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Moringen

Geschichte:

Bei der noch in Resten erhaltenen ehemaligen Wasserburg Moringen handelt es sich um eine Anlage am Südrand der spätmittelalterlichen Stadt. Der Ort Moringen selbst wird in der urkundlichen Überlieferung erstmals in einer Urkunde Kaiser Ottos III. 978 als "Moringa" genannt. Deutlich erkennbar sind zwei Siedlungskerne, das so genannte Oberdorf, wo sich sehr wahrscheinlich eine Gerichtsstätte des altsächsischen Moorgaus befand. Vermutlich ist in dieser Gemarkung auch mit der Existenz eines Edelhofs als Haupthof des Gaus zu rechnen, der nach der fränkischen Eroberung als gräflicher Hof fortbestand. Später entstand an diesem Ort die romanische Kapelle St. Martin.
Von dem Oberdorf zu unterscheiden ist die städtische Siedlung des Mittelalters, als deren Keimzelle die noch in Resten erhaltene Wasserburg anzusprechen ist. 1157 ist in den Schriftquellen erstmals von einer Burg (castrum) die Rede, die sich 1252 je zur Hälfte im Besitz der Herren von Rosdorf und der Grafen von Dassel befand. Nach dem Erlöschen der Dynastenfamilie Dassel fiel ihre Hälfte an Moringen an die welfischen Herzöge. Wie in Hardegsen, so erzwang Herzog Ernst von Braunschweig 1363 von den Herren von Rosdorf die Öffnung der Burg Moringen. 1379 gelang es dem Herzog Otto dem Quaden, die Hälfte der Herren von Rosdorf in seinen Besitz zu bringen. Ferner ging die ebenfalls in den Händen dieser Familie befindliche Burg Hardegsen an ihn über. Im Unterschied zu Hardegsen, die als eine der Residenzburgen des Herzogs anzusprechen ist, diente Moringen in der Folgezeit vornehmlich als Verwaltungsmittelpunkt und wurde im Spätmittelalter mehrfach als Pfandobjekt versetzt. Der im Vorfeld der Burg entstandene Ort erhielt Mitte des 14. Jahrhunderts Stadtrecht und wird 1381 explizit als Stadt bezeichnet. Während der erste Befestigungsring Moringens den Burgbereich zunächst ausschloss, wurde die Wasserburg beim Ausbau der städtischen Befestigungsanlagen schließlich in das Befestigungssystem miteingebunden. In nachmittelalterlicher Zeit diente Bug Moringen erneut als Sitz eines Amtmanns. An die Stelle der 1720 wegen Baufälligkeit in Teilen abgetragenen Burg trat ein barockes Amtshaus, das neben dem so genannten Brauhaus, dem letzten baulichen Rest der Burg, das Erscheinungsbild der Anlage bestimmt. Zur Burg gehörte das Vorwerk als Wirtschaftshof, der 1734 einem Stadtbrand zum Opfer fiel. An die Stelle der Vorgängerbauten trat 1737 der noch erhaltene weitläufige barocke Neubau. Von 1852 bis 1973 war in dem Amtshaus das Amtsgericht untergebracht. Seit 1975 beherbergt die Wasserburg Moringen im Amtshaus das Rathaus, während in dem alten Brauhaus ein Heimatmuseum untergebracht wurde. (Jens Friedhoff)

Bauentwicklung:

Die bauliche Entwicklung der Wasserburg Moringen bedarf noch einer eingehenden Klärung. Vermutlich handelt es sich um eine Gründung, die vor die Mitte des 12. Jahrhunderts zurückreicht. Als Terminus post quem gilt die urkundliche Nennung der Burg Moringen 1157. Der 1654 veröffentlichte Kupferstich Merians zeigt die Burg als mehrteilige Baugruppe mit einer bewegten Dachlandschaft aber ohne Bergfried. Mit Ausnahme des in den Inventaren gelegentlich als Brau- und Backhaus sowie als Quartier der Gesindekräfte bezeichneten Bruchsteinbaus, der u. a. als Kornboden diente, haben sich keine baulichen Reste aus dem Spätmittelalter erhalten. 1720 wurde die Burg wegen Baufälligkeit zum großen Teil niedergelegt. An die Stelle älterer Bauten trat das barocke Amtshaus. Die Bebauung des zur Wasserburg gehörenden Vorwerks datiert ebenfalls in das zweite Viertel des 18. Jahrhunderts. (Jens Friedhoff)

Baubeschreibung:

Die baulichen Reste der Wasserburg Moringen liegen am Südende der historischen Altstadt. Bei dem Areal der Hauptburg handelt es sich um eine Fläche von etwa 50 x 50 m. Die Wassergräben an der Nord-, West- und Ostseite wurden eingeebnet. Lediglich im Süden ist in einem parkartigen Gelände ein Teich erkennbar, der vermutlich die Führung des Wassergrabens aufnimmt. Das so genannte "alte Brauhaus", ein querrechteckiger dreigeschossiger Bruchsteinbau mit Satteldach stellt den ältesten noch erhaltenen Teil der Burg dar, die 1720 abgebrochen wurde. Eine ungefähre Vorstellung der Bauten vermittelt der 1654 veröffentliche Kupferstich Matthäus Merians, der eine mehrteilige Gebäudegruppe zeigt, die sich um einen Burghof gruppiert. Erkennbar sind Gebäude mit Satteldächern, die sowohl in Stein- als auch Fachwerkbauweise errichtet wurden. Ein Bergfried ist auf der Ansicht nicht erkennbar. An das sog. Alte Brauhaus schließt sich ein zweigeschossiger Anbau mit Fachwerk im Obergeschoss an, der unter Verwendung von älterer Bausubstanz im 19. Jahrhundert als Amtsgefängnis aufgeführt wurde. Zur Stadt hin orientiert befindet sich das 1720 errichtete Amtshaus, ein breitgelagerter neun Fensterachsen aufweisender zweigeschossiger Bau mit Walmdach. An die Stelle des Vorwerks der Burg trat nach einem Brand ein barocker Wirtschaftshof. (Jens Friedhoff)

Arch-Untersuchung/Funde:

Archäologische Untersuchungen haben bislang noch nicht stattgefunden. Im Rahmen von Baumaßnahmen im "alten Brauhaus" stieß man 1952 unter dem heutigen Bodenniveau auf einen Tor- und Türbogen mit Fragmenten einer Jahreszahl ...58. (Jens Friedhoff)