EBIDAT - Die Burgendatenbank

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Schafgießen

Geschichte:

Der 1286 genannte "Walther der Koler ritter von Wile", Angehöriger einer im Raum Endingen bedeutenden Famile, könnte nach der Fundlage bereits hier gesessen sein. Walter ist ausdrücklich 1311 im Besitz von Schafgießen, Wyhl und Wöllingen genannt, offenbar als Pfandschaft des Markgrafen Heinrich von Hachberg. Sein Sohn Kol ist nach Walters Ableben schon 1312 in der Gefolgschaft der Grafen von Freiburg zu finden.
Späths (und ihm folgend Rötteles) Vermutung, die Burg sei bereits im 12. Jh. als Sitz eines Vogtes über die Besitzungen des Klosters Waldkirch in Wyhl und Wöllingen entstanden, lässt sich nicht belegen und ist aufgrund der Funddatierung unwahrscheinlich.
Die Burg wird erstmals 1351 "zu den Schaffgießem" genannt, 1406 "schloß Schaffgießen". Der Burgname bezieht sich auf den benachbarten Wasserlauf (=Gießen). 1351 ist Dietrich von Weisweil Inhaber des Schafgießen, als Lehensnehmer tritt die Familie bis 1406 auf. Unter der Oberherrschaft der Habsburger musste man sich mit Ansprüchen der Rappoltsteiner auseinandersetzen. 1406 beteiligte Werner von Weisweil hälftig den Smasman von Rappoltstein (habsburgischer Landvogt im oberen Elsass). Als Smasman nach Werners Tod erbte, kam es zum Streit mit dem Markgraf von Baden. Smasman geriet jedoch auch mit den Habsburgern in Streit. Anlässlich einer - angeblich amtlichen - Fehde hat er u.a. angeworbene Söldner auf Schafgießen gelegt und wollte dafür die Unkosten erstattet haben. Der Schiedsspruch erlegte Smasman die Kosten auf, die Burg Schafgießen wird hier plötzlich als sein Eigen bezeichnet. Eine Schadensklage im Rahmen einer weiteren Fehde deutet hingegen darauf hin, dass er von Katharina von Burgund (Gattin Herzog Leopolds IV. von Österreich) belehnt war. Dieses Rechtsverhältnis ist noch für 1415 belegt!
Dennoch erhielt schon 1413 die Stadt Endingen das Lehen ("die veste genant Schafgieß mit ir zugehörung") von Herzog Friedrich von Österreich verpfändet. Herzog Friedrich handelte aus purer Not. Er wurde nämlich von König Sigismund bekriegt, weil er beim Konstanzer Konzil dem Papst Johannes XXIII. zur Flucht verholfen hatte. Deshalb musste Friedrich fliehen und sich dringend Geld beschaffen. Durch einen Urteilsspruch von 1417 wurden die Ansprüche Smamans an Endingen schließlich abgewehrt. Und als ob dies nicht schon genug der Verwirrung wäre, belehnte 1418 Markgraf Bernhard I. von Baden - im Auftrag König Sigismunds - "Heinrich Rodern unserm underlandvogt im Prissgauwa" (offenbar ein Mitglied der verzweigten Familie der Röder). 1422 ließ sich der Markgraf durch ein Gericht badischer Gefolgsleute zu Ettenheim Schafgießen zusprechen.
Laut Späth besetzte er es wohl gewaltsam. 1424 und 1426 musste Endingen im Bund mit anderen Städten die Ansprüche des Markgrafen Bernhard von Baden kriegerisch abwehren, so Späth (die Schilderung dieses Krieges fehlt jedoch völlig bei Boris Bigott). Der Krieg des Bundes verheerte auch Teile der weit im Norden gelegenen Markgrafschaft um Rastatt und das spätere Karlsruhe.
Irgendwie behielt Endingen offenbar die Burg mit der Mühle. Im Jahre 1446 wurden durch Herzog Albrecht von Österreich 200 Gulden auf die Pfandsumme geschlagen. Warum dann aber Erzherzog Albrecht von Österreich schon 1454 - auch im Namen des Kaisers und des Herzogs Sigismund von Österreich - den Kaspar von Rappoltstein u.a. mit Schafgießen belehnte, leuchtet nicht ein. Einer der Rappoltsteiner versuchte nun, seinen Anspruch gegen Endingen durchzusetzen. Noch 1477 war die Sache nicht entschieden. Das Lehen blieb bei Endingen, denn 1499 wird durch Kaiser Maximilian I. die Belehnung mit dem "Schloß Schafgießen" erneuert.1504 spricht Maximilian in einer weiteren Urkunde von "burgstall und veste Schafgies" und dass sie nicht weiter versetzt werden dürfen.
Insgesamt ist zu sagen, dass die Habsburger durch ihre Streitigkeiten, unterschiedliche Belehnungen und offenbar dauernde Geldnot die Sache verwirrten. Der Keim des Unheils wurzelt womöglich tiefer, nämlich in den Jahren 1311/12. In der Rivalität zwischen den Hachbergern und den Grafen von Freiburg hatte offenbar einer der Koler die Seiten gewechselt. Von Hachberg kamen wohl die badischen Ansprüche her, die Habsburger waren in die Rechte der Grafen von Freiburg eingetreten.
Die "Veste Schaffgießen" ist jedoch - trotz des scheinbaren Endes um 1500 - auf einem Wasserleitungsplan des bekannten Basler Ingenieurs J. J. Fechter aus dem Jahr 1754 eingetragen. Er trägt auch einen alten Standort der Mühle etwas nordöstlich - bachabwärts - ein, nicht auf dem Areal der heutigen Mühle. Vielleicht wurde die Burg als Schanze in den Franzosenkriegen wieder reaktiviert bzw. neu befestigt? Der Zeitpunkt des Planes liegt allerdings lange nach den Kriegen, und die Schanzen zerfielen meist schnell und wurden auf Wirtschaftsland eingeebnet. Auch in den Kriegen am Ende des 18. Jhs. soll der Bereich in eine Schanzlinie der französischen Truppen einbezogen gewesen sein. (Heiko Wagner)

