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Steinfunder

Geschichte:

Das "Gut op den Steinvondern", welches vorher "Loefsittart" hieß, soll sich um 1360 in den Händen des Wilhelm von Hüls befunden haben. Konkreter tritt das befestigte Anwesen im Jahr 1389 urkundlich in Erscheinung, als Lewe van Hulse, der Godarts Sohn war, dass "huyss Funderen, gelegen by der Gassendunck", samt Mauern, Toren, Gräben, Vorburg und Zubehör dem Erzbischof von Köln zu Lehen auftrug und zudem das Offenhausrecht einräumte. Das Haus war seit dem Spätmittelalter Bestandteil des kurkölnischen Amtes Kempen. Sein Name leitete sich von einer Brücke (Fondern) ab, die aus Stein gemauert ist. Die Quellenlage für Steinfunder ist für das Mittelalter dürftig. Erst ab dem 16. Jh. ist die Quellenlage reicher. Theoderich van der Part und seine Gemahlin Anna von Neerhave waren in der 2. Hälfte des 16. Jhs. im Besitz von Steinfunder. Ihr Wappenstein ist auf der Ostseite des Haupthauses eingemauert. Ihre Enkel, Gerhard und Dietrich, teilten sich das Haus. Gerhard verkaufte seinen Teil 1672 an Christian Hoff, Kellner in den kölnischen Ämtern Kempen und Oedt. Die zweite Besitzhälfte erwarb dieser im Jahr 1674. Sehr wahrscheinlich war es sein Sohn Johan Bertram Hoff, der das Haus durch einen Anbau auf die heutige Größe erweiterte (Inschriftenstein). 1729 wurde das Haus von der Familie verkauft. Es folgten noch mehrere Besitzerwechsel, bis 1990 der Privatmann Karl-Ernst Becker Steinfunder erwarb und mustergültig instandsetzte. Seit 2005 ist Doris Zehr Eigentümerin von Steinfunder. Das Anwesen dient u. a. als Location für Film- und Fotoaufnahmen. (Jens Wroblewski)

Bauentwicklung:

Haus Steinfunder besteht aus zwei aneinander gebauten Hausteilen auf einer grabenumwehrten Insel, der nach Nordosten die Vorburg vorgelegt ist. Der im Norden stehende Bau mit Schmuckgiebeln und Satteldach ist älter als der nach Süden angefügte Teil. Dieser mit angedeuteten polygonalen Eckwarten auf der Südseite und Pyramidendach ausgestattete Anbau erinnert auf den ersten Blick an einen spätmittelalterlichen Wohnturm, ist aber erste Ende des 17. Jhs. entstanden .
Eine erste, noch nicht datierte Bauphase ist im Nordteil erhalten, als zweigeschossiger Fachwerkbau, bestehend aus sechs Gebinden bzw. Ständerpaaren, die auf der Nordseite noch teilweise sichtbar sind. Den Rest nach Westen hat man im 20. Jh. mit einer Backsteinverblendung verkleidet. Die Gefache sind mit Ziegeln ausgemauert, ähnlich dem Haus Aldenhoven (Genanes) oder dem Haus Fürth bei Korschenbroich. Eine eingehende bauhistorische Untersuchung steht aus. Er ist sicher älter als der Ausbau in Phase II, also vor 1566. In dieser Phase wurde der Kernbau zu einem rechteckigen Haus mit Giebel und Satteldach erweitert. Die Schauseite nach Osten ist mit Werkstein gerahmnten Kreuzstockfenstern, horizontalen Sandsteinbändern und einem Erker betont. Weiter finden sich Medaillonköpfe, ähnlich den ebenfalls renaissancezeitlichen auf Haus Zelhem bei Kranenburg oder Schloss Rheydt bei Mönchengladbach. Auch die Fialen des geschweiften Giebels ruhen auf Maskenkonsolen aus Sandstein. Die Rück- bzw. Westseite ist schlichter gehalten. Neben Querstockfenstern und zwei Aborterkern finden sich im oberen Giebelfeld Ausfluglöcher eines Taubenschlages. Die Formensprache verweist zweifelsfrei in das 16. Jh. Gestützt wird dies durch den Wappenstein des Theoderich van der Part und seiner Gemahlin Anna von Neerhave mit der Jahreszahl 1566.
Der auf den ersten Blick älter erscheinende Südanbau, der den Hausgrundriss zu einem Winkelbau machte, erinnert an einen gotischen Wohnturm. Er ist jedoch jünger. Ein Inschriftenstein "Ao 1691 J B H" lässt sich in A(nn)o 1691 J(ohan) B(ertram) H(off) auflösen. Weiter ist im Dachwerk auf einem Balken in roter Farbe die Jahreszahl 1693 zu lesen. Der auf quadratischem Grundriss zweigeschossige Bau zitiert für die Bauzeit ungewöhnlich archaisch wirkende, mittelalterliche Elemente in Form zweier polygonaler Eckwartenansätze auf der Südseite.
Es wäre wünschenswert, dieses interessante Bauensemble bauhistorisch zu untersuchen, um z. B. die Erbauungszeit des Fachwerkbaus aus Phase I konkreter zu machen.
Die Vorburggebäude sind neuzeitlichen/modernen Ursprungs.
Ein Blick auf die Tranchotkarte von 1802, Blatt 35, Kempen, zeigt die um die Vorburg noch intakten Wassergräben. Eine zweite, von Gräben eingefasste Insel befand sich südlich der Haupthausinsel, wo sich heute ein neu angelegter kleiner Park in Barockformen befindet. (Jens Wroblewski)

Baubeschreibung:

Bei Haus Steinfunder handelt es sich um eine zweiteilige Wasserburg. Auf einer grabenumwehrten Insel befindet sich das Hauptgebäude, bestehend aus zwei aneinander gebauten Hausteilen. Im Nordosten liegt die Vorburg. Bei dem im Norden befindlichen Gebäude mit Schmuckgiebeln und Satteldach handelt es sich um den älteren Bauteil. Der jüngere Teil der Anlage, der nach Süden ausgerichtet ist, gehört dem 17. Jahrhunder an und weist an der Südseite angedeutete polygonale Eckwarten sowie ein Pyramiden ach auf. Bei den Vorburggebäuden handelt es sich um neuzeitliche / moderne Gebäude. Südlich der Hauptburg befand sich nach Ausweis der Tranchotkarte von 1802 eine weitere von Gräben umgebene Insel. Auf dem Gelände wurde ein kleiner Park in barocken Formen angelegt. (Jens Friedhoff)

Arch-Untersuchung/Funde:

Bisher liegen keine archäologischen Untersuchungen vor.