EBIDAT - Die Burgendatenbank

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Eberbach

Geschichte:

Die frühe und aufgrund ihrer Dreiteiligkeit bedeutende Burg Eberbach ist aufgrund der geringen Quellendichte in ihrer historischen Entwicklung nur unscharf zu fassen. Anders als im benachbarten Neckarsteinach bildeten die drei Eberbacher Burgen rechtlich immer nur eine einzige Burg, die Begriffe Vorder-, Mittel- und Hinterburg wurden erst im frühen 20. Jahrhundert seitens der Forschung eingeführt und sind nicht historisch.
Die Gründung der Burg erfolgte durch das Hochstift Worms oder deren Lehensnehmer, die Grafen von Lauffen. Graf Konrad v. L. wird im Jahre 1196 als "Graf von Eberbach" bezeichnet. Die Burg hatte im besagten Jahr jedoch möglicherweise bereits seit einem Jahrhundert bestanden. Aufgrund des Aussterbens der Grafen von Lauffen zwischen 1216 und 1219 fiel Eberbach auf ungeklärte Weise an das Reich. 1227 belehnte der Bischof von Worms König Heinrich (VII.) mit der Burg Eberbach, die mit diesem Akt urkundlich ersterwähnt wird und in der der junge König sich mindestens einmal persönlich aufhielt und urkundete. Unterhalb der Burg ließ König Heinrich die Reichsstadt Eberbach gründen, von der erstmals 1241 im sogenannten Reichssteuerverzeichnis die Rede ist. Ob die Burg mit einer königlichen Burgmannschaft besetzt war, ist anzunehmen, jedoch nicht sicher überliefert. Nach 1241 schweigen die Quellen für mehr als ein halbes Jahrhundert, erst 1297 verpfändete König Albrecht u.a. Burg und Stadt Eberbach an Graf Eberhard von Katzenelnbogen.
Nach zwischenzeitlicher Verpfändung an die Weinsberger verpfändete Kaiser Ludwig "der Bayer" Eberbach im Jahre 1330 an die Pfalzgrafen Ruprecht I. und Rudolf II. Eberbach sollte damit dauerhaft ins entstehende kurpfälzische Territorium eingegliedert werden. Von der dreiteiligen Burg hören wir noch im 14. Jahrhundert keinerlei Details, ja die urkundlichen Nennungen reißen bei anderenorts zunehmender Quellendichte im mittleren 14. Jahrhundert gerade zu ab. Weder von Amtleuten, noch von Burgmannen oder eine Burgkapelle erfahren wir irgendetwas. Offenbar hatte der Übergang der Burg an die Kurpfalz ihr die ursprüngliche Funktion geraubt.
1402 musste König Ruprecht Teile seines pfälzischen Hausbesitzes verpfänden, so auch Eberbach an drei Pfandinhaber. Als solcher hielt Hans V. von Hirschhorn im Oktober 1403 vom König die Erlaubnis, die Burg Eberbach zu schleifen, was alsbald ausgeführt worden sein dürfte. Die diesbezügliche Urkunde erwähnt ausdrücklich, die Burg sei bis dahin nur mit großem Aufwand instand zu halten gewesen und außerdem nutzlos (!). Die Schleifung betraf vermutlich nur die Hinterburg, während Vorderburg und Mittelburg 1403 bereits ruinös gewesen sein dürften.
Ab 1909 wurden die drei Burgruinen freigelegt und in der Folgezeit restauriert (siehe Bauentwicklung); im Ergebnis entstand das heutige Erscheinungsbildd der Gesamtanlage. (Thomas Steinmetz)

Bauentwicklung:

Ausgangspunkt der Burg war zweifellos die polygonale Vorderburg, die in die Zeit um 1100 zurückgehen könnte. Zu ihr gehörte angesichts ihrer Kleinräumigkeit zweifellos eine Vorburg, die an der Stelle der späteren Mittelburg gelegen haben wird.
Die Mittelburg bzw. deren Fensterarkaden stehen in kunsthistorischer Abhängigkeit von der Kaiserpfalz Wimpfen und wurde von Fritz Arens deshalb als Schöpfung König Heinrichs (VII.) vermutet. Diese Sicht wird heute nicht mehr vertreten, zumal auch die Pfalz Wimpfen nach wie vor keineswegs sicher datiert ist. Von daher ist es nicht unwahrscheinlich, auch die Mittelburg noch den Grafen von Lauffen zuzurechnen. Zur Zeit der Entstehung der Mittelburg wurde auch die Vorderburg umgebaut bzw. um einen an der Talseite befindlichen Wohnturm erweitert. Ob sich in Lauffener Zeit auf dem Gelände der Hinterburg bereits Vorburggebäude befanden, ist denkbar, aber nicht erwiesen.
Die Hinterburg ist sicherlich die jüngste der drei Burgen und trotz Fehlens gut datierbarer Einzelformen guten Gewissens in die Zeit Heinrichs (VII.) zu datieren. In ihr könnten die urkundlich nicht belegten Burgmannen ihren Sitz gehabt haben. Auch ist vorstellbar, dass die Planungen Heinrichs (VII.) infolge seines Sturzes nicht vollständig ausgeführt werden konnten und Stückwerk blieben.
Inwieweit die drei Burgen während der Zeit ihres Bestehens bauliche Veränderungen durchliefen, ist infolge der umfangreichen Restaurierungen heute nicht mehr nachvollziehbar. Alle Burgen werden durch romanische (rundbogige) Einzelformen geprägt, während die Gotik bzw. der Spitzbogen nicht vertreten ist. Klar ist immerhin, dass die Vorderburg etwa gleichzeitig mit dem Bau der Mittelburg umgebaut wurde. Bei den beiden anderen Einzelburgen finden sich keine eindeutigen Spuren jüngerer Bauphasen. Die Mittelburg scheint nach ihrer Erbauung nicht mehr erweitert worden zu sein. Das Schweigen der archivalischen Quellen findet somit seine Bestätigung im archäologischen Befund.
Bis zum Beginn der Freilegung und nachfolgenden Restaurierung unter Dr. John Gustav Weiss, dem späteren Bürgermeister Eberbachs, waren die drei Burgen nur noch in Form von Schutthaufen erhalten. Wie weit das heutige Erscheinungsbild das Werk der Restaurierung ist, haben erst die Forschungen Nicolai Knauers deutlich gemacht. Besonders gilt dies für die Mittelburg, deren Hauptgebäude Weiss als Palas bzw. Saalbau rekonstruieren ließ. Der original erhaltene Mauerkern des Bergfrieds mit eindrucksvollem opus spicatum wurde durch Weiss weitgehend mit Buckelquadern verkleidet, während die originalen Teile der Außenschale nicht unerheblich von glatten Quadern geprägt werden. Die infolge der Schleifung stark zerstörte Hinterburg beließ Weiss weitgehend im Ursprungszustand. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg (1959 - 1963) erfolgten auch dort Rekonstruktionen, über deren Erfordernis der heutige Betrachter geteilter Meinung sein kann. (Thomas Steinmetz)

Baubeschreibung:

Die Vorderburg wurde nur geringfügig durch Restaurierungen verändert und bietet heute noch das Bild einer Burg des 11. oder frühen 12. Jahrhunderts. Die Angriffsseite der ovalen Anlage war durch einen Übereck gestellten Turm gesichert, der aufgrund seines ebenerdigen Eingangs noch nicht als Bergfried bezeichnet werden sollte. An der gegenüber liegenden Talseite wurde in der zweiten Bauphase (zeitgleich mit der Mittelburg) ein Wohnturm mit Buckelquadern errichtet. Dessen Ruine ist im heutigen Zustand das Werk der Restaurierungen des 20. Jahrhunderts.
Besonders eindrucksvoll ist die Mittelburg mit ihren romanischen Fensterarkaden, doch gerade sie ist im Grunde eine Neuschöpfung bzw. Rekonstruktion, von der niemand sagen kann, ob die Restaurierung wirklich authentisch erfolgte. Die Fensterarkaden (nur teilweise original) entsprechen bekanntlich jenen der Wimpfener Kaiserpfalz und werden folglich mit dieser gleichaltrig sein. Der quadratische Bergfried der Mittelburg war mit etwa 11 m Seitenlänge ein besonders stattliches Exemplar. Reste eines Abortschachtes belegen, dass er nicht völlig unwohnlich war. Seine Außenschale aus Buckelquadern ist weitgehend rekonstruiert, originale Teile besitzen zahlreiche glatte Quader. Zweifellos enthielt die Mittelburg den herrschaftlichen Bereich der Gesamtanlage. Auf die Existenz einer Burgkapelle gibt es in ihr, wie auch bei Vorder- und Hinterburg, keine Hinweise.
Die Ruine der Hinterburg ließ bis zu den nach 1959 erfolgten Rekonstruktionen die Spuren der Schleifung erkennen. Diese interessanten und ebenso "historischen" Befunde wurden bedauerlicherweise teilweise wegrestauriert. Die Hinterburg besaß einen das Tor flankierenden bergfriedähnlichen Turm sowie einen Wohnturm an der Angriffsseite. Letzterer ist im heutigen Zustand stark restauriert bzw. aufgemauert. Über die Funktionen der nur in den Fundamenten originalen übrigen Gebäude der Hinterburg wären nur Spekulationen möglich. Es ist jedoch offensichtlich, dass die Hinterburg für hierarchisch nachrangige Burgbewohner wie Burgmannen bestimmt war und vermutlich aus genau diesem Zweck im Gegensatz zur Vorderburg undMittelburg bis 1403 bewohnt blieb. Nördlich der Hinterburg findet sich ein weiterer Halsgraben, vielleicht Zeugnis nicht ausgeführter Planungen oder gänzlich verschwundener Nebengebäude. (Thomas Steinmetz)

Arch-Untersuchung/Funde:

Die Grabungen unter J.G. Weiss erbrachten zahlreiche Funde, darunter hochwertiges Bronzegeschirr aus der Vorderburg, die bereits in der älteren Literatur beschrieben werden. (thomas Steinmetz)