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Nimburg

Geschichte:

Der Name Nimburg ("Nuwenburg" = Neuenburg) bezieht sich offenbar auf frühgeschichtliche Befestigungsspuren oder eine römische Villa auf dem Berg, die offenbar als "Altenburg" galten. Der Begriff taucht im Mittelalter möglicherweise zuerst als Name eines Weilers oder Dorfes auf. Die Adelsburg ist in ihrer Frühzeit nur indirekt in Form der Zubenennung der Familie genannt. Ihre direkte Ersterwähnung datiert offenbar erst von 1316.
Die Adelsburg wurde im 11. Jh., allerspätestens beim Erhalt des Grafentitels um 1092/94, am nördlichen Ende des Lössrückens errichtet. Die Herren, dann Grafen von Nimburg sind ein Zweig der früh im Breisgau belegten Hessonen. Der Adlige Hesso hatte schon seit 1052, belegt im Rahmen der Regelung seines Seelenheils, Güter "in loco Nuemburc" (spätere Abschrift; vgl. auch Datei Eichstetten).
Die Nimburger sind zwischen 1087 ("Erlewin de Niunburc") und 1200 belegt. Die Herkunft des 1094 erstmals genannten Grafentitels wurde rekonstruiert. 1092/93 wurde Herzog Bertold II. von Zähringen von der päpstlichen Partei zum Gegenherzog von Schwaben, gegen die Staufer, aufgestellt. Vermutlich verlieh er in dieser historischen Situation den Grafentitel an Erlewin I., der zwischen 1093 und 1100 eine ansehnliche Schenkung an das zähringische Hauskloster St. Peter vornahm. Zusätzlich zur Burg wurde am Fuß des Berges ein gleichnamiger, planmäßig angelegter Ort errichtet. Er wird in den Marbacher Annalen als "urbs Nuwemburch" bezeichnet, was die Zentrumsfunktion unterstreicht. Der Ortsname mit der Endung -burg erinnert auch an die hochmittelalterlichen burgus-Gründungen (wie etwa Freiburg i.Br. schon 1091, vor der Marktgründung 1120). Derartige planmäßig angelegte Siedlungen dienten vor allem dem Handwerk und dem Handel.
Graf Bertold III. ist mit einigen seiner Ministerialen um 1189-92 beim Dritten Kreuzzug unter Friedrich Barbarossa bezeugt und ging um 1200 mit seinem Sohn erneut auf Kreuzzug. Damit wurde das Ende der Familiengeschichte offenbar kalkuliert in Kauf genommen, das dann auch eintrat. Die Herrschaft wurde offenbar an den Bischof von Straßburg verkauft, war jedoch das gesamte 13. Jh. hindurch zwischen Zähringern, dann den Grafen von Freiburg, den Straßburger Bischöfen, den Markgrafen von Hachberg und den Staufern umstritten. 1274 erhielt beispielsweise der Bischof von Straßburg die Herrschaft erneut von König Rudolf (von Habsburg). Schließlich kamen die ehemals nimburgischen Vogteien über die Klöster Sölden und St. Ulrich als Pfand an Graf Egen von Freiburg, 1316 belegt. Die Nimburg mit Zubehör und Ort kam als Lehen der Bischöfe von Straßburg schließlich in die Hand der Freiburger Grafen (1316, 1344). So ist für die Grafen von Freiburg schon ab Ende des 13. Jhs. die Bildung eines Territoriums im nördlichen Breisgau festzustellen, in Konkurrenz zu den Markgrafen von Baden-Hachberg. Anlässlich der Heirat des Grafen Friedrich von Freiburg mit Anna von Baden-Hachberg erhielt er die Landgrafenwürde von den Markgrafen als Heiratsgut verpfändet (bestätigt 1334).
Auf der Burg Nimburg saß meist ein Vogt oder Verwalter, der die Herrschaft für die Bischöfe von Straßburg, dann für die Staufer und schließlich für die Grafen von Freiburg vor Ort ausübte. Vermutlich war der 1292 erwähnte Ritter Bertold von Nimburg ein solcher Dienstmann. Im 14. Jh. sind (nach 1341, 1343 und 1344) Güter bei der bestehenden Burg im Tennenbacher Güterbuch aufgeführt. Gräfin Anna von Freiburg, Gattin des Grafen Friedrich, verfügte 1351 neben der nahegelegenen Burg Lichteneck auch über die Nimburg und überließ sie ihrem Sohn, Graf Egen II. von Freiburg. Die Nimburg wird auch anlässlich des Freiburger Herrschaftswechsels 1368 nochmals erwähnt. Graf Egen II. von Freiburg verpfändete Burg und Herrschaft ("...burg und der herschaft ze Nunburg") an seine Nichte Klara. Sie war seit 1340 mit einem Abkömmling der sich aus Württemberg zurückziehenden Pfalzgrafen von Tübingen verheiratet. Mit ihr wurde die Linie der "Grafen von Tübingen, Herren zu Lichteneck" begründet. Die Wahl der Burg Lichteneck als Residenz deutet vielleicht auf einen schlechteren Zustand der - als Traditionspunkt bedeutenden - Burg Nimburg hin. Vermutlich ging sie in der 2. Hälfte des 14. Jhs. oder etwas später ab. Beim Verkauf der Dörfer Nimburg und Bottingen durch die Gräfin Anna von Tübingen an Markgraf Karl von Baden im Jahre 1465 wird keine Burg Nimburg mehr erwähnt. Im 16. Jh. sind in einem Urbar Güter "in der burg und darumb" sowie ein Gärtchen und Reben "uff der burg" verzeichnet. Dass heute so wenig zu erkennen ist, liegt nicht nur an "der wechselvollen Geschichte". Die Position auf Löss - nicht Fels - trug nicht zur Stabilität von Mauern bei, die sich so auch leichter zum Einsturz bringen und abtragen ließen. Der begehrte Lössboden erhöhte auch den Druck durch Landwirtschaft und Weinbau, und der Steinmangel in ebendiesem Gebiet tat ein Übriges zum Verschwinden der Burg. (Heiko Wagner)

