EBIDAT - Die Burgendatenbank

Eine Initiative der Deutschen Burgenvereinigung Menu

Kasselburg

Geschichte:

Wie bei zahlreichen Burgen, so ist auch für die hoch über Pelm gelegene Kasselburg kein Gründungsdatum überliefert. Daher lässt sich nicht mit letzter Sicherheit sagen, ob die Herren von Castell, die 1181 bis 1225 urkundlich als Ministerialen des Trierer Erzstifts bezeugt sind, die Anlage gegründet haben. Die urkundliche Überlieferung der Burg setzte relativ spät, im Jahr 1291 ein. Zu diesem Zeitpunkt befindet sich die Anlage im Besitz der Edelherren von Blankenheim, die 1380 in den Reichsgrafenstand erhoben worden sind. Nach der Kasselburg benennt sich eine dort ansässige Nebenlinie der Herren von Blankenheim, die 1335 gestiftet wurde und in der Eifel ferner über die Burgen und Herrschaften Gerolstein und Neublankenheim verfügte. Nach dem Erlöschen der Linie gelangt die Kasselburg 1406 an die Herren von Loen, die jedoch Burg und Herrschaft an die Herren von der Mark versetzten. 1452 gelingt dem Erzbischof von Trier die Einnahme der Burg, die bis 1514 in kurtrierischem Besitz verbleibt. 1514 setzen sich erneut die Erben der Herren von Loen durch, die Schleidener Linie der Grafen von Manderscheid. Im 17. und 18. Jahrhundert ist die Kasselburg mehrfach Gegenstand langjähriger Erbstreitigkeiten. Sie dient u. a. 1681 als Kaserne, wo herzoglich arenbergische Artillerie stationiert war. Im 18. Jh. hielt sich auf der wohl schon ruinösen Burg ein herzoglich Arenbergischer Förster mit seiner Familie auf. 1794 geht sie schließlich in den Besitz der französischen Republik über und fällt schließlich im 19. Jahrhundert an Preußen. Heute zählt die Kasselburg zu den von der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (Direktion Burgen, Schlösser, Altertümer) betreuten Objekten. 1971 richtete die Kreisverwaltung in der beeindruckenden Ruine einen Adler- und Wolfspark ein. (Jens Friedhoff)

Bauentwicklung:

Ungeachtet ihrer burgenkundlichen Bedeutung sind die Erkenntnisse zur baulichen Entwicklung der Anlage eher bescheiden. Bislang fehlen fundierte bauhistorische und archäologische Untersuchungen sowie Archivrecherchen zu der Anlage. Von der hochmittelalterlichen Burg haben sich kaum bauliche Reste erhalten. In der Literatur findet sich gelegentlich der Hinweis, dass die unteren Partien des Bergfrieds romanischen Ursprungs seien. Die noch erhaltene Bausubstanz der Burg datiert vornehmlich ins 14. und 15. Jahrhundert. Bereits im 16. Jahrhundert fanden offenbar keine wesentlichen baulichen Eingriffe mehr statt. Der monumentale Doppelturm mit dem ehemaligen Tor datiert wohl ebenso in die Mitte des 14. Jahrhunderts wie Palas, Ringmauer und der Kapellenbau. Umfangreiche Baumaßnahmen fanden im 15. Jahrhundert, vermutlich nach der Jahrhundertmitte statt, als sich die Kasselburg in kurtrierischem Besitz befand. Die Ringmauer der Kernburg wurde im Osten und Norden zurückgenommen, so dass das Areal verkleinert wurde. Der im Unterbau romanische ehemals freistehende Bergfried wurde so in den Mauerverband einbezogen. Im Norden und Westen entstand das großzügige Vorburgareal mit den an die Innenseite der Ringmauer angelehnten Burgmannenhäusern. Etwa zur gleichen Zeit erfolgte offenbar die Umgestaltung des äußeren Tores am Zugang zur Burg. Frühneuzeitliche Befestigungsanlagen - wie sie etwa auf der Bertradaburg in Mürlenbach in Form der Rondelle für Geschütze begegnen - fehlen auf der Kasselburg. Wann die Burg zur Ruine wurde, ist nicht genau bekannt. Nach dem Übergang an Preußen zu Beginn des 19. Jahrhunderts regte Friedrich Wilhelm IV. anlässlich eines Aufenthalts auf der Burg 1838 Instandsetzungsarbeiten an. Die Rheinische Eisenbahngesellschaft stellte anlässlich des Baus der Strecken Köln-Trier 1870/71 Gelder für die Instandsetzung des mächtigen Doppelturmes zur Verfügung, um den Reisenden eine "Attraktion" zu bieten. Restaurierungsarbeiten lassen sich für 1902 und 1913 nachweisen. Die staatliche Schlösserverwaltung veranlasste 1976/77 u. a. die Sanierung des Palas und die Sicherung der Kapelle durch ein Walmdach. 1984-1986 erfolgten Mauersanierungen an der Kernburg und am großen Hauptturm sowie die Verglasung der Kapellenfenster. (Jens Friedhoff)

