überhaupt nicht verwandt, sondern ein von den Üsenbergern eingesetzter niedrigrangiger Beauftragter. Ein Johannes von Kenzingen ist bis 1248 noch mehrfach im Umfeld der Üsenberger belegt. 1242 tauchen auch weitere auf: "Johannes miles de Kenzingen, Cuno scultetus de Kenzingen, Bertoldus advocatus de Kenzingen" und auch ein "Burkardus rector scolarum in Kenzingen". Im 13. und 14. Jh. sind noch weitere Personen nach Kenzingen benannt, deren Wohnsitze wohl eher in der 1249 gegründeten Stadt lagen.
Ein Gewann "bi dem burgbrunnen" wird 1355 genannt. (Heiko Wagner)

Bauentwicklung:

Von der vollständig abgegangenen Burg künden nur noch wenige Spuren im Gelände. Vermutlich ist die Anlage mit dem 1094 erstmals genannten "castrum Cancingen" identisch. Wann die Anlage aufgegeben worden ist, lässt sich nicht mit letzter Sicherheit sagen. Vermutlich geschah dies bereits Mitte des 13. Jahrhunderts. (Jens Friedhoff)

Baubeschreibung:

Südlich oberhalb der Stadt, oberhalb der Feldflur, wo sich das abgegangene ältere Dorf Kenzingen befunden hatte. Nach Norden gerichteter Sporn am Rand der lössbedeckten Vorbergzone des Schwarzwalds. Typische Lage für die frühesten Burggründungen im Breisgau. Ein Rebhäuschen auf der Anhöhe 220,1 zeigt den Standort der Kernburg an, die etwa 35 m lang ist. Im Süden ist die Burg durch einen etwa 25 m breiten Halsgraben von der Hochfläche abgetrennt. Im Norden ist der Kernburg eine breite Terrasse, vielleicht die Vorburg/Unterburg vorgelagert, die sich heute auch noch als schmalerer Streifen an der Ost- und Westseite weiterzieht. Die Burg wird insgesamt etwa 70 m lang. Inwieweit die Terrassen als Ergebnis der Terrassierungen durch den Weinbau oder als ursprüngliche Struktur der Burg anzusprechen sind, bleibt offen. (Heiko Wagner)

Arch-Untersuchung/Funde:

Zahlreiche Begehungen. Zahlreiche Funde des 12. Jhs. (nachgedrehte Ware), auch spätmittelalterliche Keramik. Wann die Burg abging, ist schwer zu erkennen. Durch Mistdüngung wurde in der nachfolgenden Zeit immer wieder Keramik in die Gärten und Weinberge eingebracht. (H.W.)