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Auggen, Schlösslegarten

Geschichte:

In der Chronik des Matthias von Neuenburg (14. Jh.) wird für das Jahr 1272 von "duo Fortalicia in Oughein...demolita fuerunt" berichtet. Da noch andere Befestigungen im Satz genannt sind, ist die Lesart etwas unsicher. Es könnte ein oder zwei Befestigungen in Auggen gegeben haben. Da noch ein Steinhaus im Unterdorf stand, ist wohl tatsächlich von zwei Anlagen auszugehen.
Eine Familie von Auggen ist seit 1130 erwähnt. Ein Johann von Auggen ist in diesem Jahr als Ratgeber des Bischofs von Konstanz erwähnt. Vor 1152 sind die Brüder Gerung, Johann und Heinrich von Auggen genannt. Ebenfalls in dieser Zeit erwarb die Propstei Bürgeln Weinberge von einem miles Reginald von Auggen. Die Auggener siedelten früh nach Neuenburg über, das ab etwa 1170 als zähringische Stadtgründung am Rheinhochufer entstand. Durch die Stadt Neuenburg ist daher ein enger Bezug der Familie zu den Zähringern zu erkennen; die Stadt kam 1218 kurz zum Reich, dann griffen die Grafen von Freiburg danach, die Auggener erscheinen nun in ihrem Umfeld. Das Dorf Auggen kam hingegen 1218 direkt an die Grafen von Freiburg.
Ein 1236 auftretender Heinricus Brunwart de Ochein wird als Ministeriale des Klosters Murbach bezeichnet. Ein Heinrich von Auggen tritt 1238 mit üsenbergischen Bezügen auf. Ein Heinrich ist noch 1254 belegt. Die Neuenburger Familien Brunwart, Böhart und Schönemann waren wohl Nachkommen derer von Auggen und führten manchmal noch die Zubenennung. 1250 werden im Zusammenhang mit Gütern in Riehen u.a. ein "miles de Ochein gen. Bohart" erwähnt. Der 1286 genannte Brunwart von Auggen war Schultheiss in Neuenburg. Er ist als Minnesänger im Codex Manesse abgebildet, von ihm sind fünf Lieder überliefert.
1295 war ein Teil der Ortsherrschaft bei Johann Brunwart von Auggen. Wiesen und ein Wald in Auggen tragen noch im Tennenbacher Güterbuch (1317-1341) seinen Namen.
Ab 1268 tobte der Kampf zwischen Rudolf IV. von Habsburg (dem späteren König) und Bischof Heinrich von Basel. Die Grafen von Freiburg unterstützten Rudolf von Habsburg; die Stadt Neuenburg verweigerte Graf Heinrich von Freiburg 1272 jedoch den Eid. In der Fehde um 1272 führte Johann Brunwart als Schultheiss wohl die antigräfliche Partei an und schloss einen Vertrag mit Basel. Insgesamt ist unklar, wer die beiden erwähnten Burgen in Auggen besaß; am ehesten ist die Familie der Sermenzer zu vermuten (die 1295 hinsichtlich der Einkünfte des Pfarrers urkundete). Die Sermenzer unterstützten die Grafen von Freiburg, was die Zerstörung der Burgen erklären dürfte.
Graf Heinrich von Freiburg-Badenweiler war der Verlierer, behauptete aber 1276 seine Ansprüche wie Auggen und Neuenburg. 1276 verwaltet Schultheiß Johannes mit anderen die Güter des Grafen, der wieder die Nähe zu Rudolf von Habsburg suchte. 1296 war Johannes Brunwart für Graf Egen von Freiburg an der Regelung eines Streits mit Basel beteiligt. Joh. Brunwart hatte auch Lehen von Hachberg und Habsburg und verfügte über gute Kontakte. 1295 tritt er in ortsherrlicher Funktion in Auggen auf.
1281 gab Graf Heinrich von Freiburg-Badenweiler Ansprüche an Neuenburg auf, wobei auch das "hús ze Ogheim" erwähnt wird. Es war von der Regelung nicht betroffen, weil es ihm anscheinend nicht mehr gehörte. Später waren die Markgrafen von Hachberg-Sausenberg Oberlehensherren im Dorf; vielleicht hatten sie es schon zwischen 1276 und 1281 erworben. Sie betrieben einen umfangreichen Herrschaftsaufbau im Süden (Markgräflerland).
Ein Ritter Böhart war bis 1358 im Besitz des halben Ortes Auggen. Über Jakob von Neuenfels kam sein Vetter Rütschin von Neuenfels an das Gut, der weiteren Besitz erwarb. 1387 bekam er auch das bisher von Jakob von Neuenfels bewohnte Haus, offenbar eine Burg. Die Burg war ab Mitte des 14. Jhs. Lehen der Herren von Staufen. Nach dem Tode Christophs von Neuenfels fiel im 16. Jh. das Lehen heim (das Haus hatten schon die Neuenburger Patrizier Hawart).
Die andere Hälfte hatten um die Mitte des 14. Jhs. die Herren von Staufen von den Markgrafen von Hachberg erhalten. Dazu gehörte die Burg im "Schlößlegarten". 1483 ging es an Michel von Neuenfels; dabei wird "die burg zu Oucken" erwähnt. Dann ging es 1503 an Hans Erhard von Neuenfels. Im selben Jahr ging die Herrschaft Sausenberg-Badenweiler-Rötteln (d.h. der Oberlehnsherr) durch Erbschaft an die Markgrafen von Baden. Der Vormund besiegelte den Lehensbrief für Hans Erhard, die Mutter erhielt ein lebenslanges Wohnrecht auf der Burg. Die Dorfbewohner durften eine Wasserleitung durch den Burggarten zum Dorfbrunnen führen. Der Burgherr durfte ggf. für seinen Brunnen in der Burg die Leitung anzapfen. Im Jahre 1961 wurden beim Bau des Rückhaltebeckens tatsächlich hölzerne Wasserleitungen gefunden.
Durch Heirat kam die Burg an Laux von Reischach, dann an seine Söhne. 1620 folgte durch Heirat die Familie von Alten-Summerau und Praßberg. 1652 war die Burg eine Ruine. Vermutlich war sie im Dreißigjährigen Krieg entweder zerfallen oder zerstört worden. Im Lehensbrief von 1742 für die Praßberger steht: "Das Praßbergsche Schloßgut...Mitten darin steht ein Schlößlein, so aber in vorigen und verderblichen Kriegen gänzlich eingegangen und ist jetzt lauter Baumgarten, teils mit Mauer, teils mit einem Hag umfangen...". Zwei Dorfbrände 1727 und 1929 könnten letzte Reste beseitigt haben. An Johannes Brunwart von Auggen erinnern heute noch eine Tafel an der Schule und ein Wandgemälde an einem Gebäude etwas oberhalb des Rückhaltebeckens. Eine Bruchsteinmauer im Osten, entlang der Straße, könnte noch ein Teil der frühneuzeitlichen Umfriedung des zugehörigen Gartenareals darstellen. (Heiko Wagner).