Bauentwicklung:

Folgt man der urkundlichen Überlieferung, so reichen die Anfänge der Adelsburg bis in das ausgehende 11. Jh. zurück. Bestätigt wird dieser Datierungsansatz durch Lesefunde. Weitere Informationen, die über die bauliche Entwicklung der wahrscheinlich als Motte anzusprechenden Burg Aufschluss geben könnten, fehlen bislang. (Jens Friedhoff)

Baubeschreibung:

Zwischen Kaiserstuhl und Schwarzwald liegt in der Rheinebene eine langgestreckte, dick von Löss bedeckte Kalksteinscholle. An ihrem nördlichen Ende ist ein kegelförmiger Berg zu erkennen, der von einem Kriegerdenkmal bekrönt ist. Der Bergkegel ist teilweise aus dem anstehenden Löss herausmodelliert, teilweise vielleicht auch aufgefüllt. Der Bergkegel böte obenauf mit etwa 50 m Durchmesser einem Wohnturm, einer umgebenden Ringmauer und vielleicht noch untergeordneten Gebäuden Platz. Durch Geophysik wurden auf dem zentralen Hügel noch stark durch Mauerschutt verunklärte Strukturen geortet. Obertägig sind nirgends mehr Mauern zu erkennen. Vor allem südlich und östlich deuten ausgedehnte Terrassen auf eine Vorburg/Unterburg hin. Im Süden sind Gräben zu vermuten, die durch Weinbau und Wegebau verunklärt sind. Insgesamt ergibt sich eine sehr große und bedeutende Anlage.
Die Funde von Mörtel, Ziegelstücken, Kalkstein, Sandstein und Gneis sowie nachgedrehte Keramik etwa des 12. Jhs. und Jüngerer Drehscheibenware zeigen deutlich die Burg und ihre Belegungszeit an. (Heiko Wagner)

Arch-Untersuchung/Funde:

Begehungen. Rel. zahlreiche Lesefunde des 11./12. Jhs. (nachgedrehte Ware) und des 13./14. Jhs. (Jüngere Drehscheibenware). - Geophysikalische Untersuchung (publiziert, Univ.blätter?).