Baubeschreibung:

Exponiert über dem Kylltal erhebt sich oberhalb des Ortes Pelm die Kasselburg, die zu den bedeutendsten spätmittelalterlichen Burganlagen der Eifel zählt. Während die Kernburg einen leicht trapezförmigen Grundriss aufweist, zeichnet sich die Gesamtanlage durch eine unregelmäßige Grundrissgestalt aus. Der Besucher betritt das Vorburggelände durch eine zweiteilige, aus Vor- und Haupttor bestehende Toranlage im Südwesten, die unterschiedliche Bauphasen erkennen lässt. Nach Nordosten schließt sich die großflächige wohl um die Mitte des 15. Jahrhunderts in ihrer jetzigen Gestalt entstandene Vorburg mit einer Fläche von 70 x 90 m an. Fünf Burgmannensitze lehnen sich direkt an die Rückseite der Ringmauer an. Die Südwestecke des Burgareals nimmt die etwa 30 x 40 m große Kernburg ein, die mit dem imposanten Doppelturm, Bergfried, Palas und Kapellenbau gleich vier bemerkenswerte Bauten aufweist. Zu den imposantesten Bauteilen gehört der acht Geschosse aufweisende 37 m hohe Doppelturm, der u. a. als Wohn- und Torturm diente und in seinen Dimensionen typologisch verwandte Anlagen, wie die Bertradaburg bei Mürlenbach, die Ehrenburg an der Mosel oder Burg Greifenstein im Dilltal übertrifft. Im Grundriss bildet der Turm ein Rechteck mit zwei runden Vorsprüngen an der Frontseite, von denen der nördliche die Treppe zu den Wohnräumen im Obergeschoss aufnimmt. Die mit erneuerten Zinnen versehene Wehrplattform kragt über einem gestuften Konsolfries vor. Hinter den Zinnen befand sich ursprünglich ein steiles Walmdach. Der an der Südseite der Kernburg gelegene längsrechteckige Palas stammt aus der gleichen Zeit wie der Doppelturm und gehört dem 14. Jahrhundert an. Im Erdgeschoss befand sich ein Saal von 16,80 m Länge und 8,30 m Breite. Die Fenster des Palas zeichnen sich durch die für die trierisch-lothringische Profanbaukunst charakteristischen Formen aus. Westlich schließt sich an den Palas der dreigeschossige Kapellenbau mit einem halbreisförmigen feldseitigen Abschluss an. Im Erdgeschoss lag die ehemalige Burgkapelle, die in den Schriftquellen erstmals 1374 bezeugt ist. Der obere Abschluss der Kapelle wurde 1976 rekonstruiert und erhielt ein Walmdach. An der Nordostseite der Hauptburg befindet sich der quadratische Bergfried der Kasselburg, der in seinen unteren Teilen noch aus romanischer Zeit stammen soll. Ursprünglich stand der Turm frei. Er wurde erst durch die Zurücknahme der Hauptburgringmauer an der Nord- und Ostseite Mitte des 15. Jahrhunderts in den Mauerverband integriert. Zu den charakteristischen spätmittelalterlichen Bauteilen der Burg zählt ferner eine gut erhaltene runde Tourelle, die auf der nördlichen Ringmauer der Vorburg aufsitzt. An der Nordwestseite ist der Ringmauer der Vorburg eine schmale Zwingeranlage vorgelegt. (Jens Friedhoff)