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Starkenburg bei Traben-Trabach

Geschichte:

Nur noch wenige Baureste erinnern an die einst bedeutende Starkenburg nordnordöstlich des gleichnamigen Ortes hoch über der Mosel. Als Besitz Graf Gottfrieds II. v. Sponheim, der mit Gräfin Adelheid v. Sayn verheiratet war, ist die Burg seit 1190/91 bezeugt, als der Graf einen Teil der Burg dem Trierer Erzbischof Johannes (reg. 1190-1212) zu Lehen auftrug; sie erscheint im Verzeichnis der Erwerbungen des Erzbischofs für das Erzstift Trier. Der Erzbischof erwarb nur den Teil der Burg, der zur Pfarrei Enkirch gehörte; die andere, zur Pfarrei Traben gehörige Hälfte war bis 1359 Lehen des Klosters Corvey/Weser.
Die Grafen v. Sponheim, deren Stammburg nahe Bad Kreuznach steht, gehörten zu den bedeutendsten Adelsgeschlechtern im Mosel-Hunsrück-Gebiet und darüber hinaus. Ihre rheinische Linie ist mit dem Beinamen Sponheim erst nach 1075 bezeugt. Ein Zweig der Sponheimer hatte 1123-1269 das Herzogtum Kärnten inne. Im vorderen Hunsrück zwischen Mosel, Nahe und Rhein errichteten sie sich durch Rodung und Landesausbau eine Herrschaft, die Basis ihrer Territorialbildung im 13./14. Jh. wurde. 1437 starb die Familie aus, doch blieb die Grafschaft als Kondominium der Erben bis ins 18. Jh. wichtig für die Territorialgeschichte des Mittelrheingebietes.
Infolge geschickter Heirats- und Lehenspolitik konnten die Grafen ihr Einflussgebiet über den Hunsrück ausbreiten und bis zur Mosel vordringen. Graf Meginhard heiratete 1124 die Erbtochter des Grafen Adalbert von Dill (+1125) und erbte die Grafschaft Dill, zu der Besitz im Raum Enkirch-Trarbach-Starkenburg gehörte. 1125 sollen die Grafen von Sponheim ein "vestes hus" in Enkirch/Mosel besessen (Castendyck) und im 12. Jh. sollen sie die Starkenburg erbaut haben, deren Name aus Urkunden von 1200 und 1247 hervorgeht. Als programmatisch-symbolhafter Name passt er in die Zeit der Kreuzzüge (vgl. Montfort).
Im 13. Jh. kam es zur Teilung der Grafschaft in die Vordere und Hintere Grafschaft Sponheim mit Enkirch, Starkenburg, Birkenfeld und Herrstein. Auf der Starkenburg saßen die Grafen Johann I. (1233-66), Heinrich (1267-89) und Johann II. (1290-1324). Heinrich, ein Sohn des Letzteren, heiratete 1315 Loretta, eine Tochter des Grafen Johann v. Salm aus Lothringen; das Paar lebte nicht auf der Starkenburg, doch nach dem Tode ihres Gatten 1323 zog Gräfin Loretta mit ihren 3 Kindern hierher, wo sie nach dem Tod ihres Schwiegervaters 1324 die Herrschaft und Vormundschaft für ihre Kinder übernahm. Legendär wurde Lorettas Schlag gegen den Trierer Erzbischof Balduin und seine Expansionspolitik, die sich auch gegen ihre Besitzungen richtete: 1327 ließ sie ihn, den mächtigsten Reichsfürsten jener Zeit, inhaftieren. Ins Reich der Sage gehört die Version der Geschichte, wonach Balduins Schiff durch eine unterhalb der Starkenburg quer durch die Mosel gespannte Kette angehalten wurde. Mehrere Wochen war er auf der Starkenburg gefangen. Gräfin Loretta wurde mit dem Kirchenbann belegt, doch der König Johann v. Böhmen vermittelte; am 7.7.1328 wurde ein Sühnevertrag mit dem Erzbischof geschlossen, der sich mit einem Lösegeld loskaufte und seine Burg bei Birkenfeld abbrechen lassen musste.
1331 übernahm Lorettas volljähriger Sohn Johann III. die Regierung. Gräfin Loretta bezog die Frauenburg (Kr. Birkenfeld) als Witwensitz. Johann III. führte mehrfach Fehde gegen Kurtrier; durch Verträge, die Erzbischof Balduin mit Graf Johann III. v. Sponheim schloss, gelang es ihm, seine Position im Hunsrück zu festigen. Ein Vertrag 1338 schrieb fest, dass Johann einen Teil der Starkenburg, den großen Turm und die Kapelle vom Erzbischof zu Lehen nahm. Johann III. war der letzte auf der Starkenburg ansässige Graf v. Sponheim; nach etwa 1357 saßen hier nur noch sponheimische Burgmannen. Im Oktober 1437 starb der letzte Graf v. Sponheim. Die nun weit entfernt residierenden Besitzer der Starkenburg legten auf deren Bauunterhalt offenbar keinen Wert; 1567 war sie "ein alt baufällig hus". Zu Beginn des 30-jährigen Krieges besetzte spanisches Militär die Burg.
Heute künden nur noch geringe Mauerreste und Felsbearbeitungen von der Burg.
Auch Burgmannensitze wird es in und an der Burg gegeben haben. Diese könnten innerhalb der Hauptburg, der Vorburg, des ummauerten Ortes oder isoliert gestanden haben. Ein Lehnshaus des Ritters Wilhelm von Stein kaufte 1287 der Graf von Sponheim. Namentlich als Lehensleute bekannt sind Heinrich Cratz (1308), Volker v. Starkenburg (1327), die von Wildberg (1389), Ulrich v. Senheim (1390) und Werner Knebel von Katzenelnbogen (1396). (Michael Losse)

