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Gerhardstein

Geschichte:

Während früher die Entstehung der Burg im 12. Jh. angenommen wurde, geht man inzwischen davon aus, dass die Burg wohl um 1335 unter Gerhard IV. von Blankenheim (1314-50) begonnen wurde. Gerhard, in Urkunden anfangs Herr von Kasselburg und Gerhardstein genannt, gilt als Stammvater der 1380 in den Grafenstand aufgestiegenen Herren von Blankenheim-Kasselburg bzw. Blankenheim-Gerolstein. Nachdem die von Blankenheim im 1. V. 14. Jh. im Mannesstamm ausgestorben waren, kam der Besitz über Elisabeth, eine Tochter Gerhards von Blankenheim, 1423 an ihren Gatten Wilhelm I. von Loen. Er nannte sich "Graf von Blankenheim und Herr zu Lewenburg". Die Herren von Loen(-Heinsberg) begründeten die 2. Linie der Grafen von Blankenheim. Sie starb 1468 aus. Besitznachfolger wurde das Grafenhaus Manderscheid (1469/88-1780). Die Grafen begründeten eine Linie Manderscheid-(Blankenheim-)Gerolstein, die bis 1697 bestand. 1540 belehnte der Herzog von Jülich seine Neffen Gerhard, Graf von Manderscheid-Blankenheim, Herr zu Gerhardstein, und Graf Arnold von Manderscheid-Blankenheim mit Gerolstein. Nach Erbstreitigkeiten zwischen Gerhard und Arnold kam es 1548 zur Teilung der Grafschaft; Gerhard (VIII.) wurde der Begründer der Gerolsteiner Linie mit Gerhardstein als Residenz.
Am 29.4.1665 kam es zu einem Brand, und am 7.8.1670 verursachte ein Blitz, der den Turm mit der Pulverkammer traf, erneut ein Feuer, das Kanzlei, Rüstkammer und Archiv zerstörte. Nachdem französisches Militär die Burg besetzt hatte, wurde diese bei der Rückeroberung durch Artillerie zerstört. 1777 verkaufte der letzte Graf die Ruine auf Abbruch.
1944/45 wurde die Burg bei amerikanischen Bombenangriffen auf die Stadt und die Bahn weiter beschädigt. 1970 erfolgte der Übergang von der rheinland-pfälzischen Finanzverwaltung an die staatliche Schlösserverwaltung. (Michael Losse)

Bauentwicklung:

Wahrscheinlich um 1335 begann der Bau unter Gerhard IV. von Blankenheim. Burg Gerhardstein wäre damit eine der wichtigsten Spätgründungen in der Eifel. Die spätmittelalterliche Baugeschichte ist fast völlig unbekannt. Das 17. Jh. brachte Zerstörungen - Brände (29.4.1665; 7.8.1670 durch einen Blitzschlag: Kanzlei, Rüstkammer und Archiv wurden zerstört) und Artilleribeschuss (1690/91). 1777 verkaufte der Graf die Burgruine auf Abbruch. Da baufällige Teile Häuser am Fuß des Burgfelsens bedrohten, kam es zu weiteren Abtragungen. 1850 erwarb der preußische Staat die Hinterburg, um sie vor endgültigem Verfall zu schützen. 1895/1900 fanden unter Leitung von Kreisbaumeister Krahe umfängliche Sicherungen statt, in deren Verlauf es zu Freilegungen und Aufmauerungen kam. Auch das heutige Tor entstand damals. 1944/45 wurde die Burg bei amerikanischen Bombenangriffen weiter beschädigt; 20 Bombentreffer gab es. 1971-75 ließ die staatliche Schlösserverwaltung Rheinland-Pfalz die baufälligen Mauern der Hinterburg instandsetzen. Die Schildmauer der Vorburg wurde 1982 städtischer Besitz und anschließend mit Unterstützung des Landesamtes für Denkmalpflege gesichert. Weitere Sanierungen fanden um 1996 statt. Nachdem im Zeitraum 2001/05 insgesamt 164.000 Euro zur Verfügung gestellt worden waren, um am Burgfelsen stehende Häuser gegen Steinschlag von der Ruine zu schützen, wurden für Maßnahmen zur Sanierung der Burg und zur Sicherung des Burgfelsens (Bespannung mit Maschendraht) 2007 rund 800.000 Euro zur Verfügung gestellt. Im Rahmen der letzten Maßnahmen wurde eine photogrammetrische Bestandsaufnahme der Ruine eingeplant. (Michael Losse)

Baubeschreibung:

Auf steiler Spornkuppe, mit der Stadtbefestigung verbunden. Eindrucksvollster Baurest ist die ca. 35 m lange, 11 m hohe, nur etwa 2 m starke Schildmauer, die einst von Türmen flankiert gewesen sein soll (angeblich 16. Jh.). An ihre Innenseite wurde im 19. Jh. ein Wohnhaus angebaut.
Feldseitig links des Tores der Schildmauer stand offenbar ein größeres flankierendes Werk: Die Bauaufnahme des Architekten Franz Krause 1918 für das Kunstdenkmäler-Inventar (KD Daun 1928) zeigt Fundamente eines 3/4-runden Rondells (Ø mehr als 15 m) an der Feldseite der Schildmauer. Auf dem in der Vorburg angebrachten Grundriss ist dieser Bau als Zwinger vor der Schildmauer rekonstruiert. Unklar ist der gesamte Umfang der offenbar im 15./16. Jh. erfolgten Ausbauten der Burg (Wohngebäude zeigten Stilformen jener Zeit) zur Verteidigung mit/gegen Feuerwaffen. Ein ovales, 25 m langes Mauerstück verband Haupt- und Vorburg im Südosten: Vielleicht ist hier der Rest eines Rondells vorhanden, das möglicherweise identisch mit dem 1777 abgebrochenen "runde[n] digell" ist; dieser war „20 Fuß hoch, 6 Fuß dick, 50 Fuß lang“. An der Westseite der Hauptburg bestand möglicherweise eine Geschützplattform.
Vorburg und Hauptburg trennte ein Halsgraben, den eine neue Brücke überspannt.
Möglicherweise ging das Anwesen westlich unterhalb der Schildmauer der Burg aus einem Burgmannensitz hervor. (Michael Losse)

Arch-Untersuchung/Funde:

Unbekannt.