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Reineberg

Geschichte:

Die Burg Reineberg wird 1221 erstmals urkundlich erwähnt. Sie ist zu unterscheiden vom jüngeren Amtshaus Reineberg in Reineberg-Ahlsen aus dem 18. Jh. (heute Bildungsstätte). Wahrscheinlich setzte mit der Errichtung der Burg Reineberg die Gründung von Burglehen und Burgmannschaften im Stift Minden ein (1221 erster Beleg für eine Burgmannschaft auf dem Reineberg). Der Reineberg war Stützpunkt und Aufenthaltsort der Bischöfe von Minden. Neben seiner Primärfunktion Schutz und Sicherung kommt in ihm insbesondere die Verdichtung bischöflicher Herrschaft im Westen des Hochstifts zum Ausdruck.
Die ab 1180 entstandenen Series Episcoporum nennen Bischof Konrad von Rüdenberg (reg. 1209-1237) als Erbauer der Burg, nach einem Urkundenregister des 15. Jhs. erbauten er und der Osnabrücker Bischof Adolf von Tecklenburg (1216/1224) die Höhenburg gemeinsam. Bis 1363 besaßen die Bischöfe von Minden zwei Drittel, die Bischöfe von Osnabrück ein Drittel des Reineberges. Der Bau der Burg war geeignet, die Machtansprüche der Bistümer festzulegen und die Grafen von Tecklenburg aus ihren Besitzungen im Umfeld des Reinebergs (siehe Mesenburg) zu vertreiben. Der Bau der Höhenburg gilt als wichtigste Maßnahme in Konrads Episkopat.
Die auf die Bischöfe bezüglichen Angaben beziehen sich im Folgenden jeweils auf Minden, sofern nicht anders vermerkt.
Nach dem Tode Bischof Konos von Diepholz (gest. 1266) weigerten sich die Edelherren von Diepholz den Reineberg an die bischöflichen Ministerialen herauszugeben. Der Grund ist vermutlich in Forderungen aus dem Unterhalt der Burg zu suchen. Die Diepholzer besetzten die Burg handstreichartig mit Ausnahme des Turmes. Bischof Otto von Wendt eroberte den Reineberg um 1267 gewaltsam zurück und ließ die Burgmannen, die den Diepholzern die Burg geöffnet hatten, um 1269 öffentlich hinrichten.
Domprobst Otto von Wölpe hielt den Reineberg spätestens 1289 zusammen mit der wichtigen mindischen Burg Novum Castrum (bei Landesbergen) als Pfand.
Bischof Konrad von Wardenberg (reg. 1293-1295) versetzte Burg Reineberg an Ritter Reinhard von Vahrenholz "pro magna quantitate pecunie". Die Einlösung gelang seinem Nachfolger, Bischof Ludolf von Rostorf, 1295 nur, weil er etliche Güter verkauft und hohe Schulden aufgenommen hatte. Ledebur zufolge versetzte er Amt und Burg Reineberg an Johann, Volkmar und Euchard von Alten für 250 Mark Bremischen Silbers.
Bischof Gottfried von Minden (1304.1325) richtete seine Aufmerksamkeit am Beginn seiner Regierung auf die Einlösung des verpfändeten Reinebergs, erklärte am 21. Juni 1305 mit Bewilligung des Domkapitels sein Schloß Steyerberg notgedrungen für 609 Mark den Rittern Johann von Lübbeke und Rabodo Scheel und deren Söhnen und Erben verpfändet zu haben, um damit das Schloss Reineberg wieder einzulösen, was ihm anscheinend nicht oder nicht dauerhaft gelang, da die von Alten noch 1325 in Pfandbesitzer waren. Um es einlösen zu können, verkaufte Bischof Ludwig von Braunschweig-Lüneburg 1327 den Zehnten in Windhorst und verpfändete die halbe Stadt Münder. Schon 1329 versetzte Ludwig den Reineberg erneut: Für 200 Mark Osnabrücker Silbers ging er an Dietrich Vincken und seinen Sohn Albrecht, 1337 pfändeten Ludolf und Dethard von Schlon den Reineberg an. 1338 verpflichtete das Domkapitel den Bischof mindestens ein Viertel der Burg wieder einzulösen. 1343 kam die Burg pfandweise an Rudolf von der Horst, 1362 war Rabodo Scheel Pfandinhaber. 1386 wohnte Dietrich von Münchhausen auf dem Reineberg. Im gleichen Jahr verpfändete Bischof Otto III., Edelherr zum Berge, Amt und Schloß an den Knappen Alrad von dem Bussche für 725 lötige Mark Westphälischen Silbers mit dem Vorbehalt, das Pfand nach vorhergegangener jähriger Kündigung gegen Erlegung des Schillings wieder einlösen zu können. Nach seinem Tode bürgte Herzog Adolf von Jülich-Berg, Graf von Ravensberg für Alrads Witwe und dessen Kinder. 1363 kam es zum Konflikt zwischen Minden und Osnabrück, an dessen Ende Bischof Gerhard von Schaumburg den Alleinbesitz des Reinebergs für Minden durchsetzen konnte. Bis um 1400 sicherer Besitz der Bischöfe, verpfändeten sie ihn 1409/12 an Dietrich von Münchhausen. Er versetzte den Reineberg ohne Einverständnis Bischof Ludolfs und des Domkapitels an Graf Nikolaus II. von Tecklenburg. Neben Rembert von Quernheim unterstützten die Städte Minden und Lübbecke den Bischof maßgeblich bei der Rückeroberung der Feste, wofür er den jeweiligen Stadträten den Reineberg zusichern musste.
Seit Anfang des 15. Jh.s kann ein Amtmann in leitender Funktion auf dem Reineberg belegt werden. 1420 kam die Burg als Pfand an Graf Erich von Hoya gegen Zahlung von 7.000 rheinischen Gulden und die Zusicherung, sein Sohn werde zum nächsten Bischof gewählt. Kurze Zeit später versetzte Graf Erich den Reineberg ohne bischöfliche Zustimmung an Johann (von) Klencke.
1436 verpfändete Bischof Wulbrand von Hallermund unter maßgeblicher Mitwirkung seines Koadjutors und künftigen Bischofs Albrecht von Hoya die Burg für 1800 rheinische Gulden an Heinrich de Wendt, Sweder von dem Bussche, Johann und Wilcken von Klenke und die Witwe Clara von Hatzfeld. 1449 kam der Reineberg für acht Jahre pfandweise an Heinrich Ledebur und dessen gleichnamigen Sohn, Wilhelm von dem Wolde und Albrecht von dem Bussche für insgesamt 3500 Gulden. 1460 waren Rembert von Quernheim und sein Sohn Pfandbesitzer. 1464 gelang Bischof Albrecht der friedliche Rückgewinn der Anlage.
1474 versetzte Bischof Heinrich von Holstein-Schaumburg die Burg auf zwölf Jahre an Johann Nagel für 3.000 vollwichtige rheinische Gulden, 1520 kam sie pfandweise an Johann von Schloen genannt Tribbe. 1542 ist ein Vertrag zur Grenzregulierung zwischen den Ämtern Reineberg und Limberg (siehe Limberg) belegt. 1543 hielten Clara von Hatzfeld verwitwete von Büren und ihre Söhne Meinolf und Joachim die Burg als Pfand. 1554 war Hilmar von Quernheim Pfandbesitzer, 1564 kündigte ihm das Hochstift den Vertrag auf. Da Hilmar nicht reagierte und den Reineberg mit "Volk, Hacken, Pulver und Blei" (Ledebur) versah, ließ der Bischof die Burg am 2. Mai 1565 stürmen. Nach einem Vergleich 1567 erhielt Hilmar die Burg auf weitere zwölf Jahre, am 24. April 1579 ließ der Bischof den Reineberg durch einen Notarius in Besitz nehmen. 1565 ist ein Grenzvergleich zwischen den Häusern Hollwinkel und Reineberg überliefert, 1583 fand ein Ausgleich zwischen Reineberg und der Stadt Lübbecke statt. 1590 erhielt Hilmar von Münchhausen den Reineberg als Drost und Administrator des Amtes und Hauses Reineberg Reineberg auf 15 Jahre gegen jährliche Zahlung von 1.000 Reichstalern, mit allen Gerechtigkeiten, die einst Hilmar v. Quernheim besessen hatte.
Im Zuge des Dreißigjährigen Krieges wurde die Burg 1636 und 1638 von kaiserlichen Truppen geplündert, eine weitere Plünderung ist für 1638 überliefert. 1647 nahm die Witwe des schwedischen Kommandanten von Minden, Oberst Hinrichson, "alles vom Amthause mit sich fort" (Ledebur). 1648 kam der Reineberg mit dem Hochstift an Brandenburg.
Im französisch-niederländischen Krieges 1673 nahmen französische Truppen unter General von Nagel den Reineberg ein, 1723 ließ der preußische König Friedrich Wilhelm I. die Burg abbrechen und ihre Steine u.a. zum Bau des neuen Amtshauses Reineberg im Reineberger Feld verwenden. (Andreas Kamm)

