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Oberehe

Geschichte:

Die Ursprünge des Adelssitzes Oberehe sind ungeklärt. 1333 wird ein Herr von "Over E" als Burgmann des Gerhard v. Blankenheim genannt. Beziehungen zu den Herren von Blankenheim und von Kasselburg bestanden unter dessen Sohn Baldewyn von "Overee" (1354-92) und seinem Enkel Dederich. Über Dederichs Tochter, die Gattin Wilhelms von Heyer, kam Burg Oberehe an jenen. 1492 verlehnte "Junggraf" Johann von Manderscheid-Blankenheim die Burg mit "gude und gerechtigkeit zo Overee" an Thomas Print von Horchheim gen. Broel, der auch ein Burghaus zu "Geirhartstein", d. h. auf Burg Gerhardstein/Gerolstein vom Grafen zu Lehen nahm und jenem wohl auf dessen Burg dienstpflichtig war.
Weiter sind die Geschlechter Orsbeck und Kolff (?) als Inhaber der Burg Oberehe zu nennen, zudem die Familie v. Gymnich. Das Erbe Richards von dem Broel traten 1643 Johann Bertram Freiherr von Sinzig und Wilhelm von Spieß, Herr zu Schweinheim, als Erbgrundherren an. Der Anteil der Familie von Sinzig gelangte 1673 durch Heirat in von Pallandtschen Besitz. Die von Pallandtsche Erbschaft wurde 1692 geteilt. Die verwitwete Freifrau Johanna Lambertina verpfändete 1693 ihren "Halbteil", der ihr in der "Sommersberg-Sinzig-Pallandtschen Erbteilung" zugefallen war an Johann Christoph von Veyder, Herrn zu Malberg (an der Kyll). 1694 erwarb dieser auch den noch bei den Freiherren Spieß von Büllesheim befindlichen Teil von Oberehe. Nach der Übernahme der Burg ließ der neue Besitzer ein Baugutachten durch zwei Maurer und einen Zimmermann erstellen, die feststellten, dass das "freyadeliche Hauß und Burg Oberehe" baufällig war; von Veyder ließ daraufhin 1696-98 einen Neubau errichten. Ernst von Veyder veräußerte das Schloss zu Beginn des 18. Jh. an den Freiherrn Hugo von Metternich. Im Besitz dieser Familie verblieb es bis zur Versteigerung durch die französische Besatzungsverwaltung 1811. Es gelangte nun für 970 frs an die "alteingesessene Bauernfamilie" Becker, die es bis ins 20. Jh. hinein besaß: "Ankäufer der Burg war Heinrich Becker aus Rockeskyll, dessen Nachkommen heute noch die Bewohner des Burghauses sind und hier eine Gaststätte haben", berichtete der Heimatforscher Willi Steffens (2, 6) in den 1970er Jahren. Zuvor, in den 1920er Jahren, war der doppeltürmige Torbau, der zuvor einmal als "Jägerhaus" gedient hatte, eine Jugendherberge. (Michael Losse)

Bauentwicklung:

Die Gründung und die mittelalterliche Baugeschichte der Burg sind unbekannt. Nachdem Johann Christoph von Veyder, Herr zu Malberg, die Burg 1694 komplett erworben hatte, ließ er ein Baugutachten durch zwei Maurer und einen Zimmermann erstellen. Die Beurteilung fiel so aus, dass er sich zu einem Neubau entschloss, der 1696-98 ausgeführt wurde. Die Gutachter hatten festgestellt, "daß neben klaren und vor Augen stehenden äußerlichen Mängeln ahn den Mauern", das Gebäude "in allen 4 Ecken faul undt ohne Gefahr nit zu besseren" sei; sie nannten den vorgefundenen Altbau gar "anders nit alß eine schlechte Barrich gleich ein desert und bauloßes Gebäu".
Ob der Bau einer neuen Stallung 1827 und der Abbruch eines runden Turmes im selben Jahr in einem Zusammenhang standen - vielleicht wurde das Abbruchmaterial für den Neubau genutzt - konnte nicht festgestellt werden.
Durch einen Brand entstand 1959 größerer Schaden an einem Ökonomiegebäude. Sanierungen von Teilbereichen der Burg fanden 1913 (Gartenpavillon), 1924 (Torbau), in den 1930er (hölzerne Galerie im Hof; Torbau) und in den 1980er Jahren statt. (Michael Losse)

Baubeschreibung:

