EBIDAT - Die Burgendatenbank

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Wörth

Geschichte:

Die Stadt Wörth am Main, die nach Aussage des Ortsnamens auf einer Insel entstand, wurde von den Herren von Breuberg im letzten Drittel des 13. Jahrhunderts gegründet. 1276 erscheint erstmals der Ortsname, 1291 ist vom "oppidum" und 1299 von der Burg die Rede. Burg und Stadt werden einer gleichzeitigen Planung angehören. Infolge des Aussterbens der Herren von Breuberg (1323) fiel Wörth an das Erzstift Mainz, was für die Stadt einen Bedeutungsverlust nach sich zog. Über die Burg liegen aus dieser Frühzeit keine detaillierten Informationen vor, doch ist dort der Sitz von breubergischen, später mainzischen Amtsträgern zu vermuten.
Anfang des 16. Jahrhunderts war die Burg an den landesfremden Adligen Wolf von Mörle verpfändet, nach dessen Tod im Jahre 1539 kam es an Eberhard Rüd von Collenberg. Der sog. Markgrafenkrieg im Jahre 1552 fügte vermutlich auch Burg und Stadt Wörth Schäden zu. Der schlechte Zustand der Gesamtanlage machte um 1620 eine ausführliche Renovierung erforderlich, zu der die Bewohner mehrerer Dörfer in Frondiensten aufgeboten wurden. Zu Ende des Dreißigjährigen Krieges war das Schloss bereits wieder zur Ruine geworden, wie für 1645 ausdrücklich bezeugt ist. In den Jahren 1682 und 1683 wurden die Kriegsschäden beseitigt, das Schloss in den folgenden Jahrzehnten als Adelssitz genutzt.
Im Jahre 1743 wurde Wörth von französischen Truppen besetzt, die am 27. Juni in der Schlacht von Dettingen durch kaiserliche und englische Truppen besiegt wurden. Bereits vorher hatten die Franzosen das Wörther Schloss zur Verteidigung hergerichtet, indem die Fenster zu Schießscharten vermauert wurden. Es kam aber zu keinem Angriff auf Wörth.
Aus dem Jahre 1784 datiert ein Plan, die hochwassergefährdete Stadt Wörth auf höher gelegenes Gelände zu verlegen, was indessen nicht ausgeführt wurde. Seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde das Schlossgelände industriell genutzt, was zu fortwährendem Verlust an Bausubstanz führte. Noch heute gehört der Bereich des vormaligen Schlosses zu einem Industriebetrieb, in dem fast nur noch der isolierte Torturm von der vormaligen Wörther Stadtburg kündet. (Thomas Steinmetz)

Bauentwicklung:

Aus dem Mittelalter liegen keine Baunachrichten vor, doch ist es naheliegend, die in etwa quadratischen Umrisse, die seit dem 18. Jahrhundert durch Pläne dokumentiert sind, ins Mittelalter zu datieren. Aufgrund der hochwassergefährdeten Lage der Stadt ist mit Beschädigungen der Burg durch Hochwasser und Eisgang in allen Jahrhunderten zu rechnen. Die offenbar umfangreichen Renovierungen bzw. Ausbaumaßnahmen vor 1539, nach 1620 und 1683/84 sind infolge des weitgehenden Verlustes der Bausubstanz heute nicht mehr zu bewerten.
Zumindestens in der Neuzeit war die Burg bzw. das Schloss vierflüglig umbaut worden. An der Stadtseite vermittelte ein gotischer Torturm den Zugang zum Innenhof. An der Feldseite bestand ein Zwinger und ein Graben, der zuletzt 1683/84 wiederhergestellt wurde. 1645 wird ein mit Stuck verzierter Rittersaal erwähnt.
Als Ende des Schlosses als Adelssitz sieht die historische Forschung die Einquartierung französischer Truppen und die Herrichtung des Schlosses als provisorischer Rückzugsort an. Bereits 1778 wurde das so verwüstete Anwesen erstmals zum Verkauf angeboten. Ab der Mitte des 19. Jahrhunderts entschwand das Schloss aufgrund der industriellen Nutzung seines Geländes zunehmend der Erinnerung. (Thomas Steinmetz)

Baubeschreibung:

Wesentlicher Überrest der Burg ist der bis 1916 von einem Zeltdach (jetzt von modernen Zinnen) bekrönte Torturm mit Eckbuckelquadern, dessen Durchfahrt ein Portal in typisch barocker Linienführung, aber noch mit Elementen der Spätrenaissance ziert. Der Torturm wird in etwa ins 14. Jahrhundert gehören. Der Turm liegt im Industriegelände und ist deshalb unzugänglich. (T.St.)

Arch-Untersuchung/Funde:

Archäologische Funde liegen nicht vor.