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Sichelnstein

Geschichte:

Bei der am Südende des gleichnamigen Dorfes auf einem kleinen Bergsporn gelegenen Burgruine Sichelnstein handelt es sich um eine spätmittelalterliche Gründung des Braunschweiger Herzogs Otto des Quaden (1367-1394). Die Anlage wurde sehr wahrscheinlich 1370 bis 1372 als braunschweigische Landesburg gegen die Landgrafen von Hessen gegründet. Otto der Quade gehörte zu den Hauptleuten des sich gegen den hessischen Landgrafen richtenden Bündnisses der Sterner und sicherte mit der Burg Sichelnstein seine Position am Nordrand des Kaufunger Waldes. Die braunschweigische Burggründung beantwortet der hessische Landgraf Hermann II. mit der Anlage einer Gegenburg über dem Tal der Nieste, die den programmatischen Namen Sensenstein erhielt. Später diente Burg Sichelnstein als Sitz eines braunschweigischen Amtmannes, dem zeitweise die Verwaltung des Ober- und des Untergerichts Sichelnstein oblag. Ferner wurden Burg und Amt Sichelnstein von den Landesherren mehrfach als Leibgedinge braunschweig-lüneburgischer Herzoginnen ausgegeben. So z.B. 1535 von Herzog Erich I. (1495-1540) für die Herzogin Elisabeth. Noch 1658 erfolgte die Ausgabe von Sichelnstein anlässlich der Versorgung der Pfalzgräfin Sophie, der späteren Gattin des Ernst August von Calenberg-Göttingen. Ob die Burg tatsächlich bereits im Dreißigjährigen Krieg verfallen war, bedarf noch einer eingehenden Untersuchung.
Als problematisch erweist sich die gelegentlich in der Literatur aufgegriffene Frühdatierung der Burg Sichelnstein, Belege für Sichelnstein als Sitz einer angeblich seit dem frühen 12. Jahrhundert nachweisbaren Familie, die sich nach der Burg nennt, fehlen bislang. (Jens Friedhoff)

Bauentwicklung:

Die noch erhaltenen baulichen Reste der Burgruine Sichelnstein wird man typologisch in die zweite Häflte des 14. Jahrhundert setzen können. Charakteristisch für den spätmittelalterlichen Burgenbau im mittelrheinischen, hessischen und thüringischen Raum ist u. a. die Form der abgerundeten Ecke. Es handelt sich um eine Gründung des Herzogs Otto des Quaden im Jahr 1370. Die schlichte Grundrissform der Hauptburg lässt vermuten, dass keine größeren Um- und Ausbauten in späterer Zeit erfolgten, so dass der Grundbestand der Anlage aus ihrer Gründungszeit stammt. Wann die Burg aufgegeben wurde, ist unklar. In der Literatur findet sich der Hinweis, dass die Anlage während des Dreißigjährigen Krieges in Verfall geriet. (Jens Friedhoff)

Baubeschreibung:

Die spätmittelalterliche Burg Sichelnstein nimmt einen kleinen Bergsporn unterhalb des gleichnamigen Dorfes ein. Südlich des Sporns befinden sich zwei Bäche und lediglich die Nordseite bedurfte einer besonderen Sicherung. Erhalten blieb im Wesentlichen die noch bis zu 10 m hohe Ringmauer, die einen schildförmigen Grundriss umschreibt. Unmittelbar nördlich schloss sich an die Hauptburg ein annähernd vollständig verfüllter Graben an, der zur Zeit der Aufnahme durch Oppermann / Schuchhardt um 1900 noch gut erkennbar war. Weiter im Norden schloss sich die Vorburg an, die eine Fläche von 50 x 70 m einnahm. Ihrem Schutz diente u. a. ein heute eingeebneter Wall mit Außengraben.
Als Baumaterial für die Hauptburg, die lediglich über einen einzigen Zugang an der Südostseite verfügte, diente blauschwarzer Basalt. An der Außenseite der Ringmauer sind noch Konsolsteine einer Abortanlage erhalten. (Jens Friedhoff)

Arch-Untersuchung/Funde:

Im Zusammenhang mit dem Neubau einer Freilichtbühne im Inneren der Kernburg 1989 erfolgten Baubeobachtungen durch die Kreisarchäologie. Kartiert wurde der Stumpf einer gemörtelten Zweischalenmauer. In einer angeschnittenen Brandschicht stieß man auf Keramik und Dachziegelbruch. (Jens Friedhoff)