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Gondorf Oberburg

Geschichte:

Nach dem Felsen an der Einmündung des Nothbachs in die Mosel, auf dem im 13. Jh. die Burg gegründet wurde, benannte sich die 1272 mit Werner erstmals bezeugte Familie von der Leyen (de Petra). 1357 befand sich das "Huse zu der Leyen uf der Mosel gelegen" im Besitz des Peter von der Leyen. Die Familie, die 1653 in den Freiherrenstand, 1711 in den Grafenstand und schließlich 1806 infolge des Beitritts zum Rheinbund in den Fürstenstand erhoben wurde, hatte sich im 16. Jh. in die Nebenlinien zu Saffig und Nickenich gespalten. Mehrere Mitglieder bestiegen im 16 und 17. Jh. die Erzbischofsstühle zu Trier und Mainz: Johann VI. Erzbischof von Trier (1556-67), Karl Kaspar, Erzbischof von Trier (1652-76) und Damian Hartard von der Leyen, Erzbischof von Mainz (1675-80). Johann VI. von der Leyen entfaltete auf der Oberburg zu Gondorf eine rege Bautätigkeit. 1773 verlegte die Familie ihren Wohnsitz von Gondorf nach Blieskastel im Saarland. Die Oberburg zu Gondorf wurde schließlich 1820 verkauft, um für 250.000 Gulden das Rittergut Waal in Oberschwaben zu erwerben, wo die Fürsten von der Leyen noch heute ansässig sind. Heute beherbergt die Hauptburg eine Außenstelle des Landeshauptarchivs Koblenz, während die Vorburg von der Gemeinde Gondorf genutzt wird. (Jens Friedhoff)

Bauentwicklung:

Zur Baugestalt der hochmittelalterlichen Gründungsanlage des 13. Jhs. liegen keine gesicherten Erkenntnisse vor. Der erhaltene Baubestand der Gondorfer Oberburg datiert vornehmlich in das 14.-16. Jh. Zu den ältesten Teilen der Burg gehören die Ringmauer und der schmale runde Bergfried an der Ostseite der Hauptburg (14. Jh.), der im 15. Jh. erhöht wurde und einen auf Dreipassfries aufsitzenden Zinnenkranz erhielt. Etwa zur gleichen Zeit wie die Aufstockung des Hauptturmes entstand an der Nordseite der Hauptburg über rechteckigem Grundriss der Wohnbau mit vier, über Dreipasskonsolen vorkragenden polygonalen Ecktürmchen. Die Hauptbauteile der weitläufigen, mit drei Türmen versehenen Vorburg gehören ebenfalls dem 15. Jh. an. Mitte des 16. Jhs. erfolgte eine grundlegende Umgestaltung des Schlosses durch den Trierer Kurfürsten Johann VI. (1556-67). Er ließ an der Südseite der Hauptburg den sog. "Neuen Bau" errichten. Mitte des 18. Jhs. stürzte ein am Nothbach gelegener Turm ein, der das Familienarchiv der von der Leyen beherbergte. Zu Beginn des 20. Jhs. erfolgte eine umfassende Restaurierung der baulich vernachlässigten Burg (Rekonstruktion der Erker des Wohnbaus im Norden und des Bergfrieddaches). Die 1876 quer durch die zweiteilige Burg geführte Eisenbahntrasse hatte die Niederlegung eines Turmes der Vorburg und die Verlegung der Kirche zur Folge. Beide Burgteile wurden voneinander getrennt. Seit 1971 "durchschneidet" die Bundesstraße den spätmittelalterlichen Wohnbau im Norden und den Renaissanceflügel im Süden der Hauptburg. (Jens Friedhoff)

Baubeschreibung:

Die zweiteilige Anlage gliedert sich in eine dreiflügelige, zur Mosel hin offene Hauptburg mit schmalem runden Bergfried und den mit drei Türmen versehenen Gebäudekomplex der Vorburg an der Westseite des Burggeländes. Zum Baubestand der Hauptburg zählen der runde, in den Südflügel eingestellte, in nachmittelalterlicher Zeit als Treppenturm dienende Bergfried, der zweigschossige "Neue Bau" (Mitte 16. Jh.) sowie an der Nordseite der ebenfalls zweigeschossige spätmittelalterliche Wohnbau an der Nordseite, der sich durch vier polygonale Eckwarten (1906 rekonstruiert) auszeichnet. Der "Neue Bau" wird an der moselseitigen Südostecke durch einen Rundturm flankiert. Ein weiterer Rundturm mit Schlüsselloch- und Maulscharten befindet sich an der Südwestecke der Hauptburg. Weitere schießschartenbewehrte Rundtürme weist der langgezogene dreigeschossige Gebäudetrakt der Vorburg auf. Ein Rundturm an der Nahtstelle von Vor- und Hauptburg fiel dem Eisenbahnbau Ende des 19. Jhs. zum Opfer. Im Mündungswinkel von Nothbach und Mosel befand sich ursprünglich eine im 19. Jh. niedergelegte Bastion. (Jens Friedhoff)