EBIDAT - Die Burgendatenbank

Eine Initiative der Deutschen Burgenvereinigung Menu

Niederwinden,Burgstall

Geschichte:

Es gibt keine zeitgenössische Burgnennung.
Unterhalb lag nahe der Elz eine Mühle (etwa 350 m südwestlich). Zum Besitz der in Waldkirch ansässigen adligen Familie Sigebot gehörte eine Mühle zu Niederwinden; sie wird "Burgendersmühle" genannt. Im Jahre 1347 verkauften die Söhne des Friedrich Sigebot - Johann und Rudolf - die Mühle an Heinrich Hübschmann.
Die Burg mag damals schon abgegangen gewesen sein, aber vielleicht fasst man hier einen ersten Hinweis auf die ehemaligen Besitzer. Falls die Burg jedoch nicht fertiggestellt war oder gleich wieder zerstört wurde, so käme dafür am ehesten der Zeitraum zwischen 1246 und 1280 in Frage. Es könnte sich um einen "unberechtigten" Burgenbau während des Interregnums handeln, die später durch Rudolf von Habsburg wieder zerstört wurde. Es wäre auch denkbar, dass die Erhebung Waldkirchs zur Stadt in den 1280er Jahren und die kurze Zeit später erfolgte Gründung Elzachs durch den anderen Zweig der Schnabelburger die Burg unnötig machte oder ihre Aufgabe kompensierte (?). 1293 ist jedenfalls Wilhelm von Schwarzenberg (ein Schnabelburger, der auf Burg Schwarzenberg bei Waldkirch saß) Dorfherr von Niederwinden und Lehensmann der Habsburger. Die Dorfherrschaft wurde gleich an die Brüder Hübschmann (von Biberbach) weiterverliehen. Auch sie kommen daher als Erbauer der Burg in Frage. Später besitzen sie (Ende des 14. Jhs.) einen adligen Freihof in Simonswald (Ortsteil Alt-Simonswald), das "Schlössle". Vielleicht hatten sie ja die Burg in Niederwinden aufgegeben und waren in ihren Herrschaftsteil Simonswald gezogen.
Die Frage kann insgesamt nicht entschieden werden, doch lassen sich immerhin diese Hinweise geben. (Heiko Wagner)

Bauentwicklung:

Zur Bauentwicklung ist nichts bekannt. (Heiko Wagner)

Baubeschreibung:

Die Burgstelle liegt etwa südwestlich des Hofes Hillersberg, auf der jenseitigen Anhöhe und von diesem durch den Einschnitt des Scharbaches getrennt. Der Standort der Burg ist wenig prominent. Am Hang wurde eine unmerkliche Spornlage ausgenutzt, die vom Hangfuß unten an der Elz gerechnet gut 100 m nach hinten zurückgesetzt ist. Die Burg ist außerdem hinten (im Nordwesten) überhöht, aber auch im Südwesten und im Nordosten (jenseits des Baches).
Die Burgstelle hat insgesamt einen unregelmäßig ovalen Grundriss. Sie ist im Norden und Osten durch Wegebau gestört. Im Nordwesten war die Burgstelle durch einen bogenförmig geführten Graben vom weiter ansteigenden Hang abgetrennt. Im Nordosten und Südosten genügte der natürliche, etwas versteilte Hang.
Im Nordosten findet sich als Kernburg ein kleiner, offenbar teilweise aufgeschütteter Hügel, der etwa 1,5 m über das Umland ragt (Motte?). Hier könnte man sich einen Turm vorstellen). Hier konzentrieren sich auch die Dachziegelfragmente. Nordwestlich des Hügelchens bietet eine ebene Fläche Platz für einen Hof oder ein kleineres Gebäude.
Durch einen stark verflachten, etwa 5 m breiten Graben ist von der Kernburg ein planiertes, ebenes Vorgelände abgetrennt, in dem eine etwa 80-90 m lange Vorburg anzunehmen ist. Die Vorburg wird durch einen alten Hohlweg oder eine Holzriese zerschnitten, bei der es sich m.E. nicht um den alten Zugang handeln dürfte.
Ein einzelner Buntsandsteinquader könnte auch eine ehemalige Steinbebauung hinweisen, für die es sonst jedoch keine Indizien gibt (keine Steine, keine Mörtelreste). Aufgrund der nahezu fehlenden Keramik wäre mit einer kurzen Dauer zu rechnen; vielleicht wurde die Burg sogar während des Baus aufgegeben oder zerstört. Als Zeitpunkt kämen - aufgrund der Dachziegel und der historischen Situation - die 2. Hälfte des 13. Jhs. oder das 14. Jh. in Frage. (Heiko Wagner)

Arch-Untersuchung/Funde:

Einige Begehungen durch Bertram Jenisch und Gabriele Weber-Jenisch, zwei Begehungen durch H. Wagner. Einige Dachziegelfragmente, etwas Hüttenlehm. Kein Steinmaterial; möglicherweise Holz- oder Fachwerkbau (?). Eine winzige Keramikscherbe war nicht mehr zu bestimmen. (H.W.)