EBIDAT - Die Burgendatenbank

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Lingen

Geschichte:

Die Burg Lingen ist aus einer curtis der Grafen von Tecklenburg hervorgegangen, die erstmals 1227 erwähnt wird und evtl. schon befestigt war. Ein Ausbau zur Burg der Grafen von Tecklenburg hat spätestens zu Beginn des 14. Jhs. stattgefunden, denn für 1327 werden in Lingen Burgmänner erwähnt. Die Burg diente in erster Linie zur Verteidigung des Tecklenburger Besitzes gegen die Bistümer Münster und Osnabrück. 1402 überschrieb Graf Nikolaus II. die Burg seiner Frau Elisabeth, was wohl mit einem Ausbau zur zeitweiligen Residenz einherging. Permanent als Residenz fungierte Lingen wohl nur zwischen 1498 und 1541, als die Grafschaft Lingen von der Grafschaft Tecklenburg aufgrund von Familienstreitigkeiten abgeteilt war. 1518 nahm Bischof Erich I. von Münster die Burg durch Überrumpelung während eines Gottesdienstes ein, musste die Burg aber auf Drängen des Domkapitels wieder den Tecklenburgern zurückgeben. 1526 wurde die Grafschaft Lingen lehnsabhängig vom Herzogtum Geldern. 1548 belehnte Kaiser Karl V. als Rechtsnachfolger des Herzogtums Graf Maximilian von Büren mit der Grafschaft, kaufte diese aber drei Jahre nach dessen Tod von dessen Tochter. Als Besitz der spanischen Könige war Lingen beteiligt am spanisch-niederländischen Krieg und von 1597-1605 durch Moritz von Oranien besetzt. 1605 eroberten die Spanier Lingen zurück, 1632 gingen Grafschaft samt Festung aber wieder an das Haus Nassau-Oranien. 1607 brach auf der Burg Feuer aus, der Pulverturm wurde ganz und andere Gebäude teilweise zerstört. Die Schäden wurden aber wieder repariert. In den Jahren nach 1632 wurden auf Veranlassung der Bürger aufgrund der hohen Unterhaltskosten und der Anziehungskraft auf feindliche Heere Burg und Festung niedergelegt. Die Arbeit wurde 1636 nur kurzzeitig unterbrochen, als in Erwartung eines kaiserlichen Angriffs schnell einige Werke wieder erneuert wurden.
1960 wurde der Pulverturm durch eine örtliche Bürgervereinigung auf den Fundamenten des alten Kellers zwei Stockwerke hoch wiederaufgebaut. (Stefan Eismann)

Bauentwicklung:

Als erste Phase der Burg wird im allgemeinen eine Motte mit Vorburg angesehen, für die es aber keine Belege gibt. Zu Beginn des 15. Jhs. dürfte ein Ausbau zur Residenz stattgefunden haben. 1435 wird eine Burgkapelle erwähnt, die nach 1542 zur Vergrößerung des Marktplatzes abgebrochen wurde. 1541 wurden die Befestigungsanlagen ausgebaut und die Burgmannshöfe niedergelegt, um das Schussfeld zu verbessern. In den Folgejahren wird die Festung durch die unterschiedlichen Eigentümer jeweils weiter ausgebaut, bis sie 1632/33 geschleift wurde. (Stefan Eismann)

Baubeschreibung:

Über die Gestalt der mittelalterlichen Burg existieren keine Aufschlüsse archäologischer oder historischer Art, angenommen wird die Existenz einer Motte samt Vorburg. Anhand des Urkatasters wird eine Größe samt Vorburg von ca. 150 x 110 m erschlossen. Der Straßenname "An dem Wall" ist der einzige Überrest der einstigen Befestigung. Erst über die neuzeitliche Festung gibt es schriftliche wie bildliche Quellen. Auskunft über die Innenbebauung gibt aber allein ein Stich von Merian, der aber erst 1647 und damit nach der Schleifung der Festung 1632 entstanden ist. Wie zuverlässig damit die Darstellung eines Wohnturms mit Staffelgiebel und Dachreiter ist, an den sich ein Palas anschließt, sei dahingestellt. Zu sehen sind ebenfalls ein kleineres Gebäude, die durch ein Kreuz auf einem Pyramidendach erkennbare Burgkapelle und zwei kegelstumpfförmige Geschütztürme. 1597 muss die Festung laut einer Beschreibung und einer Karte vier starke Rondelle besessen haben und war durch eine Brücke über einen Wassergraben mit der Stadt verbunden. Eine Belagerungsdarstellung zeigt neben einem festen Haus in der Mitte die Burgkapelle im Norden. 1605 besaß die Burgbefestigung laut eines Belagerungsplans anstelle der Rondelle zwei dreieckige Bastionen zur Feldseite hin. Das Feste Haus ist nicht vorhanden, stattdessen stehen dort zahlreiche kleinere Gebäude. Auf einem Plan der Festung, der ihren Ausbau nach 1605 zeigt, sind die stadtseitigen Rondelle verschwunden und die feldseitigen Bastionen stark vergrößert worden. (Stefan Eismann)

Arch-Untersuchung/Funde:

Keine