EBIDAT - Die Burgendatenbank

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Füzér

Geschichte:

Die erste direkte Erwähnung der Burg ist aus einer päpstlichen Urkunde aus dem Jahre 1264 bekannt, wo darüber berichtet wird, das Stefan, Sohn vom König Béla IV. die Anlage widerrechtlich besetzt hatte. Die darauf folgende königliche Belagerung war nicht erfolgreich, 1270 ließ Stefan, der in diesem Jahr schon zum König gekrönt wurde, die Burg deshalb seinem Kastellan, Mihály aus dem Rosd-Geschlecht schenken, weil er damals den Belagerern Widerstand leisten konnte. In der Schenkungsurkunde schreibt noch Stefan V., dass die Burg sein Großvater, König Andreas II. von einem gewissen Andronicus aus dem Kompolt-Geschlecht gekauft habe. Wenn diese Angabe zustimmt, geht es hier eigentlich um eine Burggründung des in der Umgebung sonst bekannten Aba-Geschlechtes in der Zeit noch vor 1231. Es ist aber nicht auszuschließen, dass Füzér doch als eine königliche Burg entstand, als eine Befestigung des königlichen Forstgespannschaft um Sárospatak herum. Spätestens ab 1320 kommt sie wieder in königlichen Besitz, dann kam als Geschenk Königs Sigismund 1389 zu der hochadligen Perényi-Familie. Sie besaßen die Burganlage mit einer kurzen Unterbrechung bis 1567. Es ist bekannt, dass in den 1520-er Jahren die Burg auch als Schatzkammer der Familie diente, hier war sogar für eine kurze Zeit auch die ungarische Königskrone untergebracht. Ab 1568 waren die Báhorys, dann ab 1614 die Nádasdys die Besitzer der Burg, die aber nach zahlreichen Inventaren zu dieser Zeit schon kaum bewohnt war. Nach der Wesselényi-Verschörung wurde 1670 die Befestigung vom König konfisziert und bald darauf aufgegeben. 1676 ließ das königliche Militär sie unbrauchbar machen. Die ersten Konservierungsarbeiten wurden hier 1934-36 am Kapellen- und Torbau durchgeführt, seit 1990 läuft mit längeren Unterbrechungen die Sanierung der Ruinen, die in den kommenden Jahren als ein totaler Ausbau fortgesetzt wird.

Bauentwicklung:

Schriftliche, wie auch archäologische Angaben (z.B. ein Münzfund aus der Zeit zwischen 1200 und 1246) weisen darauf hin, dass die erste Steinburg von Füzér noch in der 1. Hälfte des 13. Jh.s entstand. Zu dieser Zeit wurde die ovale Ringmauer am Rande des nach nach Westen sanft abfallenden Felsenplateaus errichtet. Das erste Gebäude stellte ein L-förmiger Bau in der tieferen Westecke dar, seine Höhe ist aber unbekannt. Als das früheste Tor ist eine schmale Maueröffnung im Osten, nördlich des späteren Torturmes zu interpretieren. Weitere frühe Bauten sind nicht bekannt, entlang der Nordmauer stieß man aber auf freistehende (?) Backöfen. Die Chronologie der Entstehung der weiteren Bauteile (Wohn- und Wirtschaftsflügel) ist umstritten. Zuerst sollte die Erweiterung des frühen Wohnbaus entlang der Südmauer stattfinden; ob aber um 1400 schon hier oder anderswo mit dem Bau einer Burgkapelle angefangen wurde, gilt noch nicht als bewiesen. Etwas später wird die Erweiterung nach Nordosten datiert. So entstand ein V-förmiger, meist zweigeschossiger Wohnbau im Westteil des Plateaus, zwischen den beiden Flügeln mit einer Zisterne und mit einem Brunnen. Im Nordosten wurde bis zum 16. Jh. ein Wirtschaftsflügel mit Küche, Backstube, etc. errichtet. Die auf einem, der südlichen Burgmauer nach Außen angelehnten Unterbau ruhende, langgestreckte, chorlose, daher turmartige Kapelle ist auch nicht eindeutig zu datieren; sie entstand frühestens um 1460, spätestens um 1500. Etwa gleichaltrig ist damit der quadratische Torturm im Osten. Zwischen 1530 und 1560 ließ man den letzterwähnten Bau mit einem fünfeckigen, bastionsartigen Vorwerk befestigen, unterhalb der Westmauer wurde ein unregelmäßiges Bollwerk für Kanonen errichtet. Die früheren Umfassungsmauern erhielten unterschiedliche Verstärkungen und auf der Nordostseite, schon tief am Berghang, entstand eine einfache steinerne Vorburg, der sog. Párkány, deren hölzerner Vorfahr erst vor kurzem entdeckt wurde. Renaissance-Steindenkmäler und archäologische Beobachtungen deuten darauf hin, dass im 16-17. Jh. auch einige innere Gebäude umgebaut wurden.

