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Bahrdorf

Geschichte:

Bahrdorf war eine Landesburg der Herzöge von Braunschweig-Lüneburg, deren Existenz sich zunächst nur indirekt aus den Quellen erschließen lässt.
Herzog Otto der Milde von Braunschweig-Göttingen setzt 1328 Bahrdorf und das "Haus" Gardeleben als Pfand bei seinem Vetter Otto dem Strengen von Braunschweig-Lüneburg ein. Otto der Milde verspricht dabei, weder Otto dem Strengen, noch dessen Untertanen Schaden zuzufügen. Als Gegenpfand setzt Otto der Strenge Brunsrode und das "Schloss" Snega ein. Da es sich bei Snega um ein "Schloss" und bei Gardeleben um ein "Haus" handelt, liegt es nahe, auch in Bahrdorf und Brunsdorf Burgen oder zumindest befestigte Plätze sehen zu wollen.
Im Zuge des bald folgenden Erbstreits zwischen Otto dem Milden und dem Markgrafen Ludwig um die Markgrafschaft Brandenburg verspricht Ludwig 1340 das "castrum" Bahrdorf den Herren von Oberg, falls es ihnen gelänge, dieses zu einzunehmen.
Auch im Jahr 1347 ist die Burg Bahrdorf Dreh- und Angelpunkt eines Streits, der seinen Ursprung im Jahr 973 hat, als Otto II. dem Erzstift Magdeburg den Besitz Bahrdorfs bestätigte. Deshalb behauptet Erzbischof Otto von Magdeburg am 4. Januar vor einem Schiedsgericht gegenüber dem Herzog Magnus I., dass sie zu Unrecht auf Kirchengut und vor allem gegen seinen Willen gebaut worden sei. Daraufhin verlangte er das Recht, die Burg abzubrechen.
Es scheint zunächst kein Urteil ergangen worden zu sein, da das "Schloss" Bahrdorf am 13. 12. desselben Jahres von Herzog Magnus I. und seinem Sohn zusammen mit dem "Schloss" Süpplingenburg an ihre Vettern, die Herzöge Otto und Wilhelm von Braunschweig-Lüneburg, verpfändet wird. Allerdings hat sechs Tage später Magnus I. dem Erzbischof in einem Friedensabkommen unter anderem die Burg Bahrdorf überlassen. Dabei werden Harneid von Marenholtz und sein Sohn als die früheren Besitzer genannt. Einen Tag darauf verpflichtet Magnus seine Vettern Otto und Wilhelm, die Burg unverzüglich gegen die Zahlung der Pfandsumme an den Erzbischof von Magdeburg abzugeben. Möglicherweise wegen dem Ausbleiben der Zahlung verblieb die Burg aber in den Händen der Herzöge von Lüneburg. Nach dem Aussterben dieser Linie kam die Burg 1369 an Herzog Magnus II. von Braunschweig-Wolfenbüttel.
1371 verbündeten sich im Lüneburger Erbfolgekrieg der Erzbischof von Magdeburg und die sächsischen Herzöge Albrecht und Wenzlaus gegen die braunschweigischen Herzöge mit dem Ziel, alle "Schlösser", die einst zum Besitz der Kirche Magdeburgs gehörten, wieder unter deren Hoheit zu bringen. Im Gegenzug erlaubte Herzog Magnus II. Burchard von Marenholtz, die "Veste" Bahrdorf auszubauen
1377 erhalten die Söhne des Herzogs Magnus II., Friedrich, Heinrich und Otto, u. a. das "Schloss" Bahrdorf als Ausgleich für den Verzicht auf ihre Erbansprüche auf das Herzogtum Lüneburg. Schließlich bekommt 1388 Herzog Friedrich Bahrdorf in einem Vergleich zugesprochen.
Bis in das Jahr 1588 verbleibt die Burg als Pfand im Besitz derer von Marenholtz. Nach der Einlösung des Pfandes in diesem Jahr diente die Burg noch als Witwen- und Amtssitz. In der 2. Hälfte des 19. Jhs. erfolgte die Umwandlung zur Domäne. (Sandy Bieler)

Bauentwicklung:

Die Burg wurde vermutlich in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts errichtet. Über die Entwicklung ihrer Bausubstanz ist kaum etwas bekannt.
Im 19. Jahrhundert wurde die Anlage zum Teil abgetragen. Aus der Renaissancezeit blieb ein Gebäude erhalten, das als Pächterwohnhaus diente und 1881 im Stil der Neorenaissance umgestaltet wurde. Ferner steht noch der 1372 errichtete, quadratische Hauptturm der Burg. Der dreigeschossige Bergfried mit kreuzgratgewölbten Innenräumen erhielt in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts neue Fenster, als die Herzogin Elisabeth das Schloss 1613 bis 1619 als Witwensitz innehatte. (Sandy Bieler; Jens Friedhoff)

Baubeschreibung:

Durch die Umgestaltung zur Domäne wurde die Gestalt der Anlage grundlegend verändert. Es sind deshalb kaum Aussagen zu ihrem mittelalterlichen Aussehen möglich.
Einzig der 7,4 x 7,4 m große Bergfried steht noch heute als Repräsentant der ehemaligen Gebäude auf dem Burggelände. Er wurde in ein jüngeres Fachwerkhaus, welches sich an der Südseite des Burggeländes befindet, integriert. An seiner Nordwand befindet sich ein Fenster und darunter eine Schießscharte. Nach einer Beschreibung von Merian aus dem Jahr 1654 war die Burg von einem Wassergraben und einem Teich umgeben, zwischen denen ein kleiner Wall lag. Eine Flurkarte von 1756 bestätigt diese Angaben und zeigt zudem, dass die Burggebäude in zwei unterschiedlich großen Quadraten angeordnet waren.
(Sandy Bieler, Stefan Eismann)

Arch-Untersuchung/Funde:

Am Turm der Anlage wurden denkmalpflegerische Maßnahmen durchgeführt. Andere, vor allem archäologische Untersuchungen blieben bisher aus. (Sandy Bieler)