Bauentwicklung:

Die Burg auf dem Reineberg war 1221 weitgehend fertiggestellt, denn damals wurde eine Burgmannschaft erwähnt. Bischof Johann von Diepholz (1242-1252) ließ die Burgen Novum Castrum und Reineberg mit großen Türmen befestigen. Hierzu machen die Quellen mehr oder weniger detaillierte Angaben. So heißt es: "Iste tres turris in Novo Castro et Reinenberch construxit". Die Series episcoporum notieren: "[Johannes episcopus] aedificavit ... turrim in Reyneberg". Die jüngere Bischofschronik des Heinrich Tribbe (um 1460) hält fest: "duas [turris] in Reineberch construxit".
Im Zuge der Einnahme des Reinebergs durch Diepholz 1267 wurde die Burg wenigstens teilweise zerstört. Kuck leitet anhand von Tribbes Schilderung des Ereignisses ab, die Burg habe nur einen Turm gehabt. Bischof Volquin von Schwalenberg hatte die Burg bis 1277 wieder aufzubauen. Die Befestigungen des Reiinebergs wurden 1286 evtl. erweitert, da Bischof Konrad wegen seines Anteils am Reineberg ein Haus verkaufte.
Nachdem Hilmar von Quernheim den Reineberg 1579 an den Bischof übergeben hatte, ließ dieser von den Gebäuden und Ländereien ein Inventar aufnehmen. Alles war im höchsten Grade ruiniert und was nicht "niet- und nagelfest gewesen, mitgenommen" (Ledebur). Zur jüngeren Baugeschichte liegen keine Mitteilungen vor. (Andreas Kamm)

Baubeschreibung:

Zur Baugestalt des Reineberges liegen keine Mitteilungen vor.
Von der hochmittelalterlichen Anlage auf dem Gipfel des Reineberges hat sich lediglich der Burggraben erhalten, der bei einer Gesamtlänge von 310 m eine Breite von 15 bis 22 m erreicht. Im Nordnordosten lasen sich im digitalen Geländemodell zwei wahrscheinlich durch Wälle umgebene Terrassen erkennen, die evtl. den Standort einer Vorburg markieren. (Andreas Kamm)