Baubeschreibung:

Auf dem etwa 70x40 m großen Plateau des 552 m ü. M. hohen, steil aufragenden Berges sind vor allem die Umfassungsmauer der Burg – in ursprünglicher Höhe aber nur im Norden – sowie zwei Gebäude, die südliche Kapelle und der östliche Torturm mit der Torbastion davor erhalten geblieben. Alle anderen Bauteile im Inneren kamen durch die Ausgrabungen zutage und zeigen eine danach konservierte, im Norden zum Teil schon ausgebaute Form auf. Die Burgmauer weist Spuren von mehreren Verbesserungen und Verstärkungen auf, Öffnungen sind hier nur im Westen zu finden. Der Kapellenbau besteht aus einem mit Tonnengewölbe versehenen Untergeschoss, der ehemalige, mit Quadern belegte/getafelte Sakralraum wurde in der Höhe der ehemaligen Obergeschosshöhe des Südpalastes ausgebildet. Die vier Spitzbogenfenster, die profilierten Sitznischen und die mit Baldachinen versehenen Kämpfer des einstigen Sterngewölbes bezeugen eine ehemals äußerst prächtige Erscheinung. Die Dachkonstruktion entstand um 2000, ähnlich wie die jetzige Abdeckung des Torturmes, der so im Erd- wie auch im Obergeschoss Reste von Kaminbauten aufwies. Der Ausbau- bzw. die Sanierung des letzteren Baus, zusammen mit der Torbastion, erfolgte auch im vergangenen Jahrzehnt. Auch die Reste von zwei Räumlichkeiten – die Küche und das Backhaus – des nördlichen Wirtschaftsflügels wurden jüngst ergänzt und abgedeckt. Die zweigeschossige äußere Abortkonstruktion weist hier auf ehemalige Obergeschosse hin. Die Fenster- und Türöffnungen der freigelegten etwa 10 Räumlichkeiten der Erd- bzw. Kellergeschosse der westlichen Palastflügel waren meist auch zu rekonstruieren. Westlich der Kernburg stehen noch wenige Reste eines Vorwerkes. Die Umfassungsmauer, die Toranlage und die Wirtschaftsbauten der nördlichen Vorburg – die nur mit einer Felsentreppe mit der oberen Burg verbunden ist – werden jetzt zum Besucherzentrum ausgebaut

Arch-Untersuchung/Funde:

Die ersten Ausgrabungen wurden in der Burg im Jahre 1977 durchgeführt, ihre systematische Freilegung (zwar ohne Bauforschung) läuft mit kürzeren Unterbrechungen seit 1992 unter der Führung von Zoltán Simon und danach von Viktor Gál. So wurde in der vergangenen Zeit fast das ganze obere Burgareal untersucht (darunter auch die Zisterne und der Brunnen freigelegt) und größere Flächen in der unteren Vorburg ergraben. Aus dem Fundmaterial sind die besonders vielfältige Kachelkeramik des 16-17. Jh.s sowie die jüngst im Brunnen aufgefundenen hölzernen Konstruktionen erwähnenswert.