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Stockum

Geschichte:

Haus Stockum in der Nähe des Willicher Ortsteils Anrath ist eine spätmittelalterliche Gründung, die in der frühen Neuzeit umgebaut wurde. Gemäß einer Niederschrift von 1668 war Stockum ein Lehen der Abtei Gladbach, das wiederum im kurkölnischen Amt Oedt lag. Stockum, 1408 als "Dollen- oder Kluppershof" bezeichnet, war damals im Besitz des Arnold von Honselaer. Als Lehensträger folgte sein Sohn Wilhelm 1527. 1533 ist es Jan Heinrich von Kessel und 1547 Johann von Hatzfeldt, die beide Schwiegersöhne des genannten Wilhelms waren. Aus Geldnot musste die Ehefrau des Adam von Hatzfeldt den Hof 1596 an Johan Pimpertz, Wilhelm Vyn und Thewis Piempertz verkaufen, die den Besitz an Elisabeth von Holthausen, Witwe des Johann von Hasselholtz genannt Stockheim, weiterveräußerten. Der Beiname des verstorbenen Ehemannes verdrängte die weiter oben genannten Hofnamen. Fortan wurde es Stockheim oder Stockum benannt. Mit dem Tod der Elisabeth 1617 erbte ihr Sohn Reiner das Gut, der in zweiter Ehe mit Margarete Cratz von Scharffenstein verheiratet war, um es ab 1618 zu einem kleinen, aber sehr repräsentativen Adelssitz ausbauen, so wie er bis heute erhalten ist. Sein Sohn Johan Wilhelm bekam nach des Vaters Tod 1628 das Anwesen. Sein Wappen und das seiner Mutter sind über den Eingangsportal zum Haupthaus erhalten, jedoch durch Witterung sehr unkenntlich geworden. Über Sibilla von Hasselholtz, die seit 1653 mit Georg Balthasar von Mernich zu Schauenstein verheiratet war, kam Haus Stockum in die Hände dieser Familie. Ihre Tochter Maria Katharina heiratete 1702 den Freiherrn Johan Wilhelm von und zu Kessel. Aus Geldmangel wurde das Haus 1721 an die Familie Crafft verkauft, die es bis 1774 im Besitz hatte. Es folgten weitere Besitzerwechsel. Dringend erforderliche Sicherungen der Bausubstanz erfolgten 1925 und in den 1980er Jahren. 1930 erwarb der Landwirt Alfred Bünger Haus Stockum, dessen Kinder das Anwesen heute besitzen. Eine letzte, behutsame Sanierung erfolgte zwischen 1995 und 2000. (Jens Wroblewski)

Bauentwicklung:

Haus Stockum bestand nach Ausweis der Tranchotkarte von 1805/06, Blatt 42, Viersen, sowie dem heutigen Karten- und Geländebild aus der Herrenhausinsel im Westen und dem Wirtschaftshof im Osten, von dem keine Bauteile mehr erhalten sind. Nach Tranchot ist nicht sicher zu entscheiden, ob es früher einmal einen Trenngraben zwischen den beiden Anlagenteilen gegeben hat. Doch ist dies aus Analogien mit großer Wahrscheinlichkeit anzunehmen. Der Umfassungsgraben hat auf der Nord- und Westseite noch seine größte Breite.
Über die mittelalterlichen Gebäude ist bisher nichts bekannt. Auch nicht, ob beim Neubau von 1619 ältere Bausubstanz weiterverwendet wurde. Die Ausführungen zum bis heute intakten Herrenhausbestand sind unter dem Kapitel "Beschreibung" zu finden.
Aus einer Aufzeichnung des Jahres 1619 sind die Baumassen überliefert: 150 Eschen für den Pfahlrost sowie Buchen für den Fundamentrahmen, 188.000 Backsteine für den Hausbau, 23.800 Schieferplatten fürs Dachwerk aus Krefeld. Eisenwerk und Wimpel hatte Meister Vincentzaus aus Süchteln zu liefern, die Wappensteine für das Portal lieferte Meister Wilhelm Ketteler aus Sonsbeck. (Jens Wroblewski)

Baubeschreibung:

Haus Stockum stellt sich als zweigeschossiger Backsteinbau dar, der sich Nordwest-Südost-orientiert über einem hohen, gewölbten Kellergeschoss erhebt. Das Satteldach wird flankiert von getreppten Schweifgiebeln, die Taubeneinflugslöcher in der oberen Partie zeigen. Auf der Nord- und Südecke stehen architektonisch korrespondierende Ecktürme mit achtseitig geschweiften Hauben, die vorkragen und jeweils von einer doppelten Zwiebelspitze bekrönt sind. Im Turm-Untergeschoss findet sich ein Kreuzrippengewölbe. Am Übergang von ersten zum zweiten Obergeschoss sowie auf Traufhöhe fallen gliedernde Backsteinfriese ins Auge, über den heutigen Holzfenstern gemauerte Entlastungsbögen, die auf gemauerte oder werksteingefasste Kreuzstockfenster hinweisen. Auf der Nordostseite der Anlage steht der Eingangsbau als kleines, vortretendes Portal mit Giebel, Zugbrückenblende und seitlichen Miniaturschießscharten aus Sandstein. Über der Zugbrückenblende sind zwei Wappensteine mit Giebelchen (von Hasselholtz und Cratz von Scharffenstein) angebracht, die stark verwittert sind. Die hölzerne Türrahmung mit Renaissanceschnitzereien trägt die Jahreszahl 1619. Am Nordwest-Giebel findet sich ein sekundär hier eingemauerter Wappenstein vom Haus Clörarth mit zwei Wilden Männer als Schildhalter und der heraldischen Zeichen der Familie von Brienen, von Buren und von Cloerland. (Jens Wroblewski)

Interessant macht das Haus Stockum die Verwendung mittelalterlicher Wehrarchitektur, die zu reinen Zierzwecken verkommen ist. Die beiden Ecktürme haben keine wirkliche Verteidigungsfunktion mehr. Sowohl Zugbrückenblende als auch die Miniaturschießscharten, die an jene vom Herrenhausturm Hertefeld (Weeze) erinnern (um 1600), setzen dies fort.

Arch-Untersuchung/Funde:

liegen bisher nicht vor