EBIDAT - Die Burgendatenbank

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Wilde Schneeburg

Geschichte:

Die "neue und wilde Schneeburg" wird erstmals 1302 genannt. "Neu" könnte auf eine erst kürzlich erfolgte Erbauung hindeuten, dient aber auch zur Unterscheidung von der offenbar bereits bestehenden Schneeburg bei Ebringen, die ebenfalls im Nahbereich von Freiburg liegt. Die Urkunde berichtet, dass zwei Bürger aus Offenburg und Gengenbach freigelassen wurden, die vorher auf der Burg gefangen gehalten wurden. Der genaue Hintergrund ist nicht bekannt; jedenfalls geloben der Landvogt auf Ortenberg und die betroffenen Städte der Stadt Freiburg "Urfehde", d.h. dass sie nichts gegen Freiburg unternehmen würden.
Die Burg wurde offenbar 1314, spätestens 1315, von der Stadt Freiburg zerstört. Das wird aus einer Urkunde vom 1. Juni 1315 deutlich; die Burg hatte den Brüdern Heinrich und Wilhelm Kolman (Patrizierfamilie aus Freiburg) gehört. Außerdem wird erwähnt, dass die Kolman die Burg gekauft (also nicht selbst erbaut) hatten. Von der Fehde selbst liegt ein Bundbrief vom 24. September 1314 vor; darin verbünden sich vor allem Adelige des Breisgaus, u.a. der Sohn des Grafen von Freiburg, gegen die Kolman. Unklar bleibt, wieso die Burg geschleift wurde bzw. wodurch die Kolman das Missfallen ihrer Heimatstadt Freiburg erregten. Im Jahre 1306 hatten sie schon einen Üsenberger gefangen, so dass sich später auch die Üsenberger bei den Unterzeichnern des Bundbriefes von 1314 finden. Die Stadt Freiburg wird später durch einen Schiedsspruch offenbar keineswegs als unschuldig angesehen, sondern soll den Kolman den Verlust von Burg, einem Burgmann, Lebensmitteln, Ausrüstung und einiger Tiere ersetzen.
Andere Urkunden von 1311 (?), deutlicher 1317, zeigen, dass die "Wilde Schneeburg" vor den Kolman den Schnewlin (ebenfalls einer Patrizierfamilie in Freiburg) gehört hatte. Vermutlich waren die Schnewlin auch die Erbauer der Burg.
Als Burgstall wird die Burg noch 1355 erwähnt. Die Kolman verzichteten auf alle Ansprüche; die Ruine blieb im Besitz der Stadt Freiburg. Was die geschäftstüchtigen Familien mit der Burg wollten, wird in den Urkunden nicht deutlich; aufgrund der entlegenen Position kann es sich nicht um Repräsentation gehandelt haben (zur wirtschaftlichen und verkehrsmäßigen Situation vgl. Beschreibung). (Heiko Wagner)

Bauentwicklung:

Nichts bekannt. Aufgrund der kurzen Laufzeit der Burg von wenigen Jahrzehnten (2. H. 13. bis 1. H. 14. Jh.) und des beschränkten Platzangebots ist kaum mit wesentlichen Umbauten zu rechnen. (Heiko Wagner)

Baubeschreibung:

Die "Wilde Schneeburg" befindet sich etwa 2 km südlich von Oberried, im hinteren Bruggatal auf der rechten (östlichen) Talseite. Ob die beiden Schneeberger Höfe ehemals als Wirtschaftshöfe zur Burg gehörten, ist unklar. Es könnte sich auch um jüngere Rodungsinseln handeln, zumal die heutige Wegverbindung über den Steilhang nach oben zur Burgstelle schwierig ist und der Wegverlauf eher einen neuzeitlichen Eindruck macht und auch für Transporte nicht ausgelegt ist. Am Rande des Vorderern Schneeberger Hofes zweigt ein steiler Fußweg nach rechts oben (Osten) ab; weiter oben trifft er auf den breiten Wanderweg nach Süden. Es folgen eine Spitzkehre an einem Bächlein und weiter oben ein scharfer Wegknick, dort sind die ersten Felsen sichtbar. Zwischen zwei hochragenden Felsspitzen, links oberhalb (nördlich) des Wanderweges stand in etwa 850-860 m ü.NN die Burg (knapp 300 m über dem Bruggatal). Ein schmaler Pfad führt über den Steilhang hinein. Zwischen den Felszähnen ist eine ebene Fläche von etwa 8-12 m Länge (von Fels zu Fels) und 7 m Breite sichtbar. An den seitlichen Rändern der Fläche stellen niedrige, etwa 1,5 m breite Schuttwälle die Reste der Längswände der Burg dar. Weiter oben konnte die Burg auch auf die auseinander weichenden Felszähne gebaut und so die Wohnfläche deutlich erweitert werden. Der Bau wird durch gewölbte Dachziegel, einige Backsteinstücke und Teile von gekehlten Fenstergewänden aus Buntsandstein fassbar. Die Mauern bestanden aus dem üblichen anstehenden Gneisgestein.
Östlich der Burg befindet sich jedenfalls eine 33 m lange und zwischen 6 und 17 m breite, ebene Fläche. Sie nahm in jedem Fall den Zugangsweg auf, könnte aber auch als Vorburg mit leichteren Bauten (Ställen und dergl.) bestanden gewesen sein. Die Fläche endet an dem 3-6 m breiten Halsgraben; hier muss der Weg über eine Holzbrücke geführt haben. Offenbar strebte er dann am südlichen Fuß des Burgfelsens entlang nach Westen und erreichte durch ein Tor in der südlichen Längswand die Burg.
Der Halsgraben wird heute seitlich durch den modernen Wanderweg überschritten, der den Graben etwas verfüllte und durch eine Stützmauer gesichert ist. Unterhalb (südlich) erkennt man die Halde des Grabenaushubs.
In diesem Bereich deutet sich auch ein ehemaliger Kohlenmeiler an, der jedoch jünger sein kann.
Die Burg scheint sich nach oben zu orientieren; sie ist besser von den Weiden auf der Höhe (Gfällmatte) her erreichbar. Als Verkehrsweg käme ein Höhenweg von Oberried-Vörlinsbach oder eher von Oberried-Hintertal durch den Zipfeldobel, dann nach Süden, in Frage. Ein weiterer Höhenweg könnte von der Gfällmatte in südlicher Richtung St. Wilhelm erreicht haben. Der älteren Literatur folgend, könnte es einen Transportweg für Bergbauprodukte (Blei, Silber) von Todtnau/Todtnauberg über Katzensteig, bei St. Wilhelm schräg den Hang hinauf zur Gfällmatte gegeben haben. Boris Bigott vermutet Holzkohletransporte der Kolman, die womöglich Zollgrenzen umgingen, was die Zerstörung der Burg provoziert haben könnte. (Heiko Wagner)

Arch-Untersuchung/Funde:

Zahlreiche Lesefunde, außerdem ein Raubgräberdepot ausgenommen. Keramik des späten 13. bis frühen 14. Jhs. (Leistenränder, gelegentlich Rollrädchenverzierung, erste olivfarbene Glasuren, Becherkachelfragmente). (H.W.)