Bauentwicklung:

Die Gründungsanlage der seit 1190/91 bezeugten Starkenburg ist bislang unbekannt, doch wurde sie wohl von der Adelsfamilie v. Sponheim erbaut. Nach dem Tod des letzten Sponheimer Grafen 1437 wurde die Burg von ihren neuen, weit entfernt wohnenden Besitzern wohl baulich vernachlässigt: 1567 war sie "ein alt baufällig hus", und Berichte seit 1660 dokumentieren den fortschreitenden Verfall der gegen Ende des 17. Jh. zunehmend als Steinbruch genutzten Burg. "Ein Schutthaufen bedeckt den Schloßhof, ein Gemüsegarten die einstige Schloßkapelle", hieß es ca. 1707 (Castendyck). (Michael Losse)

Baubeschreibung:

Nur geringe Reste blieben von der bedeutenden Burg: Die durch 2 heute teils von einer Straße geschnittene Halsgräben gesicherte Abschnittsburg stand auf einem ca. 125 m langen, bis zu 17 m breiten, hohen Felsplateau nordnordöstlich des Ortes. Hinzu kamen wohl (spätmittelalterliche) Vorwerke auf den beiden vorgelagerten Höhen. Auf “Ausgrabungen” unbekannten Umfanges im Jahre 1952 basiert Giselher Castendycks schematischer Rekonstruktionsversuch. Während außer Fundament-/Mauerresten und Felsbearbeitungen nichts sichtbar erhalten blieb, informieren Schriftquellen über einige Gebäude der Burg. Im Lehnsvertrag zwischen Erzbischof Balduin und Graf Johann III. ist festgelegt, dass der Graf den Teil der Starkenburg, der den großen Turm und die Kapelle (“turris magna et capella”) umfasste, zu Lehen nahm. Die Nennung eines “großen Turmes” impliziert das Bestehen mehrerer Türme, unter denen dem größten, d.h. wohl einem Bergfried oder Wohnturm, der größte Symbolwert zukam. Castendyck rekonstruierte ihn frei (!) als fünfeckigen Bergfried, der sich als Frontturm gegen das ansteigende Berggelände nach Enkirch hin erhob, auf dem höchsten Punkt innerhalb der Burg. Das Aussehen dieses Turmes ist jedoch unbekannt. Ebenfalls ein bloße Vermutung ist die Aussage, die Aufteilung der Lehenszugehörigkeit der Burg lasse, ebenso wie die “aufgefundenen Reste” auf eine “Doppelburg” schließen. Die im Lehensvertrag genannte Kapelle war St. Johannes d.T. geweiht; betreut wurde sie nach einem Vertrag 1294 durch Zisterzienser des Klosters Himmerod/Eifel, die einen Hof in Traben besaßen. Von 1373 liegt die Nennung eines Johannesaltares vor. Berichte aus der Frühen Neuzeit erwähnen eine vom Ort zur Burg führende Brücke, die 1658 instandgesetzt werden sollte, und 1739 scheint die “Schloßhofreitung”, wohl ein Wirtschaftshof (und später der Friedhof), nur noch “ein Steinhaufen” gewesen sein.
Ungeklärt ist die Form der Ortsbefestigung. In einer Urkunde 1338 sind “castrum” und “suburbium” (Vorburg/[befestigter?] Flecken) unterschieden, und aus dem Bericht eines Zeitgenossen von 1669 geht hervor, dass der Flecken von einer Mauer umgeben war, von der zumeist in Häusern vermauerte Reste stammen könnten. Andere, zwischen Burgruine und Kapelle stehende Häuser, welche mutmaßlich mittelalterliche Gewölbekeller besitzen, gelten als veränderte Gebäude einer Vorburg (Castendyck).
Eine im Zusammenhang mit der Starkenburg stehende Befestigung war die unterhalb von ihr gelegene Zollburg (s. Trarbach). (Michael Losse)

Arch-Untersuchung/Funde:

Unbekannt