EBIDAT - Die Burgendatenbank

Eine Initiative der Deutschen Burgenvereinigung Menu

Stahlberg

Geschichte:

Die Anfänge der im Steeger Tal bei Bacharach gelegenen Burg Stahlberg, die zu den gut erforschten hochmittelalterlichen Burgen des Mittelrheingebietes gehört, reichen bis in die zweite Hälfte des 12. Jhs. zurück. Die Schriftquellen berichten relativ spät, erstmals 1243, von der Existenz der Burganlage. Als Initiatoren der Burggründung gelten die Erzbischöfe von Köln, die durch eine Schenkung des Reichsoberhaupts umfangreichen Grundbesitz im so genannten Viertälergebiet (mit dem Hauptort Bacharach) erhalten hatten. Zusammen mit der 1219 von dem Kölner Erzbischof Engelbert von Berg erbauten Burg Fürstenberg gelangte Stahlberg spätestens im Jahr 1243 als Lehen an die rheinischen Pfalzgrafen, die das Viertälergebiet schließlich ihrem Territorium eingliedern konnten. Im 14. Jh. teilte Stahlberg das Schicksal der übrigen Orte und Burgen im Viertälergebiet und verblieb von 1317 bis 1353 im Pfandbesitz des Trierer Erzbischofs Balduin von Luxemburg. Später wurde Burg Stahlberg dem kurpfälzischen Amt Bacharach zugeschlagen. Die Verwaltung der Burg oblag dem als Burggrafen fungierenden Niederadeligen Knebel von Katzenelnbogen. Die Burgkapelle St. Peter lässt sich in den Schriftquellen für das Jahr 1371 nachweisen. Wenig bekannt war bislang, dass Burg Stahlberg im späten 14. Jh. häufiger von den Pfalzgrafen Ruprecht I. aufgesucht wurde. Ein 1435 erstelltes Verzeichnis der Armierung der landesherrlichen Befestigungen im kurpfälzischen Oberamt Bacharach belegt, dass Stahlberg zu diesem Zeitpunkt noch mit einer ausreichenden Zahl von Feuerwaffen und Armbrüsten ausgestattet war.
Bis 1611 oblag die Verwaltung der Befestigungen im Amt Bacharach und somit auch die der Burg Stahlberg dem zuständigen Büchsenmeister in Bacharach. Hinweise auf eine Beschädigung oder gar Zerstörung Stahlbergs im Dreißigjährigen Krieg, in dessen Verlauf 1632 Bacharach von schwedischen Truppen heimgesucht wurde, fehlen bislang. Die Burgkapelle findet in den Schriftquellen letztmalig 1620 Erwähnung. In einer 1678 datierten Amtsbeschreibung ist von dem verfallenen Haus Stahlberg die Rede. 1909 ging die im 19. Jh. von Wiederaufbaubestrebungen verschonte Burgruine an den Rheinischen Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz über, in dessen Besitz sie sich noch heute befindet.
(Jens Friedhoff, Reinhard Friedrich)

Bauentwicklung:

Zur Klärung der Baugeschichte der Gesamtanlage konnten in den letzten beiden Jahrzehnten im Rahmen einer umfassenden Sanierung wichtige bauhistorische und archäologische Ergebnisse erzielt werden. Diese jüngeren Forschungen ergaben, dass die Kernburg etwa von 1155/56 bis 1166 erbaut wurde. Die dabei gewonnen dendrochronologischen Daten (runder Bergfried: 1162 und 1165; Wehrmauer davor: 1158; viereckiger Bergfried: 1166) zeigten, dass Ober- und Unterburg mit ihren beiden Bergfrieden gemeinsam geplant und erbaut wurden. Hierzu gehören der nordöstliche Teil der Wehrmauer mit Tor, ein großer, unterer Teil des runden Bergfrieds, ein Bereich im Südwesten, die Südhälfte des rechteckigen Bergfrieds und – mit geringer zeitlicher Distanz – Palas, Burgkapelle und der Treppenturm im Nordosten. Burg Stahlberg ist demnach in ihrem romanischen, frühstaufischen Kernbestand umfangreich erhalten. Später folgten weitere Ausbau- und Reparaturphasen. So wurde die Südwestmauer 1348/49 repariert. Nach einem Teileinsturz wurde der nordwestliche Teil des rechteckigen Bergfrieds und die Südwand des Palas zwischen 1327 und 1470 erneuert. Das Torgebäude wurde mehrmals ausgebaut, und auch die Wehrgänge erfuhren Reparaturen. Um 1470 wurde der runde Bergfried aufgestockt. Allerdings fehlen weitere Ausbauten für Feuerwaffen, so dass die Burg offenbar schon um 1500 an Bedeutung verlor, wenn auch 1504 noch bauliche Aktivitäten im Zusammenhang mit den Erbauseinandersetzungen im Hause Wittelsbach erfolgten, in die auch die Landgrafen von Hessen als Erben der Grafen von Katzenelnbogen verwickelt waren. (Jens Friedhoff, Reinhard Friedrich)

Baubeschreibung:

Der ehemalige Burgweg verlief durch das Dorweiltal an der Nordostflanke des Berges vorbei und zog sich in einer Spitzkehre zur Burg hoch. Den Zugang zum in die Frontmauer integriert Tor vermittelt eine den Halsgraben überquerende Holzbrücke.
Die Angriffsseite der zwischen 1155 und 1166 erbauten Kernburg wird durch den fast senkrecht in den Fels eingetieften Halsgraben gesichert, hinter dem sich die schildmauerartig verstärkte Ringmauer (teilweise mit Fischgrätverband) erhebt. Direkt dahinter steht – offenbar als weitere Sicherung dieses Bereiches – der hoch aufsteigende, runde Bergfried (9 m Dm. bei 2,6 m Wandstärke). Von der Unterburg führt eine in den Fels eingearbeitete Rampe, die an der Südseite mit einer Mauer verkleidet ist, zur Oberburg.
Zu den exponierten Teilen der langgezogenen Kernburg gehört der künstlich zu einem Kubus überarbeitete Schieferfelsklotz am südöstlichen Ende der Oberburg, der die Ruine des zweiten, rechteckigen Bergfrieds trägt. Aus dieser erhöhten Position ließ sich der Verkehrsweg im Tal überblicken. Die Anordnung der Gebäude folgt der vorgegebenen Geländetopographie. Es handelt sich um eine Randbebauung, wobei nicht auszuschließen ist, dass auch hölzerne Fachwerkbauten zur Innenbebauung gehörten. An der Nordseite befand sich der Palas mit südöstlich angegliederter Kapelle St. Peter mit halbrunder Apsis (2006–2008 ergraben). Auf der zum Tal gerichteten Wehrmauer ist ein Stück des Wehrganges mit Plattenbelag und Brustwehr erhalten.
Die eindrucksvolle Ruine bildet nur einen Teil der ehemals weit umfangreicheren Gesamtanlage, zu der noch Vorbefestigungen und ein Wirtschaftsbereich in dem der Angriffsseite zugewandten Gelände gehörten. Bergseitig ist der Kernburg ein steil aufragender Felsblock vorgelagert, auf dem sich ursprünglich Ökonomiebauten befanden. Oberflächenfunde, gelochter Dachschiefer und Gebrauchskeramik belegen die abgegangene Bebauung dieses Areals. Die Funde datieren vornehmlich in das 13. und 14. Jh. (Reinhard Friedrich, Jens Friedhoff)

Arch-Untersuchung/Funde:

Bauhistorische und archäologische Untersuchung im Rahmen einer umfassenden Sanierung der Gesamtanlage.