EBIDAT - Die Burgendatenbank

Eine Initiative der Deutschen Burgenvereinigung Menu

Schönburg bei Oberwesel

Geschichte:

Die Anfänge der Burg reichen bis in das frühe 12. Jh. zurück. Mitte des 12. Jhs. befand sich die 1149 erstmals genannte Burg im Lehnsbesitz des Hermann von Stahleck, der hier Otto II. von Rheineck, seinen Mitbewerber um die Pfalzgrafschaft umbringen ließ. Bis 1166 erzbischöflich-magdeburgisch. In diesem Jahr tauschte Kaiser Friedrich I. Barbarossa mit dem Erzbischof Wichmann von Magdeburg die Abtei Nienburg an der Saale und die Burg Freckleben gegen die Schönburg, den Ort Wesel (=Oberwesel) und den Ort Jugenheim. Als Burggrafen und Vögte fungierten die Reichsministerialen von Schönburg. 1216 wieder magdeburgisch, wurde die Anlage spätestens im 14. Jh. zur Ganerbenburg mit drei Burgteilen, welche die Gemeiner 1317 den Grafen von Katzenelnbogen und 1318 dem Trierer Erzbischof Balduin von Luxemburg öffneten. Im Jahr 1374 belehnte Kaiser Karl IV. den Trierer Erzbischof Kuno von Falkenstein mit der Schönburg. 1391 kurpfälzisches Offenhaus. Im Dreißigjährigen Krieg wurde die Burg 1632 von spanischen, 1639 von schwedischen, 1644/45 durch bayerische und 1646 durch französische Truppen besetzt. Die Zerstörung der Anlage erfolgte im Pfälzischen Erbfolgekrieg durch die Franzosen 1689.
Nach dem Erlöschen der Familie von Schönburg 1719 und einem mehrfachen Besitzerwechsel erwirbt 1885 der Immobilienmakler T. J. Oakley Rhinelander aus New-York die Ruine Schönburg und beginnt mit der Wiederherstellung von Teilen der Anlage. 1950 erwarb die Stadt Oberwesel die Schönburg. (Busso von der Dollen; Jens Friedhoff)

Bauentwicklung:

Wahrscheinlich ist die nördliche Burg der älteste Teil der gesamten Anlage, 1386 als "in der alden Burg" bezeichnet. Der diese ursprünglich schützende Halsgraben ist archäologisch nachgewiesen und wurde im Mittelalter verfüllt. Der in den Fundamenten erhaltene Fünfeckturm ist 1880 eingestürzt. Um 1141 - 1161 war der Torturm im Bau, der wohl anlässlich der ersten Erweiterung im Jahre 1237 als "alter Turm" bezeichnet wurde. Bei dem "neuen Turm" handelt es sich um einen der beiden Rundtürme in der südlichen Burg. Beide Türme wurden wohl unmittelbar nacheinander im Zusammenhang mit den anderen Gebäuden (Palas, Kemenate) noch im 13. Jh. errichtet. Die 1357 erstmals genannte Schildmauer "Hoher Mantel" stammt aus der 1. H. d. 14. Jhs.. In den Burgfriedendokumenten von 1342/44 und 1386 wird eine Dreiteilung der Burganlage bezeugt, wobei ein Teil mit dem "Mantel" bezeichnet wird. Umfangreiche Wiederherstellung verschiedener Bauteile ab 1885. 1980-82 erfolgte ein moderner Ausbau des Südteils der Burg zum Hotel. (Busso von der Dollen)

Baubeschreibung:

Die Anlage gliedert sich in vier Baugruppen: I. Nördliche Burg, ursprünglich durch einen Halsgraben (im Mittelalter verfüllt) vom mittleren Burghof getrennt, mit dem ältesten Gebäude der gesamten Anlage, dem nördlichen Palas und dem Sechs- oder Siebeneckturm (Ruine, um1880 teilweise eingestützt). Westlich davon auf alten Fundamenten neue Gebäude (Kolpinghaus).
II. Im Westen sechsgeschossiger Torturm auf quadratischem Grundriss (Höhe 25 m), der seit Mitte des 12. Jhs. den Zugang zur gesamten Anlage östlich davon beherrscht. Nördlich neuzeitliche Anbauten. Im Süden ein neuzeitlicher 1903/1968 vorgesetzter viergeschossiger Bau über dem späteren Torweg in den mittleren Burghof von ca. 1350. III. Südliche Burg mit sog. Oberen Burghof. Zugang über eine neuzeitlich überdachte Treppe zwischen Kemenate und Burgkapelle im mittleren Burghof. Beherrschend die beiden, wohl gleichzeitigen Rundtürme: Im Osten der Gefängnisturm (H. 21 m) und im Westen der sogenannte Barbarossaturm (H. 17 m), 1237 als neuer Turm bezeichnet. An diesen auf der Südseite angelehnt der südliche Palas (Rhinelander-Bau) unter Verwendung des ursprünglichen westlichen. Treppengiebels und der neugotischen, talseitigen Fensterwand, ab 1979 ausgebaut. Die rote Farbfassung mit weißem Fugenstrich wurde nach Befund wiederhergestellt. Talseitige Fensterwand 1979 neu ausgebaut. IV. Zwingeranlagen: Auf der Westseite des Burgberges etwa hälftig durch Tore getrennt je ein nördlicher und ein südlicher Zwinger. Der nördliche als Torweg mit mehreren Toren versehen zum der Stadt zugewandten Nordtor führend. Der südliche beeindruckt durch die ihn an Halsgraben und Brücke schützende, ganz erhaltene Mantelmauer ( "Hoher Mantel") von 32,5 m Länge und ca. 20 m Höhe. Darauf über dem beidseitigen Rundbogenfries Wehrgang, von Brüstungsmauern eingefasst, ursprünglich von drei massiven Wachhäusern unterteilt, deren Reste vorhanden sind. Innen zwei Geschosse mit Schießkammern für Bogen- und Armbrustschützen. (Busso von der Dollen)