Bauentwicklung:

Die Burg ist vollständig abgegangen. Es liegen keine gesicherten Informationen zur baulichen Entwicklung der wohl hochmittelalterlichen Anlage vor.

Baubeschreibung:

Die ehemalige Wasserburg befand sich zwischen den beiden Ortskernen (Ober- und Unterdorf) im Gewann "Schlößlegarten". Sie befand sich etwa 80-100 m südlich unterhalb der Kirche, südlich unterhalb der Hauptstraße, der Schule und des Pfarrhauses. Auf einer alten Karte ist das Gewann "Schlösselweiher" angegeben; auch "Burggraben" ist überliefert. Heute befindet sich hier ein tiefes Regenwasser-Rückhaltebecken. Direkt südwestlich der Burgstelle floss ein Bach durch das Tal. Schon früher wurden beim Pflügen Mauerreste festgestellt. 1961 wurden die Fundamente beim Bau des Rückhaltebeckens angetroffen. Sie bestanden aus Bruchsteinen und seien 80 cm dick gewesen. Der Grundriss hätte 35 x 22 m betragen, was im regionalen Vergleich eine realistische Größenordnung darstellt. Vielleicht ist die Fundamentdicke zu gering gemessen, oder es handelte sich nur noch um eine in den Graben hinuntergezogene Mauerschürze, die dünner als das eigentliche Fundament war.
Die Mauern hätten bis in 2 m Tiefe gereicht. Dabei wurden auch Ziegel, Keramik und einige grün glasierte Ofenkacheln gefunden. 1986 wurde bei einer Baumaßnahme eine Mauer angetroffen. (Heiko Wagner)

Arch-Untersuchung/Funde:

Fundbergungen 1961, kaum dokumentiert. 1986 eine Mauer beobachtet. (H.W.)