Bauentwicklung:

Die bauliche Entwicklung der annähernd vollständig abgegangenen Burg ist unklar. In der urkundlichen Überlieferung wird die Anlage explizit 1351 erstmals genannt. Keramikfunde belegen eine frühere Besiedlung des Platzes, die bereits im 13. Jahrhundert einsetzt. Das Fundspektrum reicht bis ins 15. Jahrhundert. Vermutlich ist die Anlage bereits im Spätmittelalter aufgegeben worden. 1504 wird Schafgießen bereits als "Burgstall" bezeichnet. (Jens Friedhoff)

Baubeschreibung:

Acker direkt südlich bis südwestlich der Mühle. Westlich der Burgstelle und nördlich der heutigen Mühle fließt ein starker Altrheinarm vorbei. Östlich, jenseits des Fahrwegs, begrenzt ein weiterer Bach das Areal. Es war demnach einfach, die Burggräben unter Wasser zu setzen. Der Burgbereich zeichnet sich noch als schwache Erhebung ab. Die schon altersher zugehörige Mühle könnte nördlich der Burg eine Vorburg gebildet haben (?). Allerdings zeigt ein frühneuzeitlicher Plan die Mühle in etwas größerer Entfernung, abgerückt von der Burg. (H.W.)

Arch-Untersuchung/Funde:

Begehung. Oberflächenfunde des 13.-15. Jhs. (Keramik, Ofenkachelfragmente). Außerdem zahlreiches Baumaterial wie Dachziegelfragmente, Backsteine, Hüttenlehm, Sandstein, Vulkangestein und Mörtel. (H.W.)