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Jockgrim

Geschichte:

Die Entstehung der Burg Jockgrim ist eng mit dem gleichnamigen Ort verbunden und lässt sich gut nachvollziehen. Der Speyerer Bischof Gerhard II. von Ehrenberg ließ die Siedlung und möglicherweise auch schon die Befestigung in der Mitte des 14. Jahrhunderts anlegen, um damit seine territorialstrategische Position gegenüber der Kurpfalz zu verbessern. Ein erster schriftlicher Hinweis auf die errichtete Burg findet sich dann unter Bischof Nikolaus, der 1392 konstatierte, dass er die Anlage erbaut habe. Auch Nikolaus' Nachfolger, Raban von Helmstadt, sah einen großen Wert in Burg und Siedlung. Er förderte unter anderem die Stadtwerdung des Ortes, die sich um 1463 vollzog.
Erste bekannte Schäden erlitt die Anlage im 16. Jahrhundert. Im Zuge des Pfälzischen Bauernaufstandes wurde sie im Frühsommer des Jahres 1516 von Bauern geplündert, jedoch wohl nicht abgebrochen. Derweil diente die Burg weiterhin als Verwaltungssitz und war ständig in Nutzung.
Wesentliche Zerstörungen erfuhr Burg Jockgrim im Dreißigjährigen Krieg. Berichte hierzu liegen aus den Jahren 1623 und 1634 vor, sodass sich die Anlage in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts bereits in einem schlechten Zustand befand, als sie von französischen Truppen noch weiter zerstört wurde. Zwar befand sich die Burg zu dieser Zeit noch im Besitz des Hochstiftes Speyer, jedoch sah Bischof Hugo Damian von Schönborn von einem 1721 geplanten Neubau ab, als die Bewohner Jockgrims die Arbeit dafür in Frondienst verweigerten.
Die von der Französischen Revolution losgetretene Säkularisationswelle führte letztlich zum Ende der Burg: Nach der Versteigerung der Anlage in mehreren Teilen ab 1794 wurde der Schlossteil zu Beginn des 19. Jahrhunderts abgerissen. Ein Großteil der Überreste wurde zudem ab 1840 durch den Neubau eines Schulgebäudes zerstört. (Stefan Weispfennig)

Bauentwicklung:

Da heute keine oberirdischen Reste der Burg Jockgrim mehr vorhanden sind, muss zur Rekonstruktion ihrer baulichen Entwicklung auf die vorhandenen schriftlichen Quellen zurückgegriffen werden.
Aus einem Inventarverzeichnis des Jahres 1464 lässt sich schließen, dass es zu dieser Zeit einen Turm mit zwei Kammern und einen Wohntrakt mit insgesamt sechs Kammern gab, von denen eine alleinig dem Bischof zur Verfügung stand. Weiterhin wurden als Versorgungsgebäude die Küche, ein Vorratsraum, ein Keller sowie der Marstall des Amtmanns verzeichnet. Die Schlosskapelle wurde zu dieser Zeit wohl bereits offen gelassen. Welche dieser Teile wie stark in den Kriegen des 15. und 16. Jahrhunderts in Mitleidenschaft gezogen wurden, bleibt indes unbekannt.
Ein weiterer Hinweis auf die Gestaltung der Gesamtanlage findet sich um 1720, als im Rahmen des geplanten Neubaus durch Hugo Damian von Schönborn ein Plan der bestehenden Gebäude erstellt wurde. Demnach wurde der Eingang im Norden mit einem Halbkreis doppelter Mauern sowie mit einem neun Meter tiefen Wassergraben geschützt. Der Schlossbereich verfügte über eine Zugbrücke in den Schlosshof, als Nebengebäude waren eine Küche, eine Bäckerei und ein Wohnturm mit Gefängnis verzeichnet. An diesen Bereich schlossen sich Ställe, die Schafscheuer und ein Jägerhaus an. Im südlichen Teil der Gesamtanlage schließlich lag die damalige Stadt Jockgrim.
Nachdem die Anlage im 18. Jahrhundert nicht mehr neu errichtet worden war und im Laufe der Französischen Revolution in private Hände gelangte, wurden die Reste endgültig um 1843 beim Neubau einer Schule errichtet. Diese wurde auf dem Fundament eines Wohnhauses des Schlossbereichs errichtet, weshalb im Keller des Gebäudes noch archäologisch wertvolle Funde gemacht werden konnten. (Stefan Weispfennig)

Baubeschreibung:

Die Kenntnis der frühneuzeitlich bestehenden Gebäude speist sich lediglich aus den vorhandenen schriftlichen Quellen. Oberirdisch sind heute keine Reste der Burg mehr sichtbar. Das heute noch bestehende Schulgebäude wurde auf dem Fundament des Wohnbaus im Schlossbereich der früheren Anlage errichtet, weshalb in dessen Keller noch archäologisch bedeutsame Überreste auffindbar sind. (Stefan Weispfennig)

Arch-Untersuchung/Funde:

Im Keller des Schulgebäudes von 1843 wurden bei Ausgrabungen Mauerreste mit Schießscharten entdeckt. Darüber hinaus konnten noch gut erhaltene Keramiktöpfe geborgen werden. (Stefan Weispfennig)