Der in einer Zeichnung auf der um 1789/92 entstandenen Flurkarte von Oberehe aus der Vogelperspektive gezeigte Bestand des Schlosses blieb bis heute wesentlich erhalten, doch wurde die nordwestlich stehende Kirche abgebrochen.
Die 85 m lange, 40-50 m breite Hauptburg begrenzen der Torbau im Westen und das Herrenhaus im Osten. Das Fertigstellungsjahr (?) des Herrenhauses zeigen die Ankerzahlen: 1696. Es ist ein schlichter dreistöckiger, verputzter, an der Hauptfassade sechsachsiger Bruchsteinbau mit rechteckigen Fenstern in Rahmungen aus Rotsandstein. Das breite Säulenportal besaß anstelle des Oberlichtes im Segmentbogengiebel einen Wappenstein. Zu diesem gehörte die Inschrifttafel mit dem Namen des Erbauers Johann Christoph v. Veyder und seinen Titeln: "Herr von Malberg, Oberehe, Hohenfels, Rockeskyll (?) und als Herzogl. Arenbergischer Oberamtmann zu Kerpen". Die Wohnräume, im Erdgeschoss mit Stuckdecken, liegen angeordnet um eine breite Steintreppe unter Rundbögen auf einem Mittelpfeiler.
Da das Innere des Herrenhauses wegen des Privatbesitzes nicht zugänglich ist und zudem in Teilen verändert wurde, sei hier die Beschreibung von Hirschfeld/Heusgen (1910, 230) zitiert: "Die sehr große Küche mit riesigem Rauchfang nimmt den südlichen Teil des Hauses ein. Die übrigen Räume gruppieren sich um das Treppenhaus, das zugleich den Eintrittsflur bildet. Bemerkenswert sind die reichen Stuckdecken, mit denen alle Räume des Erdgeschosses, selbst die Küche, ausgestattet sind. Sie sind alle verschieden und der Grundform der Zimmer geschickt angepasst. Die zwei mittleren Zimmer an der Hinterfront haben - nach der Teilung der Decken zu schließen - früher einen Saal gebildet. Über der Tür vom Flur zu dem Saal befindet sich ein geschnitztes und bemaltes Holzbild des heiligen Georg, das sehr in Ehren gehalten wird. Denn nach einer Familienüberlieferung der jetzigen Besitzerin [...] wären russische Truppen, die im Anfang des vorigen [19.] Jahrhunderts in der Absicht zu plündern in das Schloß eindrangen, beim Anblick des Heiligen auf die Knie gesunken und hätten, sich bekreuzigend, still das Schloß verlassen, ohne ihre bösen Absichten ausgeführt zu haben."
Ein Wappen v. Veyder mit Inschrift befand sich auch am Torbau; es wurde während der Rheinland-Besetzung französischer Revolutionstruppen um 1800 beseitigt (Hirschfeld/Heusgen 1910, 229). Das Tor flankieren feldseitig zwei quadratische, von Ecklisenen gerahmte Türme, deren quadratische Dächer geschweifte Hauben bekrönen. Das Portal rahmen Pilaster; sie tragen einen flachen Segmentbogengiebel. Im Erdgeschoss gibt es sechs ovale Öffnungen mit je vier ausspringenden Schlusssteinen; es sind dies "Schießscharten" im Sinne von Bedeutungsträgern bzw. Herrschaftssymbolen.
Ein Fachwerkbau (19. Jh.?) schließt an die Nordostecke des Torbaues an. Er war der Verbindungsbau zum Wirtschaftshof nördlich der Hauptburg. Als spätmittelalterlich gilt das auf der Flurkarte (1789/92) dargestellte spitzgiebelige Gebäude, ursprünglich ein Wohnbau, der vielleicht nach dem Bau des neuen Herrenhauses 1696 umgenutzt wurde.
Östlich hinter der Burg erstreckt sich der trapezförmige barocke Garten abfallend auf 3 Terrassen. Die Nordostecke der Gartenmauer besetzt ein sechseckiger, turmartiger Pavillon, den ein Haubendach mit Laterne krönt. Im Inneren (im Lichten 2 m weit) gibt es eine Stuckdecke. Auffällig ist, dass sich das Mauerwerk des Pavillons von dem der Gartenmauer unterscheidet.
Prägend für das Schloss des 17. Jh. sind symbolisch verwendete Wehrbauelemente: Der von quadratischen Türmen flankierte Torbau, in dessen Untergeschoss Oval-"Scharten" sitzen, tradiert letztlich noch die im Rheinland und in der Eifel v.a. im 13./14. Jh. öfter auftretenden Doppelturmtore, hier jedoch nicht als realer Wehrbau, sondern mit herrschaftlich-repräsentativem Charakter. Der sechseckige turmartige Pavillon an der Gartenmauer zitiert spätmittelalterliche Flankierungstürme. (Michael Losse)

Arch-Untersuchung/Funde:

Unbekannt