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Schweinberg

Geschichte:

Die Burg Schweinberg tritt 1127 durch die Nennung eines "Wolfram de Sweneburc" ins Licht der urkundlichen Überlieferung ein. Der Name "Sweneburc" wurde im 12. und 13. Jahrhundert vermutlich nicht als Schweinberg, sondern Schwanenburg gedeutet. Die Gründerfamilie, die auf nicht zu klärende Weise mit den Grafen von Wertheim verwandt war, starb bereits 1167/68 mit Kraft von Schweinberg aus. Sein Nachlass wurde aus heutiger Sicht der Forschung auf die Grafen von Wertheim sowie die Herren von Bocksberg und die Herren von Dürn aufgeteilt. Vermutlich kamen die später so bedeutenden Herren von Dürn erst durch diese Erbschaft in den Odenwald. Die Burg selbst kam in die Hand der Herren von Bocksberg, die sich von da an auch Herren von "Sweneburc" nannten. Auch diese Epoche ging mit dem Aussterben der Namensträger zu Ende, was im Jahre 1313 erfolgte. Die Burg mit dem noch vorhandenen Zubehör gelangte nun als Lehen des Hochstiftes Würzburg an die Grafen von Wertheim. Mit der Burg war das Erbkämmereramt des Bistums und Hochstiftes Würzburg verbunden. 1379 erlaubte König Wenzel, aus dem Dorf Schweinberg eine Stadt zu machen, was letztlich nicht gelingen sollte. 1437 wurde die Burg aus Rache für einen von Graf Michael von Wertheim angestifteten Mordanschlag auf den Würzburg Bischof Johann von einer Fürstenkoalition belagert und nach elf Tagen eingenommen und "zerbrochen". Hierbei sollen auf schwere Feuerwaffen eingesetzt worden sein. Über die Verluste des Wertheimers durch die Eroberung der Burg blieb ein Schadensinventar erhalten, das neben Waffen und Ausrüstung auch in ganz erheblichem Umfang dort gelagerte Lebensmittel auflistet. 1440 konnte sich Graf Michaels Sohn mit dem Würzburger Bischof ausgleichen und die Burg zurück erhalten. Inwieweit er es "von neuem wieder aufbauete", wie der Würzburger Chronist Fries vermeldet, ist im Detail noch ungeklärt. Aus der Folgezeit, selbst aus der Zeit des Bauernkrieges, ist bisher nicht allzu viel über die Geschichte der Burg bekannt geworden. Die Rechnungsüberlieferung der Herrschaft Breuberg aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts deutet an, dass auf Burg Schweinberg nach wie vor die Bevorratung von Lebensmitteln eine besondere Rolle spielte. Auch hielten sich dort Angehörige des Grafenhauses häufig auf. Nach dem Aussterben der Grafen von Wertheim im Jahre 1556 versuchte das Hochstift Würzburg in der Folge, deren würzburgische Lehen einzuziehen. 1598 ist erstmals von einem schlechten Zustand der Burg die Rede. Auf einer Karte von 1616 ist sie jedoch noch unter Dach und anscheinend intakt dargestellt, 1631 soll noch eine schwedische Besatzung auf ihr gelegen haben. In den folgenden Jahrzehnten muss die Burg aufgrund der Kriegsläufe zur Ruine geworden sein, die durch Entnahme von Baumaterial nach und nach zum heutigen Baubestand vermindert wurde. (Thomas Steinmetz)

Bauentwicklung:

Über die bauliche Gestalt der ältesten Burg ist kaum etwas bekannt. Erhalten blieb von ihr ein einzigartiges romanisches Doppelfenster, das heute im Badischen Landesmuseum in Karlsruhe aufbewahrt wird. Vom zugehörigen Wohngebäude ist nicht einmal mehr der Standort bekannt. Der als Ruine erhaltene quadratische Bergfried geht dagegen angesichts der entwickelten Form seiner Buckelquader (sog. Kissenquader) nicht vor die Jahre um 1200 zurück. Aus der archivalischen Überlieferung ist lediglich die St. Andreas geweihte Burgkapelle bezeugt. Die reichhaltige archivalische Überlieferung der Grafschaft Wertheim, speziell hinsichtlich der Belagerung von 1437, offenbarten bisher dagegen keine Details über Baubestand und Bautätigkeit auf der Burg. Die Rechnungsüberlieferung der Herrschaft Breuberg aus der Zeit nach 1460 vermerkt Ausgaben für Zimmerleute und eine Vielzahl von Nägeln in Schweinberg. Die Verwendung konkret für die Burg ist jedoch nicht eindeutig. Die Karte von 1616 stellt auf der Talseite der Burg ein extrem großes Gebäude mit Treppengiebeln oder Renaissancegiebeln dar, möglicherweise ein Speicherbau, das als einziger bisheriger Beleg für Neubauten nach 1437 interpretiert werden darf. (Thomas Steinmetz)

Baubeschreibung:

Nach wie vor eindrucksvoll ist die Ruine des quadratischen Bergfrieds, bei dem nur eine Partie sorgfältig bearbeiteter und vermauerter Buckelquader an der Angriffsseite dem versuchten Ausbruch wiederstanden hat. Ansonsten bietet die Turmruine nur Füllmauerwerk, dieses aber in anspruchsvollem Fischgräten-Verband (opus spicatum). Der Turm hatte eine Grundfläche von etwa 12 m, auf der Karte von 1616 wird er nicht besonders hoch dargestellt.
Desweiteren sind Reste der Ringmauer erhalten, die sich an der Spitze des ausgedehnten Burggeländes zu einer Art runden Bastion formen. Reste der Burg möglich auch in dem vorgelagerten Bauernhof verbaut sein. (Thomas Steinmetz)

Arch-Untersuchung/Funde:

Funde sind das komplett erhaltene romanische Doppelfenster (Landesmuseum Karlsruhe) sowie ein Doppelkapitell von der Burg, das heute im Wertheimer Grafschaftsmuseum aufbewahrt wird. (Thomas Steinmetz)