EBIDAT - Die Burgendatenbank

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Neuerburg i.d.Südeifel

Geschichte:

Die Anfänge der imposanten, sich über dem historischen Stadtkern des im Enztal gelegenen Ortes Neuerburg aufbauenden Anlage, reichen sehr wahrscheinlich bis in das zweite Viertel des 12. Jahrhunderts zurück. In einem Schreiben des Trierer Erzbischofs Albero aus dem Jahr 1132 erscheint unter den Zeugen ein "Theoderich de novocastro", bei dem es sich - wie die Nennung weiterer Adeliger aus der Region der Südeifel belegt - um einen Burgmann der Neuerburg im Kreis Bitburg-Prüm handeln muss. Vor 1220 war die Herrschaft Neuerburg ein Lehen der Grafen von Vianden. Ein Friedrich von der Neuerburg erscheint 1246 und 1257 wegen seiner Burg als Lehnsmann des Grafen Philipp von Vianden, der seinerseits Neuerburg von den Grafen von Luxemburg zu Lehen trug. Vermutlich handelt es sich bei jenem Friedrich von der Neuerburg um einen Neffen des Viandener Grafen. Nachdem das sich nach der Neuerburg nennende Dynastengeschlecht in der 1. Hälfte des 14. Jh. erlosch, gelangten Burg und Herrschaft an Johann von Dollendorf zu Kronenburg (+1339) und 1423 an die Familie von Rodemachern. Nach mehrfachem Besitzerwechsel fiel Neuerburg 1483 schließlich an die Grafen von Manderscheid. In nachmittelalterlicher Zeit teilten sich die Familien Manderscheid-Kail und Waldeck-Pyrmont bzw. Aremberg-Arschot den Besitz. Der Ort zu Füßen der Burg erhielt 1332 Stadtrechte. 1794 wurde das während der französischen Reunionskriege teilweise zerstörte Schloss Neuerburg versteigert und gelangte an die Familie Honue, die weitere Teile der Anlage auf Abbruch versteigerten. Nachdem die Burg von der Stadt erworben worden war, dienten die noch unter Dach befindlichen Gebäude bis zum Beginn des 20. Jhs. als Armenhaus und Gefängnis. Einer ersten Instandsetzung 1908 folgte 1930-33 die Umgestaltung zu einer Jugendburg. Bis heute beherbergt die imposante Teilruine eine Jugendherberge. (Jens Friedhoff)

Bauentwicklung:

Die recht komplizierte bauliche Entwicklung der Neuerburg ist bislang noch nicht untersucht worden. Zu den ältesten noch erhaltenen Teilen der weitläufigen Anlage zählt das romanische, im 16. Jh. erweiterte Tor im Osten der Kernburg. Dem hochmittelalterlichen Baubestand gehört die noch nachvollziehbare Ringmauer mit dem an der Angriffsseite befindlichen runden Bergfried und dem Palas an der Südseite an, die eine ovale Grundrissgestalt erkennen lässt. Für das 14. Jh. sind keine baulichen Aktivitäten nachweisbar, während zu Beginn des 15. Jhs. die Familie von Rodemachern Veränderungen am Palas vornehmen ließ. Dabei wurde der Saal im Erdgeschoss des Gebäudes mit einem stützenlosen Kreuzrippengewölbe ausgestattet. An der Westspitze entstanden unter den Grafen von Manderscheid im ausgehenden 15. Jh. Bauten, die nur noch im Fundament erkennbar sind. Dietrich IV. von Manderscheid-Blankenheim ließ 1513-40 die Ringmauer verstärken und im Norden und Süden mächtige Bastionen aufführen. In der 2. H. des 16. Jhs. erfolgten weitere bauliche Veränderungen u. a. am Obergeschoss des Palas unter Joachim von Manderscheid. Um 1600 erfolgte der Ausbau des Torhauses zu Wohnzwecken. Den Saal im Palas nutzte man bereits 1683 als Viehstall. Während der französischen Reunionskriege wurde die Burg teilweise zerstört. Weitere Substanzverluste erfolgten am Ende des 18. und zu Beginn des 19. Jhs. Während des 19. Jhs. beherbergten die noch erhaltenen Bauten das städtische Armenhaus und ein Gefängnis. 1930-33 wurde die bereits 1908 restaurierte Burg einer neuen Nutzung als Jugendherberge zugeführt. (Jens Friedhoff)

Baubeschreibung:

Die imposante, teilweise ruinöse Neuerburg thront im schmalen Enztal hoch über dem gleichnamigen Städtchen. Die noch nachvollziehbare Ringmauer, an die sich sowohl Wohngebäude als auch die frühneuzeitlichen Bastionen anlehnen, lässt eine ovale Grundrissgestalt der mittelalterlichen Burg (Länge 70 m) erkennen. Im Osten tritt die im Kern romanische Toranlage vor die Ringmauer. Die Mitte der Südseite nimmt das Palasgebäude mit seinem heute als "Kapelle" bezeichneten kreuzgewölbten Saal im Erdgeschoss ein. An der westlichen Angriffsseite, die durch einen teilweise eingeebneten Halsgraben geschützt wird, erhebt sich ein ruinöser Rundturm, bei dem es sich sehr wahrscheinlich um den hochmittelalterlichen Bergfried der Neuerburg handelt. In nachmittelalterlicher Zeit wurde der Turm rückseitig in ein ebenfalls nur noch als Ruine erhaltenes Wohngebäude einbezogen. An Ost-, West- und Nordseite wurde die Ringmauer durch mächtige frühneuzeitliche Bastionen verstärkt. (Jens Friedhoff)