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Grenzau

Geschichte:

Die in den Schriftquellen erstmals 1213 genannte Burg wurde 1208 nach einer Erbteilung im Hause Isenburg von Heinrich I. von Isenburg, dem Stifter der Linie Grenzau (1181-1222), gegründet und erhielt den Namen "Gransioie" (Große Freude). Die 1208 eingeleiteten Baumaßnahmen wurden um 1210 unterbrochen und kamen erst im Jahr 1213 zum Abschluss. Im Jahr 1328 mussten die Herren von Grenzau die kurtrierische Lehenshoheit über die Burg akzeptieren. Der unterhalb der Burg gelegene Ort Grenzau erhielt auf Betreiben des Trierer Kurfürsten Balduin von Luxemburg 1346 Stadtrechte, entfaltete in der Folgezeit jedoch keine städtische Entwicklung und blieb eine bescheidene Talsiedlung. Burg Grenzau bildete den Mittelpunkt einer kleinen Herrschaft, die infolge einer Erbteilung zwischen 1304 und 1310 zum Teil an das Haus Isenburg-Arenfels gelangte. In den Auseinandersetzungen der Herren von Isenburg-Grenzau mit Kurtrier wurde der Trierer Burggraf 1343 aus der Burg vertrieben. Reinhard von Westerburg brachte 1347 einem Aufgebot der Stadt Koblenz, das im Auftrag des Trierer Erzbischofs die Burg erobern sollte, eine Niederlage bei. In den Jahren 1439-1446 waren vorübergehend die Grafen von Nassau an Burg und Herrschaft beteiligt. Nach dem Erlöschen der salentinischen Linie des Hauses Isenburg-Grenzau wurde die Burg 1664 von Kurtrier als heimgefallenes Lehen eingezogen. Die im Dreißigjährigen Krieg 1635 teilzerstörte, noch 1676 bewohnte Burg geriet in Verfall und war 1788 teilweise Ruine. 1954 erwarb Prof. Dr. Hans Spiegel die Burgruine, stellte das Torhaus wieder her und ergänzte es durch einen modernen Anbau. Die imposante, seit den 1990er Jahren sanierte Burgruine befindet sich bis heute im Besitz der Familie Spiegel. (Jens Friedhoff)

Bauentwicklung:

Die Baugeschichte der Burg Grenzau ist bislang nur unzureichend erforscht worden. Wesentliche Erkenntnisse zur zeitlichen Einordnung einzelner Bauteile der Kernburg bieten die im Rahmen von Sanierungsmaßnahmen durchgeführten bauhistorischen Untersuchungen. Den ältesten noch erhaltenen Teil der Burg bildet der dreieckige Bergfried, zu dessen Ursprungsbestand der Südwest-Teil der Südostfassade bis einschließlich des dritten Obergeschosses und das gesamte Erdgeschoss sowie der südliche Teil des ersten bis dritten Obergeschosses der Westfassade gehören. Diese Bauteile werden dendrochronologisch zwischen 1248 und 1268 datiert. Ihre Bestätigung findet die Zeitstellung durch die Gestalt des Hauptturmes. Im 14. oder 15. Jh. erfolgte ein Wiederaufbau des teilzerstörten Bergfrieds. Im Spätmittelalter neu aufgemauert wurden der nördliche Teil der Westfassade in den drei Obergeschossen und die gesamte Nordfassade. Zusammen mit den baulichen Ergänzungen wurde das vierte Obergeschoss mit dem Rundbogenfries aufgesetzt. Etwa zur gleichen Zeit entstanden die Ringmauer und der Torbau der Burg. Eine genaue Datierung der umfangreichen baulichen Aktivitäten im 14./15. Jh. ist bislang nicht möglich. An die nordöstliche Ringmauer wurden im 15. oder 16. Jh. nachträglich Gebäude angebaut. Das sogenannte südliche Bollwerk unterhalb der Burg, bestehend aus einem runden Geschützturm mit zwei etwa 26 m langen Flügelmauern gehört vermutlich dem zweiten Viertel des 16. Jh. an. Nach dem Übergang der seit dem 18. Jh. ruinösen und unbewohnbaren Burg in den Besitz von Prof. Dr. Hans Spiegel wurde 1954 das Torhaus ausgebaut und in den 1970er Jahren mit einem Anbau versehen. Im 19. Jh. wurde der Baubestand der Burg durch Steinraub sowie die Niederlegung von Teilen der Ringmauer 1826-1833 dezimiert. Der Bergfried erhielt 1888 einen ebenerdigen Zugang und wurde 1907 durch eine Holztreppe als Aussichtsturm erschlossen. (Jens Friedhoff)

Baubeschreibung:

Die zweiteilige Höhenburg in Spornlage gliedert sich in die noch erhaltene, über mandelförmigem Grundriss errichtete Kernburg und die völlig verschwundene Vorburg westlich der Hauptburg. An Außenwerken verfügte die Burg Grenzau über ein ummauertes Plateau auf einem jenseits des Halsgrabens gelegenen Felsen (sog. "Döves") sowie das auf der Südseite des Burgberges gelegene "Bollwerk", bestehend aus einem runden Geschützturm mit zwei Flügelmauern (um 1540). Über dem Halsgraben im Norden erhebt sich der 32 m hohe dreieckige viergeschossige Bergfried, der in die Mitte des 13. Jh. datiert. Die ursprüngliche Baugestalt der 1213 erstmals erwähnten, vermutlich 1208 begonnenen Burganlage konnte bislang noch nicht geklärt werden. Von den sich an die Ringmauer des 14. Jh. anlehnenden Gebäuden blieb lediglich das von einem kleinen Rundturm (Tourelle) flankierte Torhaus an der Südseite erhalten. Auf einem Stahlstich von 1825 ist an der Westseite des Berings noch die Ruine eines Wohngebäudes (Palas?) erkennbar. Das Torhaus wurde 1954 nach dem Übergang der Burgruine an Prof. Dr. Hans Spiegel zu Wohnzwecken ausgebaut, erhielt 1970 ein Obergeschoss und wurde 1977/79 als Anbau die "Burgwartwohnung". (Jens Friedhoff)