EBIDAT - Die Burgendatenbank

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Zastler, Burgacker

Geschichte:

Keine zeitgenössische Burgnennung. - Der im Spätmittelalter in der Gegend auftretende Name "Zasteller Stein" bezieht sich sprachgeschichtlich offenbar auf einen Kastellan (Burgvogt). Einige Flurnamen auf Landkarten und in spätmittelalterlichen Weistümern könnten auf ältere Bergbauaktivitäten hindeuten. Diese Zusammenhänge müssen jedoch noch genauer erforscht werden.
Deutlicher ist - durch ein spätmittelalterliches Weistum belegt - ein Verkehrsweg durchs Zastler Tal über den Rinken in Richtung Kloster St. Blasien und vielleicht weiter zum Hochrhein. Ein solcher Weg könnte für die Herzöge von Zähringen nach der Übernahme der Vogtei über das Kloster St. Blasien von Bedeutung geworden sein. Der Verdacht fällt daher auf die Falkensteiner oder die mit ihnen verwandten Herren von Weiler (Stegen), dass sie im Auftrag der Zähringer diese Burg im Zastler gegründet haben. Der mögliche Bergbau könnte jedoch auch die Leute des Bischofs von Basel (vgl. Zastler "Büschelesköpfle") ins Tal gelockt haben, was die Zähringer vermutlich zu unterbinden versucht hätten.
Zur Burg könnte evtl. eine Mühle gehört haben, die man an der Stelle der heutigen - seit 1603 belegten - Säge vermuten könnte; dort konnte sie ein Gefälle im Bach ausnutzen. Ob die heutigen Teiche in der Wiese ältere Vorläufer haben, ist nicht bekannt.
Die Analyse der Schriftquellen ergab, dass das Zastler Tal mit seiner Besiedlung ursprünglich als "Münschwendi" bezeichnet wurde. Es reichte von der Burgstelle Zastler "Büschelesköpfle" bis zur Burgstelle am "Burgacker" und bildete ein eigenes Gericht. Die Namensveränderung zu "Mißwende" könnte bereits im Siedlungsnamen eine ungünstige Entwicklung der Besiedlung oder des Bergbaus erkennen lassen. Der Name Zastler wird erst später vom hinteren Talabschnitt auf das gesamte Tal übertragen, als der Name "Mißwende" völlig verschwindet.
Die insgesamt geringe Fundmenge und die frühe Aufgabe der Burg scheinen auf eine Veränderung der Gegebenheiten und der Prioritäten hinzuweisen. Vielleicht sind hier - langfristig gesehen - Versuche einer Erschließung des Tales und seiner Resourcen zusammen mit einer "Herrschaftsbildung" gescheitert oder im Keime steckengeblieben. (Heiko Wagner)

Bauentwicklung:

Durch das Fehlen einer urkundlichen Überlieferung sowie archäologischer Grabungen ist es nicht möglich, eine bauliche Entwicklung zu erkennen. Datierungsansätze zur Entstehung der Burg bietet die Keramik, die ins 12. und 13. Jh. datiert. (Jens Friedhoff)

Baubeschreibung:

Aus der - ansonsten von Steinen freigeräumten - Wiese ragt ein isolierter Felshügel. Das Gewann wird "Burgacker" genannt. Die Burg wurde 1995 - einem älteren Heimatforscher folgend - von Bernhard Mangei lokalisiert. Der Hügel ist weit unten an seiner NW-Seite durch das Ödenbächle flankiert. Seine steile SW-Seite fällt zum Zastlerbach hin ab. Drei Seiten sind stark über ihre Umgebung überhöht. Nach Nordosten ist die Burgstelle zwar deutlich nach hinten abgesetzt, aber kaum höher. Jenseits des als Wiese genutzten Sattels beginnt der weiter ansteigende Steilhang. Ein am Rand des Burghügels (Wäldchens) zu vermutender Halsgraben ist offenbar durch die Landwirtschaft längst eingeebnet. In dem Gehölz, das von Steinblöcken übersät erscheint, lassen sich einige Baustrukturen ausmachen. Den höchsten Punkt nahm ein quadratisches Gebäude mit etwa 5 x 5 m Innenmaß und 8-9 m Außenmaß ein, das sich noch durch die Schuttwälle seiner Mauern abzeichnet. Aufgehendes Mauerwerk ist nicht sichtbar; durch den sauren Boden wurde der ehemalige Kalkmörtel völlig aufgelöst, und nur der Zuschlag blieb als Kies und einige Kalksteinstücke erhalten. Nach Nordosten ist dem Gebäude ein rechteckiger Hof von etwa 6 x 4 m Innenmaß vorgelagert. Vom Hof führte eine ebenerdige Tür ins Wohngebäude (Wohnturm?); das nordwestliche Gewände aus Buntsandstein mit Türanschlag ist noch zu erkennen. Die gute Bearbeitung und vor allem der weite Transport (Lorettoberg bei Freiburg oder Freiamt/Heimbach?) deuten auf ein repräsentatives Gebäude hin. Weitere Sandsteinstücke fanden sich im Hangschutt.
Eine Struktur nordöstlich vor dem Hof könnte ein kleines Torgebäude anzeigen. Der alte Zugang und offenbar auch der alte Talweg führte vom unteren Tal über die Wiesen, über das Ödenbächle, den NW-Hang des Burghügels zunächst in südliche Richtung hinauf, an einer Felswand vorbei. Die Wegetrasse ist deutlich zu sehen und randlich von einem Steinwall begleitet. Der Weg erreicht eine Fläche über der Felswand, die als Vorburg (Unterburg) einige Gebäude beherbergt haben dürfte. Hier gabelt sich der Weg; ein Aufgang führt hinauf und betritt die Kernburg am Bergsattel im Nordosten. (Eine Terrasse direkt südwestlich unterhalb der Kernburg wurde sicher ebenfalls von der Burg genutzt.) Der Talweg führt talaufwärts an der Schmalseite der Burgstelle vorbei und steigt wieder etwas zum Talbach hin ab.
Der alte Aufgangsweg bzw. Talweg wurde sicher noch in der Neuzeit benutzt und instandgesetzt. Ein Felsblock zeigt eine "Bohrpfeife" vom Sprengen. Anscheinend versuchte man, den Weg zu verbreitern oder Steinmaterial zu gewinnen. Glücklicherweise wurden diese Aktivitäten nicht weiter fortgesetzt, und so blieb die Burgstelle in einem guten Zustand erhalten. (H.W.)

Arch-Untersuchung/Funde:

Begehungen erbrachten eine geringe Menge an nachgedrehter Keramik des 12. Jhs. Eine Wandscherbe von grauer Drehscheibenware könnte ein Ende der Burg im 13. Jh. andeuten. (H.W.)