EBIDAT - Die Burgendatenbank

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Babenhausen

Geschichte:

Die Burg Babenhausen begegnet zuerst 1236 im Besitz der Reichsministerialen von Münzenberg. Aufgrund von Dendrobefunden war die Burg aber bereits im Winter 1187/88 in Bau gewesen. Eine früher von Arens behauptete Spätdatierung ins 13. Jahrhundert wurde durch die Dendrobefunde widerlegt. Aufgrund des einzigartigen Bauprogramms mit dem im Erdgeschoss offenen Saalbau sollte der Burg vermutlich ursprünglich eine besondere Funktion zukommen, etwa die eines kaiserlichen Jagdhauses im kaiserlichen Wildbann Dreieich. Es ist unklar, ob sie eine solche Funktion in den Jahrzehnten vor der Ersterwähnung jemals erfüllen konnte. Mit dem Aussterben der Münzenberger kam Babenhausen an die Herren von Hanau als Erben der Münzenberger, von denen es später der Linie Hanau-Münzenberg zufiel. Seit dem 15. Jahrhundert wurde das Schloss zunehmend als Residenz dieser Linie genutzt und entsprechend ausgebaut. Das Hofleben ist durch umfangreiche Archivalien aus dem 16. bis 18. Jahrhundert sehr anschaulich überliefert.
Im Februar und März 1635 konnten Stadt und Schloss, die von 200 schwedischen Soldaten verteidigt wurden, eine mehrwöchige Belagerung durch kaiserliche Truppen abwehren. Die dadurch in Babenhausen entstandene Hungersnot löste allerdings eine erhöhte Sterblichkeit in der Stadt aus. Nach dem Ende des Krieges befand sich das Schloss in schlechter baulicher Verfassung, die Hofhaltung musste sich auf die nötigsten Bedürfnisse beschränken. 1692 erbrachte eine Bestandsaufnahme der Befestigungsanlagen, dass Stadt und Schloss kaum verteidigungsfähig seien und empfahl die Anschaffung neuer Musketen und Geschütze für die Rondelle. Mangels finanzieller Mittel konnte dies nicht umgesetzt werden.
1736 erlosch das Hanauer Grafenhaus und wurde durch den Landgrafen von Hessen-Kassel (nicht Hessen-Darmstadt) beerbt. Das Schloss, das sich nach wie vor in schlechter Verfassung befand, war nach wie vor eine Verteidigungsanlage und wurde von Angehörigen des Kassler Hofes genutzt. Aus der Zeit um 1800 datieren sogar Pläne zur Umwandlung der vorhandenen Wallanlagen in spitzwinklige Erdschanzen. Nach der Angliederung Babenhausens an Hessen-Darmstadt verblieb im Schloss zunächst eine Invalidengarnison, bevor dieses an private Hand veräußert wurde. Schädlich für die Bausubstanz war die zeitweiligeNutzung als Altersheim nach 1945. Seither hatte das Schloss wechselnde Eigentümer und ist momentan (2013) nicht zugänglich. (Thomas Steinmetz)

Bauentwicklung:

Durch Bauforschungen ergab sich, dass die Burg von Anfang an die heute noch überformt erhaltene quadratische Anlage aus Backstein von etwa 35 m Seitenlänge war. Eine Seite des Quadrates nahm der Palas bzw. Saalbau mit romanischem Treppenturm ein. In der Mitte des Hofes stand bis ins 16. Jahrhundert ein quadratischer Bergfried. Die übrige Bebauung ist infolge späterer Umbauten untergegangen. Der Palas verfügt über eine zum Hof hin offene Erdgeschosshalle, die seine Bewohnung im Winter unmöglich machte. Erste Umbauarbeiten müssen angesichts eines spitzbogigen Doppelfensterse noch im 13. Jahrhundert erfolgt sein.
Vermutlich im 15. Jahrhundert wurde die Burg mit einem Zwinger umgeben, dessen Ecken mit relativ hoch aufragenden Rundtürmen verstärkt waren. Auch die Entwicklung der Burg zur ringsum bebauten Vierflügel-Anlage mit Treppentürmen begann um 1470, kam jedoch erst im 16. Jahrhundert zum Abschluss. Der Bergfried ist noch auf einer Ansicht der Gesamtanlage aus der Zeit um 1570 zu sehen, muss aber bald darauf abgebrochen worden sein.
Bereits vorher, nämlich im letzten Drittel des 15. Jahrhunderts wurde ein dritter Bering mit einer Wallhinterschüttung und vier runden Geschütztürmen angelegt. Die genaue Bauzeit der Geschütztürme, die uneinheitlich sind, ist nicht überliefert. Vor diesem Bering befand sich ein Graben, davor ein weiterer Wall und zuletzt ein äußerer Graben. Die Gräben waren mit Wasser gefüllt und wurden zur Fischzucht genutzt. Um 1800 wurde die innere Zwingermauer mit den hohen Ecktürmen vollständig abgetragen, die Gräben trocken gelegt und verfüllt. Die Nutzung als Altersheim zog Eingriffe in die Bausubstanz nach sich, wie etwa den Einbau eines Liftes in einen Treppenturm. Nach 1990 erfolgten Restaurierungen zum Schutz der wertvollen Bausubstanz, die jedoch zunächst unvollendet blieben. Gegenwärtig (2013) erfolgen erneut Restaurierungsarbeiten.(Thomas Steinmetz)

Baubeschreibung:

Die Gesamtanlage besteht heute nur noch aus dem quadratischen innersten Schloss, dem Zugang mit Torhaus sowie dem dritten Bering mit den vier Geschütztürmen. Infolge der Einebnung der Gräben ist der bis um 1800 vorhandene wehrhafte Charakter nicht mehr gut erkennbar. Das innerste Schloss ist im Kern noch die Backsteinburg aus dem ausgehenden 12. Jahrhundert. Aufgrund des sorgfältigen Backsteinmauerwerkes wurde die Ausführung durch eine italienische Bauhütte vermutet.
Der Saalbau ist aufgrund seines romanischen Treppenturmes und des offenen Erdgeschosses ein architekturgeschichtliches Unikat. Eine Erklärung für diese einzigartige architektonische Gestaltung liegt bisher nicht vor. Die drei übrigen Flügel des Schlosses gehören ins 15. und 16. Jahrhundert und wurden im Inneren immer wieder umgebaut. Nach dem Abbruch der inneren Zwingermauer umgibt heute nur noch der vormalige dritte Bering mit Maulscharten das Schloss. Einer seiner vier ungleichen Geschütztürme verfügt noch über sein Schieferdach. Das Umfeld der Schlossanlage ist teilweise ungepflegt.
Schloss Babenhausen ist aufgrund seiner Backstein-Bauweise der bedeutendste mittelalterliche Profanbau im Landkreis Darmstadt-Dieburg. (Thomas Steinmetz)

Arch-Untersuchung/Funde:

Archäologische Untersuchungen sind erfolgt, erbrachten jedoch keine bedeutsamen Funde.